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Der Hund des Todes

Der Hund des Todes

Titel: Der Hund des Todes Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Agatha Christie
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nicht seine Frau. Nie gewesen. Sie haben Ihr Möglichstes getan, um ihn an den Galgen zu bringen. Aber das ist jetzt vorbei.« Sie wandte sich wieder Leonard Vole zu. »Wir werden jetzt ins Ausland reisen, wie du es mir versprochen hast, und all die herrlichen Gegenden besuchen. Wir werden eine wunderschöne Zeit verleben und dies alles hier schnell vergessen.«
    »Ist – das – wahr? Ist sie wirklich deine Freundin, Leonard?«, fragte Romaine mit gequältem Ausdruck.
    Leonard zögerte zunächst mit der Antwort, sah dann aber ein, dass er Farbe bekennen musste. Er ging ein paar Schritte auf Romaine zu und gestand:
    »Ja, sie ist meine Freundin.«
    »Nach allem, was ich für dich getan habe… was kann sie dir da noch bedeuten?«
    Leonard Vole ließ jetzt die Maske fallen, die er so lange getragen hatte, und zeigte sich in seiner ganzen Brutalität.
    »Sie ist fünfzehn Jahre jünger als du«, erwiderte er lachend.
    Romaine zuckte zusammen wie vom Blitz getroffen. Leonard stellte sich dicht vor sie hin und sagte in drohendem Ton:
    »Ich bin freigesprochen und bekomme das Geld. Nach unseren Gesetzen kann ich desselben Verbrechens nicht noch einmal angeklagt werden. Also würde ich dir raten, deinen Mund zu halten. Sonst kann es sein, dass du selbst noch wegen Beihilfe gehängt wirst.«
    Romaine warf den Kopf zurück und nahm eine sehr würdevolle Haltung an. »Nein«, rief sie, »das wird nicht geschehen. Ich werde nicht wegen Beihilfe angeklagt. Auch nicht wegen Meineides. Ich werde des Mordes angeklagt…«
    Noch ehe irgendjemand erfassen konnte, was geschah, hatte sie blitzschnell das Messer ergriffen, das immer noch als Beweisstück hinter ihr auf dem Tisch lag, und es Leonard in den Leib gestoßen.
    »… des Mordes an dem einzigen Manne, den ich je geliebt habe.«
    Als Leonard, tödlich getroffen, zu Boden sank, blickte sie zum Richterstuhl empor und sagte mit feierlicher Stimme:
    »Schuldig, Mylord.«

Das Geheimnis des blauen Kruges
     
    J ack Hartington war ärgerlich. Er hatte wieder einmal zu hoch geschlagen. Jetzt stand er neben dem Ball und blickte, die Entfernung abschätzend, zum Abschlagmal zurück. Mit einem Seufzer zog er seinen metallenen Golfschläger aus dem Futteral, aber zwei weitere fehlerhafte Schläge vernichteten lediglich ein paar Löwenzahnblüten und ein Büschel Gras.
    Mit fünfundzwanzig Jahren seinen Stil im Golf zu verbessern, war nicht leicht, besonders dann nicht, wenn man, wie er, gezwungen war, die meiste Zeit damit zu verbringen, seinen Lebensunterhalt zu verdienen. Fünf und einen halben Tag der Woche musste Jack in einem düsteren Büro schuften. Die Wochenenden aber waren einzig und allein seiner Passion gewidmet. Um jedoch auch an den Wochentagen seinem geliebten Sport frönen zu können, hatte sich Jack in einem kleinen Hotel in der Nähe des Golfplatzes von Stourton Heath eingemietet. Täglich stand er um sechs Uhr früh auf, um eine Stunde zu trainieren, bevor er den Zug um acht Uhr sechsundvierzig in die Stadt nehmen musste.
    Auch mit seinem Spezialschläger hatte er kein Glück. Es war zum Verzweifeln. Immer, wenn der Ball auf eine kurze Distanz geschlagen werden sollte, schoss er mindestens um das Vierfache über sein Ziel hinaus. Jack seufzte, nahm seinen Schläger fest in die Hand und gab sich selber den Befehl: »Linker Arm ganz durchgedrückt, nicht hochschauen!«
    Er holte aus und hielt sofort inne, als ein schriller Schrei die Stille des Sommermorgens durchbrach. Er war wie versteinert.
    »Mord!«, rief es, »Hilfe! Mord!« Es war eine Frauenstimme, die schließlich in einer Art gurgelndem Seufzer erstarb.
    Jack schleuderte seinen Schläger fort und rannte in die Richtung, aus der der Schrei gekommen war. Es musste ganz in der Nähe sein. Dieser Teil des Golfplatzes war unkultiviertes Land, und es gab hier nur wenige Häuser. Eigentlich stand nur ein einziges in der Nähe, ein kleines, malerisches Landhäuschen, das Jack schon oft wegen seiner architektonischen Feinheiten aufgefallen war. Es war durch einen heidekrautbewachsenen Abhang verborgen, er umging ihn, und in weniger als einer Minute stand er vor dem kleinen verschlossenen Tor.
    Im Garten stand ein Mädchen, und einen Augenblick lang glaubte Jack, dass sie um Hilfe gerufen hatte. Aber dann änderte er seine Meinung.
    Sie hatte einen kleinen Korb mit Unkraut in der Hand. Offenbar hatte sie ihre Arbeit, ein großes Stiefmütterchenbeet zu jäten, gerade beendet. Ihre Augen, bemerkte Jack, waren selbst wie

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