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Der Hypnosearzt

Der Hypnosearzt

Titel: Der Hypnosearzt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Heinz G. Konsalik
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umstrukturieren – auch befehlen.«
    Sie sah ihn lange an und schwieg.
    »Aber das ist doch …«
    »Das ist die Crux bei fast allen Möglichkeiten, die uns in die Hand gelegt werden. Man kann helfen – aber man kann auch Unfug, ja, Unheil anrichten.«
    »Und das ist für Sie ganz einfach und natürlich?« Es lag keine Ironie in ihrer Stimme.
    »Wenn Sie wollen – ja.«
    »Einfach so?« Sie schüttelte ungläubig den Kopf. Das Schiff nahm Fahrt auf, die Motoren röhrten. Stefan konnte nicht hören, was Maria sagte, er las es von ihren Lippen. »Unglaublich!« Doch die nächsten Worte verstand er: »Trennung von sich selbst? Und Sie wollen behaupten, Sie hätten keine Macht über Menschen? Wissen Sie, was Sie sind, Stefan? Unheimlich, richtiggehend unheimlich …«
    Am Kai von Saint-Michel warteten drei Wagen: Lindners dunkelgrüner Landrover, ein Jaguar, gleichfalls in Lindners Lieblingsfarbe dunkelgrün, und dahinter ein schnittiges weißes Lancia-Cabrio.
    Neben der geöffneten Landrover-Tür stand ein großer, breitschultriger Mann. Auch ihn kannte Stefan bereits. Sein Name war Karl Benthoff, Lindners neuer Chauffeur oder Leibwächter, vielleicht auch beides zusammen. Benthoff betrachtete mit verschränkten Armen die Abschiedsszene, die sich gerade abspielte. Stefan tat das gleiche, während Borodin gerade wieder die Hauptrolle übernahm.
    »Was heißt das denn, Thomas, sie kommt nicht mit? Was will sie damit sagen?«
    Gerade noch hatte er Maria Lindner einen schwungvollen Handkuß gegeben, nun streckte er anklagend einen Arm aus.
    »Stell keine dummen Fragen. Paß lieber auf deinen Ischias auf, Boris.«
    »Den hab ich schon vergessen. Dein Stefan hat ein Wunder an mir vollbracht. Wie schnell man sich doch an Wunder gewöhnt, was?«
    Es kam auf deutsch. Borodin wechselte die Sprachen, als drücke er die Knöpfe eines Computers.
    »Natürlich müßte ich ihm dankbar sein. Aber was bin ich schon für euch? Was bin ich hier überhaupt? Nichts als ein armer kleiner Russe, verloren in der Fremde. Mein Volk hungert und friert, und ich steh hier rum, und niemand berücksichtigt meine Wünsche. Und du, Maria, hältst immer zu diesem Kerl, zu diesem Cowboy, damit er mich wieder die ganze Nacht lang mit seinen Prozenten und Lügen über den Tisch ziehen kann.«
    »Mir kommen die Tränen, Boris.« Maria tätschelte flüchtig seine Wange. »Außerdem, es macht dir doch Spaß.«
    Sie ging an Boris, Lindner und ihrem Anhang vorbei zu Stefan. Ihr Gesicht lag im Licht der Lampen, und mit ihrem Haar spielte wieder der Wind.
    »Vielen Dank für den Unterricht. – Sagen wir bis morgen? Was halten Sie davon, wenn Sie mich morgen besuchen, Stefan? Um vier? Würde das gehen?«
    Er brachte keinen Ton hervor. Er war viel zu überrascht.
    »Thomas wird Ihnen erklären, wie Sie zu mir finden. Au revoir , Stefan!«
    Und dann stieg sie in den Lancia und fuhr ab …
    Über der Jägerheide kreisten an diesem Tag sogar die Segelflieger. Im Dorf hatten sie die Wäsche hinausgehängt, und im Garten der Mühle stand ein Zelt direkt unter den Obstbäumen. Man konnte ja nicht wissen, ob es nicht doch noch regnen würde. Aber es regnete tatsächlich nicht, der Himmel blieb den ganzen Tag über knall-blau. »Ein richtiger Nivea-Himmel!« hatte Tina Rüttger voller Begeisterung geschrien. Doch das war noch zu Beginn des Festes gewesen. Da war Tina blendend drauf. Schließlich war sie das Geburtstagskind, und wie sie da herumstolzierte, die neue Baseball-Mütze schräg auf dem Kopf, in neuen Stretch-Jeans, neuem Sweatshirt, neuen Sandalen, die sogar halbhohe Absätze hatten, schien auch alles super.
    »Und wo ist dein Vater?« Inge war es, die das fragte. Tinas Freundin Inge, die einzige Gleichaltrige unter den Geburtstagsgästen.
    Tina zog ihre Schnute. »Na, wo schon? Wo er immer ist, der Idiot. Bei der Arbeit.«
    Das fand Inge nun wieder ungerecht. Sie war vierzehn wie Tina und ein bißchen verknallt in diesen coolen Typen, der Tinas Papi war, der Dr. Jürgen Rüttger. Denn der sah nun wirklich ein bißchen aus wie Robert Redford, und schließlich war er es, der alles hier bezahlte: das Zelt, das Eis, die Kuchen, die kalten Platten.
    Aber dann ging's auch schon los. Joan, das irische Au-pair-Mädchen der Rüttgers, jagte Musik durch die Lautsprecher im Garten, daß es den Leuten draußen auf der Straße die Köpfe herumriß. Aber weder Techno noch Rock, nein, irgendwas Kindisches. Trotz des ganzen Berges an Päckchen und Geschenken war keiner der

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