Der Hobbnix - Die große Tolkien-Parodie 2: Hobbnix 2
Isch beschwer mich net , weil ich so Sitzriese spiel, Alda.« Er gestikulierte zornig. »Isch beschwer mich, weil isch mit so zehn Prozent drin bin bei der Produktion – und dann so abgespeist werd.«
Das war mir neu. »Zehn Prozent? Ich dachte, wir wären beide mit fünfzig Prozent beteiligt.«
»Planänderungsalarm, Alda.« Er kratzte sich am Bart. »Du hast mehr Geld als isch, Mann. Dann is konkret korrekt, wenn du mehr rauskriegst als isch. Da hast du dann neunzig Prozent vom Gewinn. Is doch fett cool, oder?«
»Hm, vermutlich«, sagte ich vorsichtig.
»Aber der Gewinn is null, wenn isch net die Hauptrolle krieg. Es geht um Bier. Also geht’s um misch.« Er redete sich wieder in Rage. »Isch werd mich bei mein Agent beschweren. Nein, korrekter: Isch werd mich gleich bei Dieter beschweren.« Er drehte sich um und stapfte wieder in das Gebäude.
Ich folgte Til hinein und sah, dass sich alle weiblichen Darsteller der Serie inzwischen bis auf die Haut ausgezogen hatten – wie am Tag ihrer Geburt. Glaube ich jedenfalls. Ich meine, ich habe keine von ihnen gesehen, als sie geboren wurde, also kann ich es nicht mit hundertprozentiger Sicherheit sagen. Aber sie waren alle ziemlich nackt, soviel stand fest. Sie hatten die ihnen vorgegebenen Positionen eingenommen und hielten das Drehbuch in der Hand, aber die Probe war offenbar gerade unterbrochen worden, weil Wischwedel mit Mark Fatty diskutierte, dessen Königskostüm achtlos auf dem Boden lag.
»Nein, Mark«, sagte der Regisseur. »Du ziehst sofort wieder deine Hose an. Sofort! «
»Solidarität!«, rief Fatty. »Solidarität mit unseren Schauspielergenossinnen!« Es schien allerdings, als wäre er weniger um seine Schauspielergenossinnen besorgt als darüber, dass sich jemand zwischen ihn und den großen Spiegel stellen könnte, der an der Wand hing.
»Willst du etwa unsere Quote ruinieren?«, zischte Wischwedel. »Du behältst deine Sachen an! Ist das klar?«
»Warum sollten wir uns für unsere göttliche Nacktheit schämen?«, deklamierte Mark und tanzte (ein wenig schwerfällig, um ehrlich zu sein) durch den Proberaum.
»Omeingottwashabichnurverbrochen«, murmelte Wischwedel. »Warum muss ich immer mit solchen Amateuren arbeiten?« Er zog einen roten Stift aus der Tasche, und ich sah, wie er in Großbuchstaben DER KÖNIG WIRD IN FOLGE 2 VON SCHWEINEN GEFRESSEN auf seine Kopie des Drehbuchs schrieb.
»Äh, Dieter«, meldete sich Til in diesem Moment. »Weissu, isch hab da mal so nachgedacht. Isch weiß wirklich net, ob Thymian so die korrekte Rolle für mich is …«
» ICH KÜNDIGE !«, rief Wischwedel, schleuderte das Drehbuch gegen die Wand und stapfte zur Tür. Sofort liefen ihm die Schauspieler nach, scharten sich um ihn – alle bis auf Mark, der vor dem Spiegel auf und ab stolzierte und seine Arme wie eine römische Statue über den Kopf hielt – und redeten auf ihn ein.
»Bitte lass uns nicht allein, Dirk!«
»Das war doch nicht so gemeint!«
»Du bist der allergrößte Regisseur von allen!«
Und so weiter.
Wie auch immer, es war genau der richtige Zeitpunkt, mich auf den Heimweg zu machen. Ich trottete zurück zum Bahnhof und wartete auf den nächsten Zug. Die Sonne versank gerade hinter den Dächern. Die Schatten wurden länger, wurden zu Schaaaatten, und die braven Stadtbewohner zogen sich in ihre Häuser zurück – wobei sie zuvor noch in der nächstgelegenen Pilskneipe haltmachten, um sich einen hinter die Binde zu gießen. Ich merkte, dass ich in ziemlich guter Stimmung war. Es gab keinen Grund anzunehmen, dass der Hobbnix -Film kein finanzieller Erfolg werden würde; und mein Gefühl sagte mir, dass auch Das Lied vom Bier am Feuer – trotz der verstörenden Ereignisse, deren Zeuge ich gerade geworden war – Geld abwerfen würde. Zählte ich diese beiden Einnahmequellen zu den Erlösen meiner bisherigen Bücher und natürlich meiner in Bälde erscheinenden Autobiografie – ein sicherer Bestseller – dazu, dann gehörten meine Geldsorgen bald der Vergangenheit an.
Ja, Geld. Vielleicht sollte ich diesen Moment in der Geschichte – der Moment, in dem ich in den Zug steige und zurück nach Hoppler-Ahoi! fahre – nutzen, um meine finanzielle Situation etwas näher zu erläutern. Warum auch nicht? Dieser Moment ist dafür so geeignet wie jeder andere. Denn es gab keine besonderen Vorkommnisse auf der Zugfahrt. Eine Stunde und fünfundfünfzig Minuten lang durchgerüttelt werden, durch das Fenster auf die vorbeiziehende Landschaft
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