- Der Jünger des Teufels
ist jemand, der die Luft
ungewöhnlich lange anhalten kann, in einigen Fällen bis zu acht Minuten. Eine Frau
namens Audrey Ferrera, eine Freitaucherin, schaffte es bis auf
hundertfünfundzwanzig Meter Tiefe. Sie hält dabei den Atem an, während ihr Puls
sich gleichzeitig verlangsamt. Und die Sadhu, heilige Männer Indiens, haben die
Fähigkeit, ihren Stoffwechsel durch Meditation vollständig zu kontrollieren.
Kraft ihrer Gedanken können sie ihre Atmung und Verdauung verlangsamen und
ihren Herzschlag fast bis zum Stillstand herabsetzen.«
Tate war
beeindruckt. »Unglaublich.«
Frank lächelte. »Ich habe ein bisschen recherchiert.«
»Interessante Informationen, Doktor. Jetzt wollen Sie
sicher von mir wissen, ob wir es bemerken würden, wenn ein verurteilter
Gefangener so etwas während einer Hinrichtung tut?«
»Genau.«
Tate dachte
darüber nach. »Das ist etwas anderes. Wenn der Todeskandidat seinen Herzschlag
beinahe bis zum Stillstand herabsetzt, würden die Beamten, die ihm die Gifte
spritzen, die sinkende Pulsfrequenz auf dem E KG-Monitor beobachten,
bis sie eine gerade Linie sehen, die den Herztod anzeigt. Könnte sein, dass sie
dann glauben, der Gefangene liege im Sterben und ihm sei genug Gift gespritzt
worden, sodass sie die Infusionen früher abschalten.«
»Dann könnte der Gefangene die Hinrichtung
überleben?«
»Ja, in dem Fall könnte es wohl passieren«, gab Tate mit einem Schulterzucken
zu und grinste dann. »Aber irgendwann würde jemand es bemerken. Schließlich
wird der Tote in einen Leichensack gepackt und dann obduziert.« Tate schaute auf
seine Uhr, als würden Termine auf ihn warten.
»Ach, übrigens, werden die Hinrichtungen auf Band aufgezeichnet?«,
fragte Frank.
»Nein, Sir.«
»Und im Fall von Constantine Gemal? Ich glaube, während seiner
Hinrichtung lief eine Videokamera.«
»Wer hat Ihnen das gesagt?«, fragte Tate misstrauisch.
»Einer der Zeugen. Ich habe Gemals Hinrichtung als
Modellfall für meine Forschungsarbeiten ausgewählt.«
Tate überlegte und
sagte dann freimütig: »Das war eine Ausnahme.«
»Warum?«
»Das gerichtsmedizinische Institut bat um die Erlaubnis,
die Hinrichtung auf Video aufzuzeichnen. Ich glaube, es ging um Forschungsarbeiten.
Es war ein einmaliger Fall.«
»Was passiert, nachdem der Tod offiziell festgestellt
wurde?«, fragte Frank.
»Wir bringen den Leichnam hier heraus, noch ehe er kalt
ist. Eine Minute später steckt er bereits mit einem Etikett am großen Zeh in
einem weißen Leichensack. Dann wird er in einen Leichenwagen gepackt und ins
sechzig Meilen entfernte gerichtsmedizinische Institut in Richmond gebracht.«
»Wird die Obduktion sofort vorgenommen?«
Tate schüttelte
den Kopf. »Nein. Der Leichnam wird erst um sieben Uhr am nächsten Morgen
obduziert.«
»Vom Gerichtsmediziner?«
»Nicht immer.«
Frank runzelte die Stirn. »Was heißt das?«
»Um ganz sicher zu gehen, müssten Sie in der
Gerichtsmedizin in Richmond nachfragen. Ich habe aber gehört, dass diese Obduktionen
oft von Assistenzärzten durchgeführt werden. Im Falle eines Todeskandidaten ist
das keine große Sache. Wir wissen ja, wie sie gestorben sind. Der
Gerichtsmediziner vergewissert sich lediglich, ob die Todesursache mit der
Hinrichtungsmethode übereinstimmt.«
Frank nahm die Informationen zur Kenntnis. »Eine Frage hätte
ich noch, Captain. Ist schon mal ein Häftling aus Greensville geflohen?«
Tate lächelte. »Vor
ein paar Jahren hat es mal einer versucht. Eines Nachts ist er durch einen der
Notausgänge abgehauen. Obwohl es mitten im Winter war und er einen orangefarbenen
Gefängnisoverall trug, schaffte er es bis zur Hauptstraße.«
»Was geschah mit ihm?«
»Der Blödmann hat einen Pick-up-Fahrer angehalten und nach
dem Weg nach Vermont gefragt. Der Trottel hat nicht mal versucht, den Pick-up zu
stehlen. Er bedankte sich nur beim Fahrer und lief Richtung Norden. Nach einer
Stunde hatten wir ihn.«
»Vielen Dank, dass Sie Ihre Zeit für mich geopfert haben, Captain«,
sagte Frank. »Das heißt, ein paar Fragen hätte ich noch.«
»Schießen Sie los.«
»Wann kehrt Mr Clay von seiner Konferenz zurück?«
»Ich glaube, er kommt heute nach Hause. Aber sein Dienst beginnt
erst wieder übermorgen. Warum?«
»Ich würde gerne mit ihm sprechen. Wissen Sie, wo er wohnt?«
Tate musterte
seinen Besucher. »Diese Information darf aus Sicherheitsgründen nicht an die
Öffentlichkeit gegeben werden.«
Frank lächelte. »Verstehe. Noch eins. Wissen
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