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Der Jade-Pavillon

Der Jade-Pavillon

Titel: Der Jade-Pavillon Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Heinz G. Konsalik
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jahrhundertelang immer neues Leben schenkte?« Jian sprang von seinem Stuhl auf und streckte Huang beide Arme entgegen. »Ohne Lida gibt es für mich kein Leben mehr.«
    »Welch ein großes Wort!« Auch Huang sprang auf. »Ihr Leben hat gerade erst begonnen, und Sie wollen schon wissen, was in der Zukunft ist?«
    »Ich habe ein Ziel, für das ich lebe, und gemeinsam mit Lida werde ich dieses Ziel erreichen.«
    »Wollen Sie kein Tong mehr sein? Welche Vermessenheit! Sie sind ein Tong und werden ein Tong bleiben.«
    »Ja, ich bleibe ein Tong. Aber ich lebe in einer anderen Zeit als mein Vater und meine Ahnen. Ich lebe in der neuen Zeit.«
    »Was ist das, die neue Zeit?« fragte Zhang.
    »Freiheit!«
    »Das ist für einen Chinesen ein abstrakter Begriff. Hatten wir jemals Freiheit?«
    »Sie wird kommen.«
    »Woher? Aus dem Westen? Sie taugt nicht für China. Über eine Milliarde Menschen müssen eine starke Hand spüren, über eine Milliarde Freiheiten enden im Chaos.« Zhang goß auf seine Teeblätter neues heißes Wasser. »Wir sind kein Volk, wir sind ein Fünftel der Menschheit. In China ist alles anders als sonst auf der Welt. Ihr wollt ein freies, glückliches Leben und vergeßt dabei die Weisheit der Erfahrung. Denk an den Spruch des Weisen Tseng Kuang: ›Der Mensch kann nicht tausend Tage ununterbrochen eine gute Zeit haben, so wie die Blume nicht hundert Tage blühen kann.‹«
    »Es gibt auch einen Spruch des weisen Kung Tse: ›Man muß sich einen Stecken in der Jugend schneiden, damit man im Alter daran gehen kann.‹ Und diesen Stecken schneiden wir uns.«
    »Sitzen wir in einer politischen Versammlung?« rief Huang empört. »Um meine Tochter Lida geht es! Ein Tong will sie zu seiner Konkubine machen!«
    »Ich werde Lida heiraten, Herr Huang.«
    »Sie sind noch nichts, und Sie haben noch nichts. Sie sind nur ein Tong, der von den Tongs ernährt wird.«
    »In vier Jahren bin ich ein Arzt.«
    »Vier Jahre.« Huang schlug die Hände über dem Kopf zusammen. »Und was soll in diesen vier Jahren sein? Lida auf dem Feld in Huili, Sie auf der Universität in Kunming – das sind Hirngespinste.«
    »Für die Liebe gibt es keine Jahre; sie zählt anders.« Jian blickte Huang bittend an. »Ich werde immer, wenn ich kann, nach Huili kommen.«
    »Wie ein Hund, der riecht, wenn eine Hündin läufig ist.« Huang schlug mit der Faust auf den Tisch, daß die Deckel auf den Tassen klirrten. »Und irgendwann in diesen vier Jahren kommt der Herr Tong nicht mehr, läßt nichts mehr von sich hören, ist verschwunden, und meine Tochter Lida bleibt zurück, und niemand wird sie mehr zur Frau nehmen wollen, nicht der ärmste Bauer, nicht mal ein Blinder, und es wird nur ein Strick bleiben, an dem sie sich aufhängen kann. Nein! Lassen Sie mich gehen, Herr Zhang. Noch erreiche ich den Bus nach Nanhua.«
    »Sie brauchen keinen Bus«, sagte Jian leise, niedergeschmettert von Huangs Meinung über ihn. »Ich fahre Sie nach Hause, Herr Huang.«
    »Und wenn ich zu Fuß gehen müßte, in Ihren Wagen steige ich nicht.«
    Der Streit ging weiter, fast zwei Stunden lang, und man redete sich heiser und kam sich doch nicht näher. Aber nach diesen zwei Stunden unterbrach Zhang den Disput und sagte mit einem Schulterzucken: »Herr Huang, der Bus nach Nanhua ist längst abgefahren.«
    »Es wird einen Gütigen geben, der mich mitnimmt. Ich stelle mich an die Straße. Ich schäme mich nicht, ein armer Mann zu sein, der um ein Weiterkommen bettelt. Irgend jemand wird mich mitnehmen.«
    Jian sah auf seine Uhr und nickte. »In einer halben Stunde fahren wir, Herr Huang. Erlauben Sie, daß ich vorher im See schwimme.« Ohne eine Antwort abzuwarten, verließ er das Haus und ging zum See.
    Huang schlug wieder mit der Faust auf den Tisch. »Ein harter Bursche!« schrie er.
    »Das stimmt. Er wird seinen Weg gehen«, sagte Zhang voll Stolz. »Trinken wir vor der Fahrt noch ein Bier zusammen?«
    »Ich steige nicht in seinen Wagen.«
    »Sie sind ein Starrkopf, Herr Huang. Ob Sie mit ihm fahren oder nicht, Jian wird nach Huili fahren. Und bedenken Sie: Er wird viel früher dort sein als Sie und Lida in die Arme nehmen.«
    »Sie sind ein kluger Mann, Herr Zhang. Ich danke Ihnen. Ihr Argument überzeugt mich, daß ich dumm gedacht habe. Ich werde mit Jian fahren müssen, um Schlimmes zu verhindern.«
    Gegen Mittag fuhren sie ab. Um Jian nicht nahe zu sein, setzte sich Huang auf den Rücksitz, und es war das erste Mal, daß er in einem bequemen Auto saß, auf

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