Der Himmel über der Heide (German Edition)
sich aber keine große Hoffnung, dass sich überhaupt jemand auf die Inserate melden würde. Deutlich positiver nahm sie die Überprüfung der Buchungen auf. Sie sprach den beiden ein dickes Lob aus.
Am frühen Nachmittag brachen Kati und Flo schließlich auf.
Dorothee und Elli verabschiedeten die beiden mit einem herzlichen Dankeschön und luden Flo ein, bald wiederzukommen. Wenn es etwas ruhiger zuging, wollten sie ihr mehr von der schönen Gegend zeigen.
Dann stiegen Kati und Flo gut versorgt mit frischen Blumen und reichlich Proviant in den alten Golf und fuhren los. In Soltau wollte Kati noch bei ihrem Vater im Krankenhaus vorbeischauen. Der Besuch fiel denkbar kurz aus, aber Kati war froh, wenigstens einen Moment am Bett ihres Vaters gesessen zu haben. Hinrich lag in einem ständigen Dämmerzustand und war nicht ansprechbar. Leider hatte Kati auch nur kurz mit einem jungen Assistenzarzt sprechen können und nichts wirklich Neues erfahren.
Als Kati gegen 17 Uhr vor Flos Tür hielt, nahmen sich die Freundinnen noch mal fest in den Arm. Kati bedankte sich herzlich für Flos spontane und tatkräftige Unterstützung. Und Flo wünschte Kati noch einen schönen Abend und – in Anspielung auf Simons manchmal fehlende Empathie – viel Glück.
Kati hatte ihrer Freundin auf der Rückfahrt von ihren nächtlichen Überlegungen berichtet. Flos deutlich ironischer Unterton bei dem Gespräch ließ Kati unfreiwillig auflachen. Flo machte keinen Hehl daraus, dass sie Simon nicht besonders mochte. Am Anfang ihrer Beziehung hatte Kati gedacht, Flo wäre möglicherweise ein bisschen eifersüchtig. Schließlich hatte ihre beste Freundin leider nie besonders viel Glück mit Männern und entweder nur kurze oder sehr einseitige Beziehungen gehabt. Doch jedes Mal, wenn Flo und Simon aufeinandertrafen, verstrickten sie sich in aufreibende Diskussionen über jedes nur denkbare Thema. Nie waren sie dabei auf einen Nenner gekommen. Auch hatten sie einen sehr unterschiedlichen Humor. Dabei konnte Simon ganze Gesellschaften bestens unterhalten und brachte jeden mit seiner Ironie zum Lachen. Eloquent, wie er war, bereitete es ihm keine große Mühe vor vielen Leuten zu reden und dabei einen witzigen Ton anzuschlagen. Das kam ihm in seinem Job sicher des Öfteren zugute. Und auch wenn Kati mit seinem Beruf bisweilen auf Kriegsfuß stand, so war sie doch stolz, einen so klugen und erfolgreichen Mann an ihrer Seite zu wissen.
Kati und Flo verabredeten sich für den nächsten Morgen in der Agentur. Sie wollten noch einmal gemeinsam mit Gero über die Präsentation sprechen, und Kati wollte bei dieser Gelegenheit ganz offiziell ihren Urlaub einreichen.
Als Kati endlich ihr Wohnhaus in Ottensen erreichte, musste sie zwei Mal um den Block fahren, bis sie einen Parkplatz fand. Die Parklücke war winzig und eigentlich viel zu weit von ihrer Wohnung entfernt. Mit viel Rangieren und Fluchen bugsierte sie ihren alten Golf schließlich zwischen zwei andere Autos. Und obwohl sie sich darüber ärgerte, dass sie nun sämtliche Lebensmittel, die sie für den Abend aus der Gasthofküche hatte mitnehmen dürfen, so weit schleppen musste, war sie erstaunlich guter Laune.
Als Kati oben in der Wohnung ankam, beschloss sie, gleich mit dem Kochen zu beginnen. Die Zeit drängte, wenn sie Simon um 19 Uhr vom Flughafen abholen wollte. Er würde Augen machen, wenn sie ihn dort überraschte! Und noch größere, wenn zu Hause sein Lieblingsessen von der Speisekarte des Heidehofs auf ihn wartete: Mandel-Brokkoli-Gratin mit Filetspitzen und Heidekartoffeln.
Anfangs hatte sie Simon öfter zum Flughafen gebracht oder ihn dort abgeholt. Doch seit er darauf bestand, seinen Auftraggebern sämtliche Reisekosten in Rechnung zu stellen, fuhr er immer mit dem Taxi.
Nach einer guten Stunde hatte Kati das Essen, soweit es ging, für den Abend vorbereitet. Sie deckte noch den Tisch und dekorierte ihn liebevoll mit Blumen aus Ellis Garten. Dann fischte sie einen französischen Rotwein aus dem Regal, den Simon und sie damals bei ihrem ersten gemeinsamen Urlaub in der Provence so köstlich gefunden hatten.
Anschließend zog sie sich um. Zwei Wochen zuvor hatte sie im Mercado, dem Einkaufszentrum von Altona, spontan eine Bluse gekauft, die hervorragend zu ihrer innig geliebten Cavalli-Jeans passte. Vor dem Spiegel fühlte sie sich ein bisschen wie ein Teenager vor dem ersten Date. Es kam ihr irgendwie albern vor, so aufgeregt zu sein. Andererseits sollte das Wiedersehen
Weitere Kostenlose Bücher