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Der Hof (German Edition)

Der Hof (German Edition)

Titel: Der Hof (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Simon Beckett
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einer unheimlichen Ruhe Platz gemacht, die mich noch viel mehr beunruhigt.
    «Sie sind im See geschwommen.»
    «Ich, na ja … Mir war heiß. Brauchte eine Abkühlung.»
    «Sie waren ziemlich lange unter Wasser. Was haben Sie da gemacht?»
    «Ich bin nur geschwommen.»
    Ich versuche abzuschätzen, wie viel sie weiß. Ob es möglich ist, dass sie keine Ahnung hat, was der See verbirgt. Aber ich zittere so heftig, dass es mir schwerfällt, einen klaren Gedanken zu fassen.
    «Ich habe Ihnen schon gesagt, Papa verbietet es, hier zu schwimmen. Es ist nicht sicher.» Sicher? Für wen denn? «Wenn ich ihm davon erzähle, wird er wütend.»
    «Du musst ihm ja nicht davon erzählen, oder?»
    «Warum sollte ich es ihm verschweigen? Sie gehen ja doch morgen weg.» Ihr Blick ist kalt und distanziert. «Sie machen sich gar nichts aus uns. Sonst würden Sie uns nicht im Stich lassen.»
    «Ich lasse niemanden im Stich.»
    «Doch, das tun Sie. Sie unterscheiden sich durch nichts von all den anderen. Wir haben Ihnen vertraut, und jetzt haben Sie uns verraten.»
    Dieselbe Formulierung hat sie schon in Bezug auf Louis verwendet. «Schau mal, es tut mir leid, wenn …»
    «Nein, tut es Ihnen nicht. Sie haben mir etwas vorgemacht.»
    Ihr etwas vorgemacht? Zum zweiten Mal in dieser Nacht habe ich keine Ahnung, worum es hier geht. «Das stimmt nicht …»
    «Dann versprechen Sie zu bleiben.»
    «Gretchen …»
    «Sie müssen es versprechen. Sonst erzähle ich Papa alles.»
    Himmel. Ich schaue wieder aufs Wasser. Ich weiß nicht, ob sie sich bewusst ist, was unter der Oberfläche verborgen liegt oder welche Probleme sie mit Arnaud heraufbeschwört. Doch ich kann nicht riskieren, dass er herausfindet, was ich getan habe. Mir gefällt der Gedanke nicht, aber irgendwie muss ich Gretchen zumindest so lange zum Schweigen bringen, bis ich fort bin.
    «Okay», sage ich. «Ich bleibe.»
    Gretchen starrt mich an. Ich spüre, wie sich die Haare in meinem Nacken sträuben.
    «Lügner.»
    «Nein, ich …»
    «Ich dachte, Sie wären richtig nett, aber das sind Sie gar nicht. Ich mag Sie nicht mehr.»
    «Gretchen, hör mal …», setze ich an, aber sie rennt bereits den Weg entlang. Nach einer Sekunde löse ich mich aus der Erstarrung und laufe ihr nach. Ich habe keine Ahnung, was ich sagen oder tun soll. Ich weiß nur, dass ich nicht hier unten warten kann. Ich bin ziemlich aus der Form, und mit den aufgeschnürten Stiefeln, aus denen ich beim Rennen immer herausschlappe, ist das Ganze ein Albtraum. Gretchen rast vor mir durch den Wald und taucht immer wieder gespenstisch im Licht des Mondes auf wie ein Geist. Meine Brust und meine Beine brennen, während ich an den Statuen vorbeirenne. Dann rutsche ich mit einem Schuh weg und stürze. Der Atem wird mir aus der Lunge getrieben. Außer Atem richte ich mich halb auf und beobachte Gretchens Gestalt, die aus dem Wald läuft und zwischen den Rebstöcken weiter. Eine Wolke verhüllt den Mond, und für den Moment verliere ich sie aus den Augen. Aber ich weiß ohnehin, dass ich sie nicht mehr einholen werde. Nicht, ehe sie das Haus erreicht.
    Ich beuge mich tief hinunter und ringe nach Luft. Scheiße,
Scheiße!
Ich versuche, einen klaren Gedanken zu fassen. Vielleicht reagiere ich auch überzogen, und es gibt eine unschuldige Erklärung für alles. Der Pickup könnte ein altes Ding sein, das sie versenkt haben. Ich will unbedingt daran glauben, doch die Erinnerung an das, was ich im See gefunden habe, ist noch zu deutlich. Und drauf ankommen lassen kann ich es auch nicht. Wenn der Pick-up tatsächlich Louis gehört, kann Arnaud nicht riskieren, dass ich irgendwem davon erzähle.
    Er wird nicht zulassen, dass ich den Hof verlasse.
    Wie aufs Stichwort dringt seine erhobene Stimme vom Hof herüber und bellt irgendwas Unverständliches. Ich glaube, auch Mathilde hören zu können, die einen flehenden Kontrapunkt bildet. Dann schlägt eine Tür zu, und es herrscht Stille.
    Er ist unterwegs hierher.
    Ich schaue mich nach dem Stiefel um, den ich bei dem Sturz verloren habe, doch der Mond ist immer noch von Wolken verborgen, und ich kann nur Schemen erkennen. Mir bleibt keine Zeit mehr. Steine und Zweige piken in meinen nackten Fuß – natürlich ausgerechnet der frisch verheilte –, und ich verlasse hastig den Feldweg und verstecke mich zwischen den Bäumen. Sobald Arnaud vorbei ist, kann ich zurück auf den Weg. Um meinen Rucksack kann ich mir später Gedanken machen.
    Ich bin noch nicht besonders weit

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