Der Infekt
ziemlich unangenehmer Brocken sein könnte.«
Cruikshank stützte die Fäuste auf die Schreibtischkante und beugte sich zu Blunstone. »Sie machen mir ja Spaß! Und was, glauben Sie, passiert, wenn die Dame so weitermacht? Dann haben wir vielleicht noch ganz andere unangenehme Brocken am Hals. Das können wir uns nicht leisten, und Sie sich auch nicht, Blunstone. Also bleibt uns keine Wahl. Und mit ihrem Freund werde ich zur Not auch noch fertig.«
»Hoffentlich haben Sie recht, Cruikshank«, meinte Blunstone. »Aber ich sehe ein, daß wir keine große Wahl haben.«
»Stimmt«, nickte Cruikshank und verließ ohne weitere Worte das Büro.
Efrem Blunstone brauchte jetzt auch eine Zigarette. Schade, dachte er, so ein hübsches Mädel!
San Diego, Kalifornien, USA
D as Rufsignal auf Margo de Keysers Schreibtisch begann zu blinken. Die Konzernchefin registrierte das störende Lichtzeichen aus den Augenwinkeln, und während sie weiter in den Produktionsberichten las, drückte sie unwillig den Sprechknopf. »Was ist denn?«
»Entschuldigen Sie bitte, Ms. de Keyser, aber ich muß Sie für zwei Minuten stören«, antwortete die Stimme ihres Sekretärs.
»Kommen Sie herein, Zachary«, sagte Margo de Keyser und klappte die Unterlagen zu.
»Nun, was gibt es denn so Dringendes?«
»Harold Frampton war vorhin da. Er war in leichter Sorge, daß es in Südamerika einige Probleme bei der Viehzucht geben könnte.«
Solche vagen Andeutungen schätzte Margo de Keyser überhaupt nicht. »Reden Sie gefälligst nicht so herum, Zachary. Gibt es Probleme oder gibt es keine? Ob es vielleicht irgendwann irgendwelche geben könnte, interessiert mich nicht!« raunzte sie den Sekretär an.
Mount atmete tief durch. »Nun gut, nach meinem Dafürhalten gibt es Probleme, auch wenn sich Mr. Frampton eher vorsichtiger äußerte.«
»Das bin ich bei ihm gewohnt«, erklärte Margo de Keyser süffisant. »Also, was ist los?«
»Nun, die Leute bei Breedwell haben einen neuen Impfstoff ausprobiert; ein neuentwickeltes Kombinationspräparat gegen allerlei Rinderkrankheiten. Sie wollten damit einen neuerlichen Verlust, wie wir ihn letztes Jahr hinnehmen mußten, verhindern.«
»Sehr lobenswert!« nickte die Konzernchefin voreilig.
»Die Absicht schon; aber es wurde zumindest schlecht ausgeführt. Sehen Sie, soweit ich das Ganze verstanden habe, wurde ein Präparat verwendet, das nur einigen Rindern injiziert werden muß und das sich dann von selbst auf die gesamte Rinderpopulation überträgt. So braucht man nicht alle Rinder zu impfen und spart dadurch immense Kosten.«
Margo blickte ihren Sekretär interessiert an. »Bis jetzt kann ich aber noch kein Haar in der Suppe finden.«
»Nein, bis dahin ist auch noch alles in Ordnung. Nun sieht es aber offensichtlich so aus, daß das Präparat, das lebende Spezialviren enthält, auch auf Menschen übergehen kann. Während es in Rindern lediglich zu einer Immunreaktion gegen diese Spezialviren kommt, häufen sich die Anzeichen, daß die Menschen, die damit infiziert werden, eine schwere Grippe bekommen. Eine so schwere Grippe, Ms. de Keyser, daß einige daran sterben.«
Die FunFries- Chefin starrte ihren Sekretär schweigend an. Damit hatte sie nicht gerechnet. »Hm, wie viele Tiere sind denn bereits behandelt worden?«
»So etwa fünfzig, glaube ich.«
»Dann sollen sie die Viecher eben töten und einäschern. Das ist nur ein minimaler Verlust.«
Zachary Mount schüttelte mit ernster Miene den Kopf. »So einfach wird das nicht sein, fürchte ich. Die behandelten Tiere sind bereits wieder auf der Weide. Inzwischen sind die Viren sicher schon auf andere Tiere übergegangen.«
Margo de Keyser sprang auf. »Wollen Sie damit andeuten, daß wir eine oder gar mehrere komplette Herden töten müßten, um die Situation in den Griff zu bekommen?«
Mount zog die Schultern hoch. »Sicher, das wäre eine Möglichkeit.«
»Nein, verdammt, das ist keine Möglichkeit!« brüllte Margo. »Wissen Sie, was das hieße? Unser Fleischnachschub würde nicht mehr ausreichen! Ich brauche ja sicher nicht zu erklären, was das bedeutet.«
Mount war unwillkürlich einen Schritt zurückgetreten. »Natürlich, das weiß ich selbst. Aber nach meiner Meinung gäbe es noch eine andere Chance.«
»Ach, und welche bitte?«
»Wir müßten noch sechs bis sieben Wochen über die Runden kommen, bis die Tiere schlachtreif sind. Wenn wir dann alle Schlacht- und Gefrierkapazitäten auslasten, könnten wir das Ganze ohne besondere
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