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Der Himmel über der Heide (German Edition)

Der Himmel über der Heide (German Edition)

Titel: Der Himmel über der Heide (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sofie Cramer
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dort plötzlich das Licht anging. Simon war offenbar bereits zu Hause. Vermutlich wunderte er sich über den gedeckten Tisch und das Essen auf dem Herd. Gleich würde ihr Handy klingeln, da war Kati sicher.
    Doch was sollte sie tun? Zu ihm hinaufgehen und ihm eine Szene machen? Das alles schien ihr so absurd und unwirklich.
    Wie ferngesteuert stieg sie aus dem Wagen, betrat das Haus und schleppte sich mühsam die Treppe hoch. Mit langsamen Bewegungen öffnete sie die Wohnungstür, blieb aber im Flur stehen, als Simon mit freudigem Gesichtsausdruck auf sie zueilte.
    «Hallo, meine Süße!» Er wollte sie auf die Wange küssen. «Du hast für uns gekocht?!»
    «Ich bin nicht deine Süße», hörte sich Kati beinahe tonlos sagen.
    Simon verstand nicht und sah sie irritiert an.
    Kati spürte, dass sie ihre Tränen nicht mehr zurückhalten konnte, und wendete sich ab. Doch Simon bekam sie am Arm zu fassen und zog sie in die Wohnung.
    «Kattharina, was ist denn los? Ist was mit deinem Vater?»
    Sie hasste es, wenn Simon sie Kattharina nannte, und schrie ihm ins Gesicht: «Allerdings ist was mit meinem Vater: Er ist todkrank! Und mein sogenannter Freund hat nichts Besseres zu tun, als eine billige Blondine zu vögeln!»
    Simon erstarrte vor Schreck.
    Was dann kam, erschien Kati wie ein schlechter Film. Ein Film, von dem sie niemals gedacht hätte, dass ausgerechnet sie die jämmerliche Hauptfigur darin abgeben würde. Als sie Simon damit konfrontierte, dass sie ihn am Flughafen hatte abholen wollen und ihn dort mit einer anderen Frau im Arm gesehen hatte, reagierte er vollkommen verständnislos. Er verdrehte die Augen und stritt alles ab.
    Er behauptete, mit dieser Claudia sei nichts gelaufen und dass sie eine Kollegin aus Hamburg wäre. Allerdings gab er zu, dass sie Annäherungsversuche gemacht hatte.
    «Aber ich empfinde überhaupt nichts für sie», beteuerte er.
    Kati atmete tief ein. «Ich war vielleicht naiv – all die Monate oder Jahre. Aber blind bin ich nicht!»
    Einen Moment lang sah Simon sie böse an. Seine Augen wirkten plötzlich kalt und fremd. Kati erschauderte. Keine Sekunde länger wollte sie seinem bohrenden Blick ausgesetzt sein. Sie wollte weg, nur weg. Raus aus der Enge ihrer Wohnung und fort von Simons stechendem Blick.
    Mit einem Ruck drehte sie sich um, rannte zur offen stehenden Wohnungstür hinaus und nahm zwei Stufen auf einmal. Im Treppenhaus hallte Simons Stimme. Er rief ihr irgendetwas nach, was Kati aber weder richtig hören konnte noch wollte. Sie wollte nur noch weg von ihm.
    ***
    «Tut mir leid, wenn ich das sage: Aber in eurem Fall ist das berühmte Ende mit Schrecken bestimmt besser, als das Leiden ohne Ende.» Zum dritten Mal an diesem Abend reichte Flo ihrer Freundin die Kleenexbox.
    Doch Kati hörte gar nicht richtig zu. Sie schnäuzte sich lautstark und rutschte noch etwas tiefer in den Schaukelstuhl.
    Sie saßen in der Küche, Flo hatte Tee aufgesetzt und die obligatorische Packung Toffifee bereitgestellt.
    «Mal im Ernst», sagte ihre Freundin nun schon etwas strenger, «du willst mir doch nicht erzählen, dass ihr in letzter Zeit auch nur einen Tag zusammen glücklich wart.»
    Kati sah sie mit verquollenen Augen an und seufzte. «Keine Ahnung. Aber es tut trotzdem weh, so verarscht zu werden.»
    «Das ist schon mal ein guter Anfang. Die Wut wird dir jede Stunde wieder klarmachen, dass Simon echt ein Arschloch ist. Ein arrogantes Arschloch. Und total humorbefreit!»
    Kati musste unwillkürlich grinsen. Doch dann katapultierte sie der Piepton ihres Handys zurück in den Schmerz. Es war bereits die zweite SMS von Simon.
    Flo nahm ihr das Telefon aus der Hand und las laut vor: «geh bitte ran oder sag mir wenigstens, wo du bist. mache mir Sorgen!»
    «Pah! Auf einmal!», höhnte Flo und schüttelte den Kopf. «Soll er sich ruhig Sorgen machen! Am besten, du ignorierst ihn.»
    Kati nickte zaghaft, während gleichzeitig ihr Kopf immer schwerer wurde. Sie war so müde! Ja, hundemüde bin ich, dachte Kati. Sie war es leid, auch nur einen einzigen weiteren Tag, eine Woche, einen Monat oder gar ein weiteres Jahr wegen Simon zu leiden. Selbst wenn sich alles aufklären würde und er ihr tatsächlich treu war, so wäre er am Ende doch der Falsche. Nein, für Simon lohnte es sich nicht, all diese Entbehrungen auf sich zu nehmen. Das wusste Kati im Grunde schon lange. Jetzt gab es keine Ausflüchte mehr. Und diese bittere Erkenntnis lähmte sie vollkommen.
    ***
    Trotz ihrer bleiernen

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