Der Himmel über der Heide (German Edition)
legte die Kelle beiseite und holte aus einem der unteren Regale einen großen Kanister hervor. «Und wir waren beide durchaus ganz angetan.»
Neugierig schnappte Kati sich einen Teelöffel, um den Essig selbst zu probieren. Sie nickte anerkennend.
«Das schmeckt wirklich gut.»
«Den kann man bestimmt wunderbar als Dressing für Blattsalate verwenden. Vielleicht etwas für die neue Speisekarte.»
«Bloß gut, dass Carstensen so viele Johannisbeeren gesammelt hat.»
Kati konnte es sich nicht nehmen lassen, den Nachbarn noch einmal ins Spiel zu bringen.
«Was hast du eigentlich mit den Pflaumen gemacht?», bohrte sie nach.
«Kuchen», antwortete Elli lapidar. Dann hielt sie in der Bewegung inne. «Und bevor du weiterfragst: Albert hat auch ein Blech davon abbekommen.»
Kati lachte und ließ es dabei bewenden. Ihre Großmutter schaffte Konflikte eben mit Kuchen oder einem Schluck Eierlikör aus der Welt.
Während Elli nun die leuchtend rote Flüssigkeit in den Kanister füllte, kam Kati eine Idee: «Sag mal, Oma, wie viel Liter Johannisbeersaft hast du denn noch? Ist da auch noch was über, was wir verkaufen können? Das wär doch eine schöne Geschenkidee. So kleine Fläschchen mit Johannisbeer-Essig. Ein hübsches Etikett drauf und fertig. Das könnten wir auch in unserem Hofladen anbieten.»
Elli überlegte. «Das wäre schon möglich. Wenn es denn wirklich dazu kommt.»
«Die Fläschchen müssten ja auch nicht sehr groß sein», schlug Kati vor. «Ich denke, 0,1 Liter würden sicher reichen.»
«Und du würdest das Etikett entwerfen? So etwas kannst du doch, nicht wahr?»
«Ich bin Designerin, das ist mein Job. Vielleicht funktioniert ja ein Johannisbeerbüschel als Logo.» Kati dachte laut nach, während bereits ein passendes Bild vor ihrem geistigen Auge entstand. «Ich werde mal ein bisschen mit Motiven rumprobieren.»
«Was willst du ausprobieren?» Just in diesem Moment kam Dorothee in die Küche. Auch sie hatte ein fröhliches «Guten Morgen!» und ein Lächeln auf den Lippen.
Kati erklärte ihr, was Elli da in den Kanister abfüllte, und erläuterte die Idee, den Essig zu vermarkten.
«Wieso entwirfst du nicht ein Logo, das für alle Produkte vom Heidehof stehen könnte?», schlug Dorothee vor.
«Corporate Identity?» , fragte Kati.
«Genau. Was hältst du von Heidekraut? So etwas erwarten doch die Gäste sicher.»
Kati überlegte und griff nach einer weißen Serviette aus dem Stapel, der auf der Anrichte zum Nachfüllen für die Gaststube lag. Dann nahm sie einen Stift zur Hand und skizzierte unter den aufmerksamen Blicken von Elli und Dorothee einen kleinen Zweig Heidekraut.
Sie hielt den Entwurf etwas in die Höhe, um sich selbst ein Urteil bilden zu können.
«Das ist aber keine Besenheide», kommentierte Elli.
Kati nickte. «Wir könnten auch Calluna vulgaris nehmen. Aber die Erika eignet sich vielleicht besser. Das ist dann was Besonderes und trotzdem heidetypisch. Was meint ihr?»
Dorothee und Elli nickten anerkennend.
«Dann kümmere ich mich heute in einer freien Minute mal um die Ausarbeitung des Logos», sagte Kati und räumte ihre Kaffeetasse weg.
«Willst du das nicht vielleicht in meinem Büro machen?», fragte Dorothee. «In deinem alten Kinderzimmer kannst du doch überhaupt nicht vernünftig arbeiten.»
Kati zuckte mit den Schultern. Zwar war sie es tatsächlich schon leid, mit ihrem Laptop meist auf dem Bett sitzen zu müssen. Aber sie wusste, dass in Dorothees Büro ebenfalls nicht besonders viel Platz war.
«Aber dein Schreibtisch ist auch nicht besonders groß», gab sie daher zu bedenken. «Ich müsste meine Sachen immer wieder wegräumen.»
«Ich könnte ein paar Unterlagen zur Seite räumen oder aussortieren.» Dorothee schien ihren Vorschlag ernst zu meinen. «Vielleicht kriegen wir sogar einen zweiten Schreibtisch im Büro unter. Wir könnten zum Beispiel den antiken Sekretär aus Jules Zimmer benutzen und –» Dorothee stockte.
Auch Elli hielt in der Bewegung inne und richtete ihren Blick automatisch auf Kati, so als sei ihre Enkelin die Einzige, die darüber zu entscheiden habe.
Für einen Moment herrschte tiefes Schweigen in der Küche.
Dann räusperte sich Dorothee. «Ich meine, Hinrich hängt doch so an dem alten Ding. Und es ist vielleicht an der Zeit, das Zimmer umzuräumen, oder? Was meinst du, Kati? Wir können uns den Raum doch daraufhin mal ansehen.»
Kati war sprachlos. Zu so einem Schritt fühlte sie sich nicht bereit.
«Wie wäre es,
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