Der Indianerlord
der Feuerhitze rann ihr ein Schauer über den Rücken. Nicht weil sie sich fürchtete. Irgendetwas an diesem Mann faszinierte sie. Vielleicht seine geschmeidigen Bewegungen, die bezwingenden' grünen Augen ... Nein, sie würde sich nicht betören lassen.
Entschlossen hob sie das Kinn. »Wenn Sie eine Frau wollen - Sie haben eine.«
Eine Zeitlang schwieg er, griff wieder nach der Whiskeyflasche und nahm einen großen Schluck. »Was für eine geldgierige, kleine Hure Sie sind ... «
»Und Sie sind ein egoistischer, selbstgerechter Bastard ohne Manieren. Sie haben kein Recht ... «
»Oh, Sie geben mir jedes Recht dieser Welt, nicht wahr, Lady Douglas?«
Empört starrte sie die Flasche an. »Sie sind betrunken. Und ich erlaube Ihnen nicht, mich dermaßen zu beleidigen.«
»Zumindest versuche ich, mich zu betrinken. Und was die Beleidigung betrifft - die haben Sie sich selber zuzuschreiben.«
»Soviel ich weiß, hat der Whiskey schon mehrere Indianerstämme ins Verderben geführt.«
»Allerdings«, bestätigte er lächelnd. »Aber ich bin kein Stamm, nur ein einzelner Indianer - und zufällig auch der Sohn eines törichten englischen Lords, der mich gegen meinen Willen verheiratet hat. Trinken Sie mit mir, meine Liebe! Feiern wir unsere Hochzeit!« Plötzlich sprang er um den Tisch herum, und ehe sie flüchten konnte, packte er ihr Handgelenk und zog sie an sich. »Sie stammen also aus Baltimore. Sagen Sie doch, Lady Douglas, hat Ihre Familie gegen die Union gekämpft? Bin ich mit einer vornehmen Südstaatenschönheit verheiratet, der es nicht einmal im Traum einfallen würde, unverdünnten Whiskey zu trinken? Das bezweifle ich. Gönnen Sie sich einen Schluck.«
Gequält schloss sie die Augen. Warum sollte sie das alles ertragen? Wenn sie der Annullierung dieser lächerlichen Ehe zustimmte, hätte er keinen Grund mehr, sie zu verhöhnen.
Sie nahm ihm die Flasche aus der Hand, setzte sie an die Lippen und trank. Weil sie nicht an Whiskey gewöhnt war, hustete und würgte sie. Doch sie hatte sich sofort wieder in der Gewalt und stellte die Flasche auf den Tisch. »So, jetzt haben wir gefeiert.«
»Tatsächlich?« Er legte einen Finger unter ihr Kinn, hob ihr Gesicht hoch, und sein warmer Atem streifte ihr Gesicht. Dann küsste er sie.
Aufreizend erforschte seine Zunge ihren Mund. Seine Hand glitt unter den Schlafrock, umfasste eine ihrer vollen Brüste.
Zu ihrer Verwirrung spürte sie ein seltsames Feuer. Sie wollte protestieren und diesen schrecklichen Mann wegstoßen. Aber sie war wie gelähmt.
Seine Lippen glitten über ihre Wange, zu ihrem Ohr. »Wenn ich mir eine Frau wünsche, dann habe ich eine«, flüsterte er und schlang seine Finger in ihr seidiges Haar. »Das hast du doch gesagt, oder?«
Ihr Herz schlug rasend schnell. Sie haßte ihn, haßte sich selbst. Leise stöhnte sie, entsetzt über ihre eigenen Gefühle. O Gott, warum konnte sie sich nicht von ihm losreißen?
Doch das war gar nicht nötig. Plötzlich schob er sie von sich. »Verkaufst du dich an den Mann, der dir am meisten bietet?«
Mit zitternden Fingern berührte sie ihre feuchten geschwollenen Lippen und zog den Schlafrock vor der Brust zusammen. »Die Augen deines Vaters hast du geerbt - sonst gar nichts. «
»Erzähl mir keine Geschichten über meinen Vater!« warnte er sie.
«Vielleicht kannte ich ihn besser als du.«
»Nun, ich nehme an, du hast viele Männer gekannt. Aber da wir dank der Bemühung meines Vaters verheiratet sind, wirst du von jetzt nur mehr einen kennen mich.«
»Du Schurke!« zischte sie.
Wortlos verließ er die Hütte, warf die Tür hinter sich zu, und Skylar war wieder allein.
Kapitel 6
Wolf, ein ausgezeichneter Wachhund, würde jeden Feind in Stücke reißen, der seinem Herrn zu nahe kam. Aber nun rannte er winselnd zu Hawk, der sich auf die Veranda setzte, und schob ihm die feuchte Nase ins Gesicht.
»Ja, schon gut - braver Hund«, flüsterte Hawk und streichelte ihn. Wolf ließ sich neben ihm nieder und legte die Schnauze auf die Knie seines Besitzers.
Geistesabwesend tätschelte Hawk das weiche Fell und lehnte den Kopf an die Hüttenwand. Zuviel Whiskey ...
Er schätzte es keineswegs, dass Skylar ihn darauf hingewiesen und auch noch erinnert hatte, wie oft die Indianer mit Hilfe des Alkohols zu Narren gemacht wurden. Und nicht nur das - allein schon die Existenz dieser Frau störte ihn ganz gewaltig.
O Gott, warum hatte der Vater ihn mit ihr verheiratet?
Natürlich wusste er, wie besorgt
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