Der Hoteldetektiv
gut
hielten, oder?
Job las alles über Cholera in der Stadtbibliothek nach und stieß
dabei auf die Erwähnung des Giftes Moi-gi.
Er reiste viel im Land herum, ja von Berufs wegen, und in Süd-
West, in Windhuk, fand er einen uralten Buschmann, der im Bazar
mit Schmuck aus Straußeneierschalen handelte. Job freundete sich
mit ihm an, und der alte Buschmann besorgte ihm Moi-gi.
Job überdachte alle Möglichkeiten, wie er das Gift verwenden
könnte.
Da gab es dieses neue Fritieröl, kalorienarm, und daher besonders
begehrt.
Wenn man sich die Mühe machte, sehr vorsichtig zu sein, konnte
man den Plastikverschluß der Öldose mit einer Injektionsnadel an-
pieksen und Moi-gi einspritzen.
Gedacht, getan. So geschah es.
Job M. präparierte eine Anzahl Dosen des tadellosen Fritieröls
und sandte sie als Einführungs- oder Treuepräsente an die diversen Sheraman-Hotels in seinem Umkreis.
Vergeblich wartete er darauf, von Cholerafällen aus unseren Häu-
sern in der Zeitung zu lesen, und vergeblich auf den Einsturz des
Hotel-Imperiums.
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Wohl aber las er davon, daß zum fünfundzwanzigjährigen Be-
stehen der Sheraman-Kette alle Direktoren ins Bushman's Cliff geladen waren.
Job M. beschloß, sich höchstpersönlich um die Ausmerzung der
Männer zu kümmern, die unter dem Namen Sheraman seine Exis-
tenz vernichtet hatten.
Wir hatten Glück. Niemand kam ums Leben. Und Job M., das
hofften wir trotz allem, wird wohl eines Tages geheilt aus dem Sa-
natorium entlassen werden, in dem er sich zur Zeit befindet. Dann
sol er als Vize die Leitung eines unserer Hotels übernehmen. Allerdings durch den Ozean getrennt von seiner Heimat.
Jinny und ich heirateten in der rosaroten Kapelle, die in einem
lauschigen Winkel des Parks von J.L. Sheraman steht. Sheraman
führte mir die Braut in elfenbeinfarbenen Spitzen zu; er und West-
mann waren unsere Trauzeugen. Ich muß gestehen, Jinny und ich
waren beide sehr gerührt.
Aber zur Hochzeitsreise kam's gar nicht erst, denn J.L. schickte
mich umgehend nach London.
Jinny durfte bei ihm bleiben – ich finde, das war recht selbst-
süchtig von ihm, auch wenn J.L. immer wieder seine rein väter-
lichen Gefühle für meine Frau betonte.
Die treuen Hunde von Hillcrest
ach dem sonnigen Kapstadt schien mir London widerlich düs-
Nter und widerlich kalt.
Vor allen Dingen war ich sauer, daß ich Jinny hatte zurücklassen
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müssen.
Schließlich waren wir erst vierundzwanzig Stunden verheiratet, als mir der sanfte J.L. Sheraman erklärte, daß meine Anwesenheit in
London absolut notwendig sei.
Jinny trug zum Abschied ein weißes Shiftkleid und meinen Ring
als einzigen Schmuck. Sie flüsterte, ich solle mich bloß nicht um
die flotten Swinger in London kümmern. Ich blieb stumm wie ein
Fisch und hoffte, das würde sie zum Nachdenken bringen und ein
bißchen eifersüchtig machen.
Denn J.L. war zwar nicht mehr der Jüngste, zugegeben, so um die
Vierundsechzig oder auch ein paar Jährchen mehr, aber Jinny fand,
daß er einen umwerfenden Charme habe, wenn man ihn erst mal
näher kenne – das waren exakt ihre Worte.
Und ich weit vom Schuß – so hatte er Zeit und Muße, diesen
Charme zu entfalten.
Aber ich hoffte trotzdem, meine Jinny besser zu kennen; ich glau-
be nicht, daß sie sanftem Charme, gegründet auf einige harte Mil-
lionen, erliegen würde.
London, wie erwähnt, war kalt und ungemütlich. Es nieselte aus
trostlos grauem Himmel, und die Paßkontrolle in Heathrow, dem
Flughafen der Weltmetropole, war so bösartig für Non-Britishers
wie eh und je, daß man sich unwillkürlich fragte, ob man auf ir-
gendeine Weise sich eines Vergehens schuldig gemacht habe, ohne
daß es einem aufgefallen war. Vielleicht war es auch nur, weil ein südafrikanisches Visum im Paß einen schon verdächtig erscheinen
ließ, seit die Briten nicht mehr am Kap herrschten.
»Was wollen Sie in London?« raunzte mich der schnauzbärtige
Beamte an, Teetasse neben dem Ellbogen, es war mal wieder Tea-
time.
»Sie haben zwei Teeblätter im Mundwinkel«, sagte ich freundlich.
»In welchem?«
»Im linken.«
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»Danke sehr.« Er wischte sie ab.
»Also, was wollen Sie in London?«
»Mich amüsieren. Ferien machen.«
Er guckte mich an, als hätte ich einen sehr schlechten Scherz ge-
macht.
»Irgendwelche Referenzen?«
»Meine alte Tante Ludmilla. Sie lebt in Chelsea.«
»Russin?«
»Nein, Britin.«
Er gab mir wortlos meinen Paß zurück, streckte seine
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