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Der Himmel so fern

Der Himmel so fern

Titel: Der Himmel so fern Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kajsa Ingemarsson
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verlor ich den Zugang zu ihm. So war es auch, wenn es zu trubelig wurde, und seine Arbeitstage waren oft anstrengend und vollgestopft mit Gesprächen, Personen und Aufgaben.
    Wieder spürte ich, wie die Angst mir in die Glieder fuhr. Meine Atemzüge verkürzten sich, und bald keuchte ich laut. Ich saß da in meinem Sessel und konnte mich weder bewegen noch etwas anderes denken, als dass Mikael mir entgleiten würde. Am Ende gelang es mir, das, was vielmehr die Erinnerung an meine Atmung war, unter Kontrolle zu bringen. Am Abend käme er ja nach Hause, beruhigte ich mich und versuchte, mich selbst zu überzeugen. Er würde sich nach mir sehnen, und dann wäre ich da. In dieser Ruhe bekäme ich wieder Kontakt zu ihm, und ich würde ihn all meine Liebe spüren lassen, ihm sagen, was für ein wunderbarer Mensch er war, wie sehr ich ihn liebte und dass ich ihn niemals wieder verlassen würde. Alles wird gut werden, sagte ich leise vor mich hin, immer wieder, bis ich mich so gefangen hatte, dass ich von meinem Platz aufstehen konnte.
    Ich ging zum Fenster hinüber und sah hinaus. Unten auf der Straße hetzten die Leute in dunklen Mänteln über den Gehweg, und im Park gegenüber ragten die schwarzen Äste der Bäume in den Himmel. Ein paar wenige Blätter hingen noch wie verblasste Erinnerungen an etwas, das vorbei war. Bald war Weihnachten. In der Wohnung war davon nichts zu merken, aber draußen glitzerten die Schaufenster, und die Nachbarn hatten Lichterbögen in den Fenstern und so manchen Weihnachtsschmuck. Ich hatte keine Ahnung, ob Mikael davon überhaupt etwas mitbekommen hatte, meist war er sehr in seine eigenen Gedanken vertieft, und mit Weihnachten hatten wir früher nie viel Aufwand betrieben. Ein paar Tage, um zu verreisen oder sich in Ruhe die Arbeitsstapel vorzunehmen, die liegengeblieben waren.
    Ich verließ das Wohnzimmer und ging hinüber in die Küche. Dort blieb ich mitten im Raum stehen und sah mich um. Wäre ich noch am Leben gewesen, hätte ich mir vermutlich einen Espresso gemacht oder mir ein Glas Wein eingeschenkt. Vielleicht noch aus dem Schrank etwas Süßes geholt. Dazu ein Buch. Ich war nur selten allein zu Haus. Meistens ging ich vor Mikael zur Arbeit und kam in der Regel auch später wieder heim. Wenn er am Wochenende Besichtigungen hatte, legte ich Arbeitsschichten im Büro ein. Oder ging ins Studio. Ein paar Male hatte ich mir auch Zeit für eine Verabredung mit Freunden zum Essen genommen. Es kam vor, dass Mette und ich uns in einem Café in der Stadt trafen, aber das war selten. Meine Arbeit forderte viel Zeit. Mikael warf mir regelmäßig vor, dass der Job für mich immer an erster Stelle stand. Ich ließ ihn in dem Glauben. Ließ ihn niemals wissen, wie sehr ich ihn bei all den Geschäftsreisen, während all der Überstunden vor dem Computer vermisste. Meine Freiheit und meine Unabhängigkeit waren der Schlüssel zu seinem Herzen. Ein Schlüssel, der mir heilig war.
    Ich verließ die Küche und ging am Arbeitszimmer und am Gästezimmer vorbei in unser Schlafzimmer. Das Bett war nicht gemacht, und Mikael hatte überall Klamotten verstreut. Sein Herrendiener, den ich ihm gekauft hatte, stand dagegen leer. Typisch. Warum sollte man seine Hose ordentlich auf einen Bügel hängen, wenn man sie genauso gut zusammenknüllen und auf den Boden schmeißen konnte? Ich hatte mich über seinen fehlenden Ordnungssinn häufig aufgeregt, und für mich riss er sich am Riemen, wenn er daran dachte. Um den Rest kümmerte sich Renata. Das war eine elegante Lösung, denn keiner von uns hatte Lust, die wenige freie Zeit, die uns blieb, auch noch damit zu verbringen, die Badewanne zu schrubben, die Wäsche zu waschen oder die Fenster zu putzen. Wir konnten es uns leisten, uns davon freizukaufen, und ich hatte damit kein Problem. Für mich war das eine Frage von Lebensqualität, die ich als Kind nicht genossen hatte. Die Erinnerung an meine Mutter war eng mit dem Geräusch des Staubsaugers verbunden, und ich kann mich noch an ihr Gesicht erinnern, wenn sie sich über unsere lehmigen Schuhe im Flur beklagte. Um ihre Kleidung scherte sie sich überhaupt nicht, überhaupt um ihr Äußeres, und die Wohnungseinrichtung war abgenutzt und altmodisch, aber auf dem Boden fand man kein Staubkörnchen, das konnte ihr niemand vorhalten. Ich weiß sogar noch, wie sie diesen Staubsauger gekauft hat. Sie hatte von Papa ein Kleid geschenkt bekommen, das sündhaft teuer gewesen war. Sie schimpfte mit ihm und hielt ihm vor,

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