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Der Himmel ueber Dem Boesen

Der Himmel ueber Dem Boesen

Titel: Der Himmel ueber Dem Boesen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Phil Rickman
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noch gleich
hinaufgeklettert
ist.» Er grinste Merrily an. «So, und jetzt sind Sie dran.»
    Merrily sagte nichts. Sie hatte Sam Hall auch auf diesen Widerspruch hingewiesen. Er hatte gesagt, es gäbe keine zwei E H-Fälle , die sich genau glichen. Er hatte gesagt, Allergiker würden seltsamerweise oft gerade von dem Allergen in seiner offensichtlichsten Form angezogen. Er hatte gesagt, eine gewisse Frequenz des elektromagnetischen Feldes könnte bei bestimmten Menschen eine Abhängigkeit auslösen. Er hatte gesagt, dazu müsse noch viel geforscht werden, aber es wäre eine Erklärung dafür, warum Roddy diesen Mast hochgeklettert war, genau, wie er es schon als kleiner Junge öfter getan hatte.
    «Wussten Sie, dass Melanie Pullman seine Leidensgenossin war?»
    Bliss’ Augen verengten sich.
    «Mit Nebenwirkungen. Sind Sie interessiert?»
    «Reden Sie weiter», sagte er.
    Sie erzählte ihm von den Nebenwirkungen. Sie holte den Bericht von Kanonikus Dobbs. Bliss las ihn langsam und sorgfältig. Als er aufsah, lächelte er nicht.
    «Das wird langsam alles ziemlich irre, Merrily, sogar für Ihre Verhältnisse. Jetzt erfahren wir also auch noch, dass sie von Außerirdischen entführt wurde. Waren womöglich dieselben Außerirdischen, die Lynsey erwürgt und anschließend unter dem Abwassertank verscharrt haben.»
    Sie erzählte trotzdem weiter. «Ich vermute auch, dass Roddy Lodge schon fast sein ganzes Leben lang unerklärliche Erfahrungen gemacht hatte und dass sich seine Erkrankung nach dem Umzug in den Bungalow verschlimmerte, weil dort die elektromagnetische Strahlung viel stärker war. Es ist wahrscheinlich, dass sich ihre Beziehung – die von Melanie und ihm – daraus entwickelt hat, dass sie sich gegenseitig unterstützt haben.»
    Frannie Bliss stieß zwischen zusammengebissenen Zähnen ein Zischen aus. «Dann waren sie eben alle beide durchgeknallt. Und was sagt uns das? Erklärt es vielleicht, warum er sie ermordet hat?»
    «Jetzt tut es Ihnen leid, dass Sie mich überhaupt einbezogen haben, stimmt’s?»
    «Ich frage mich nur, warum Ihnen die Sache auf einmal so wichtig ist.»
    «Weil ich ihn beerdige und weil viel zu viele Beerdigungen heutzutage oberflächlich und sinnentleert sind und ganz bestimmt nicht geeignet, irgendetwas zur ewigen Ruhe zu betten. Wir reden mit den Verwandten, und wir kratzen ein paar Anekdoten über den Verstorbenen zusammen und spulen sie herunter, dann kommt er unter die Erde, und der nächste ist dran. Ich finde einfach, wir schulden ihnen wenigstens den Versuch, ihr Leben zu verstehen. Mein Gott, das war mal so richtig pathetisch, was?»
    Im letzten Tageslicht sah sie eine schattenhafte Gestalt am Küchenfenster vorbeigehen. Kaum jemand kam hinten herum, nicht einmal Lol. Das hier war jemand, der es diskret mochte, als wäre er Gottes Geheimagent. Bliss saß mit dem Rücken zum Fenster und hatte den Schatten nicht bemerkt.
    Sie stand auf. «Und   … wie geht’s zu Hause, Frannie?»
    «Bescheiden, danke der Nachfrage.»
    «Huw ist hier.»
    «Owen?»
Hastig stand er auf. «Mist. Gibt’s hier noch einen anderen Ausgang?»

35   In Sack und Asche
    So hatte sie Huw noch nie erlebt. Er war weiß vor Wut und fuchtelte drohend mit dem Zeigefinger vor Frannie Bliss’ Nase herum.
    «Immer machen und dann erst denken! Überall mit den Uniformstiefeln rumtrampeln. Ganz egal, wie lange einer schon bei der Polizei ist, er lernt nichts dazu!»
    Huws Hand zitterte.
    «Huw   …» Bliss war aufgesprungen, und sie standen sich über die Tischplatte gebeugt gegenüber. «Schließlich ist das
meine
Karriere, die hier demnächst den Bach runtergeht.»
    «Oh, ach so   …» Huws Gesichtsausdruck war alles andere als priesterlich. «Denkt ihr eigentlich auch mal an die Eltern all dieser toten und vermissten Mädchen? Wie sie Nacht für Nacht wach liegen und sich in allen Einzelheiten ausmalen, was man ihren Kindern angetan haben könnte? Wie sie in der Dunkelheit hochschrecken, im Kopf lauter Bilder von dunklen Kellern und Folterinstrumenten? Wie sie von Blut und Dreck und ihrem schluchzenden Mädchen träumen und sich fragen, wie lange ihr Kind leiden musste, bevor es starb? Wie stark es verstümmelt wurde, bevor es nackt und tot unter einem   … Abwassertank landete?»
    «Also erstens mal», sagte Bliss, «wurde Lynsey Davies nicht nackt gefunden.»
    «Sie
wollten
eine Massenpanik. Einen großen, medienwirksamen Fall, mit dem man sein Prestige aufpolieren kann.»
    «Das stimmt überhaupt

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