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Der Hügel des Windes

Der Hügel des Windes

Titel: Der Hügel des Windes Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Carmine Abate
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besessen in dieser Bergspitze über dem Meer, sucht Münzen, alte Objekte von Wert. Er findet Knochenreste, leere Gräber, drei oder vier kaputte Gefäße, mit Asche verschmutzt. Jemand hat schon vor ihm gegraben, vielleicht vor zehn oder hundert Jahren, tausend, wer kann das sagen? Nur der Hügel hat alles gesehen, doch der hat keine Stimme zu reden, außer in der Sprache des Windes, welche die Lebenden nicht verstehen.
    »Schluss jetzt, komm wieder zur Vernunft, gib dich mit dem zufrieden, was du hast«, sagt Sofia zu ihm, »sonst wirst du noch krank, und die Gesundheit ist mehr wert als alle Münzen dieser Welt.«
    Da hat sie recht, seine Frau, er muss sich zufriedengeben,außerdem geschieht sowieso, was geschehen muss, egal ob du dich regst oder nicht. Früher oder später finden die Dinge zu dir, so wie es ihm passiert ist.
    Als er, ungefähr zwölf Jahre nach dem Fund, diesen ehrenwerten Professor Orsi auf dem Rossarco trifft, bekommt er die offizielle Bestätigung, dass es auf dem Piloru wertvollen Antikplunder in Fülle gibt. Und tatsächlich findet er ein paar Jahre später beim Hacken an derselben Stelle einen schönen, gut erhaltenen Frauenkopf. Da waren die Münzen schon längst sicher vergraben. Bis auf acht goldene, sechs silberne und zwei bronzene. Die hatte er einem Lehrer in Cirò verkauft, der mit einem Sammler in Rom Geschäfte machte und den er gebeten hatte, nichts auszuplaudern. Mit dem erhaltenen Geld hatte er die letzten Flächen Land gekauft: Die Bauern gaben sich mit der Summe zufrieden, mit der sie sich das sogenannte Kärtchen kaufen konnten, die einfache Fahrt nach La Merika. Unter dem Olivenbaum lagen nun noch dreiunddreißig Münzen, eine gute, leicht zu merkende Zahl, die Lebensjahre des gekreuzigten Christus.
    Das Gerücht, Alberto Arcuri horte scheffelweise Geld, nachdem er einen kiloschweren Goldschatz ausgegraben habe, verbreitete sich bis in den Stollen, aber er reagierte mit unverhohlenem Gelächter. »Sicher, sicher«, wiederholte er ironisch, »schön wär’s.« Einzig den Kauf der Ländereien zu einem anständigen Preis gab er zu und bestätigte, dass er dem düsteren Stollen und seiner verpesteten Luft bald einen Fußtritt versetzen würde. Mehr brauchte er nicht. Oder doch. Um ehrlich zu sein, brauchte er noch eine anständige Chitarra Battente, wie man sie hier in der Gegend spielte, mit ihrem gewölbten Körper und doppelten Saiten für den typischen Klang der Volkslieder und Tarantellen. Und die hatteer sich beim besten Geigenbauer Kalabriens bestellt, dem berühmten De Bonis aus Bisignano. Das war die einzige Herzensfreude, die er seinen Söhnen und sich zugestand, in einem Leben der Fron und Aufopferung.
    Er versuchte, nicht mehr an die übrigen Münzen zu denken, die Söhne würden sie nach seinem Tod unter sich aufteilen. Niemand konnte ahnen, dass diese vor ihm dahinscheiden würden. Und das ist der verheerendste Schmerz eines Vaters, die Kinder zu überleben, zu spüren, wie dir das rohe Fleisch vom Knochen gerissen wird beim kleinsten Gedanken an sie oder beim Blick auf die schweigende Gitarre an der Wand.
    So blieben die Münzen neun Schritte vom großen Olivenbaum begraben. Seine Frau hatte niemals gewollt, dass sie verkauft würden, denn sie brachten nichts als rabenschwarzes Unglück, meinte sie, während er wiederum abwartete, sie eines Tages zum Wohl seiner Familie einsetzen zu können.
    Dieser Tag war nun gekommen.

16
    »Hochverehrter Prof. Orsi, mein Name ist Michelangelo Arcuri, und ich schreibe Euch diesen Brief im Namen meiner Familie. Wir wohnen in Spillace, in der Nähe von Cirò, und sind die Eigentümer des Rossarco, wo Ihr im Frühling vor zwei Jahren die Ausgrabungen geleitet habt. Erinnert Ihr Euch? Ich bin der Junge, den Ihr damals ›den kleinen Wächter des Hügels‹ nanntet.
    Ich schreibe Euch, um zu erfahren, wann Ihr die Ausgrabungen fortsetzen wollt, wie Ihr es versprochen habt. Und vor allem schreibe ich Euch, weil Ihr meiner Mutter damals aufgetragen habt, dies unbedingt zu tun, sobald es Neuigkeiten in Bezug auf das antike Krimisa gäbe. Jetzt ist etwas ganz Wichtiges geschehen: Der Großvater hat ein Terrakottagefäß gefunden mit dreiunddreißig alten Münzen darin, die er Euch verkaufen möchte, da er weiß, dass Ihr ein ehrenwerter und kompetenter Mann seid. Wer könnte uns besser den genauen Wert der Münzen nennen als Ihr und an einem Kauf zum guten Zwecke interessiert sein? Wir alle vertrauen Euch blind, auch mein Vater, der

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