Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Der Jünger

Der Jünger

Titel: Der Jünger Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sharon Sala
Vom Netzwerk:
sicher, dass ihr was passiert ist.”
    Mitzi blieb auf der Treppe stehen und reichte Rick das Bild. Es zeigte vier Leute, die in einer Bar am Tisch saßen.
    “Und wer von denen ist es?”, wollte Rick wissen.
    “Die da. Die ganz rechts.”
    Rick wäre nie auf die Idee gekommen, dass es sich bei der Person um eine Frau handelte. “Sie machen Witze.”
    “Nein. Ich habe Ihnen doch gesagt, dass sie wie ein Mann aussieht. Deshalb mache ich mir ja auch solche Sorgen. Sie wissen ja, wie sehr die Leute Lesben hassen.”
    “Ich finde, sie sieht ziemlich robust aus.”
    “Stimmt, aber wir bluten wie jeder andere auch.”
    “Wir?”
    Sie hob das Kinn ein wenig. “Ja. Wir.”
    Rick betrachtete sie neugierig. Sie sah nicht aus wie eine, die auf Frauen stand. Aber er verstand davon sowieso nichts.
    “Kommen Sie mit”, sagte er. “Ich möchte, dass Sie mit meinem Kollegen sprechen.”
    “Warum?”
    “Nur so.”
    Mitzi zuckte mit den Schultern. “Ich möchte nur, dass mir jemand hilft, meine Freundin zu finden.”

17. KAPITEL
    R ick sah, wie Ben gerade aus Borgers Büro kam, und winkte ihn zum Schreibtisch herüber. Auf dem Weg dorthin bemerkte Ben die kleine Frau, die Rick begleitete. Ihr Haar war von pinkfarbenen und lila Strähnen durchzogen. Die Kleidung, die sie trug, war eng, kurz und offenherzig. Doch noch mitteilsamer waren ihre Augen; groß, blau und tränenverhangen. Ihr Kinn und die Unterlippe zitterten. Was immer in ihrem Leben passiert war, es hatte sie offensichtlich ziemlich umgehauen.
    Rick wies ihr den Stuhl zu, als Ben ankam.
    “Mitzi, das ist mein Partner, Ben North.”
    Ben nickte höflich, dann sah er Rick an. “Was ist los?”
    “Bin mir nicht sicher”, sagte Rick, “aber es könnte etwas mit unserem Priester zu tun haben.”
    Ben zog die Augenbrauen hoch, sagte aber nichts, sondern setzte sich nur neben sie. Rick zog sich einen Stuhl heran und deutete auf Mitzi.
    “Diese Dame hier vermisst jemanden. Seit drei Tagen, stimmt das?”
    Mitzi nickte.
    Ben wusste sofort, worauf Rick hinauswollte, und kam deshalb gleich zum Punkt. “Wie heißt er?”, wollte Ben wissen.
    “Es ist eine Sie, kein Er”, erwiderte Mitzi.
    Ben runzelte die Stirn und warf Rick einen Blick zu. “Komm schon, Rick, du weißt doch, dass …”
    “Vielleicht … Vielleicht auch nicht. Hör erst mal zu.”
    Ben lehnte sich zurück und hörte aufmerksam zu.
    “Die vermisste Freundin wird Jude genannt, nicht, Mitzi?”
    Sie nickte.
    Ben wurde hellhörig. Soweit er wusste, hatte der Sünder noch keinen Judas entführt. Womöglich war Rick doch auf der richtigen Spur.
    “Jetzt erzählen Sie doch bitte meinem Kollegen, wie Jude aussieht”, bat Rick sie.
    Mitzis Augen füllten sich mit Tränen. “Wir werden immer falsch eingeschätzt”, flüsterte sie.
    “Ich kapiere gar nichts”, sagte Ben.
    “Mitzi ist Tänzerin im Club Lesbo, Jude gehört zu den Rausschmeißern”, erklärte Rick. Dann wandte er sich an Mitzi. “Wenn Sie Ihre Freundin beschreiben sollten, damit er sie in der Menge findet, wonach sollte er dann suchen?”
    “Okay.” Sie seufzte. “Sie ist wirklich sehr groß, wissen Sie. Über eins fünfundachtzig, und hat einen Körper wie ein Mann, wie ein Bodybuilder. Man kann bei den vielen Muskeln auf ihrer Brust keinen Busen erkennen. Und, äh … Ihr Haar, sie trägt es ganz kurz, und sie hat Stacheldraht-Tattoos. Eins um ihren Hals wie eine Kette und eins auf jedem Arm, hier, so.” Sie zeigte auf ihre Unterarme. “Ach so, und sie trägt ein Stück Stacheldraht als Ohrring. Sie behandelt mich wirklich gut, aber Jude sieht nicht aus wie eine Frau. Sie läuft auch nicht wie eine Frau. Redet nicht wie eine Frau, sie fehlt nie bei der Arbeit. Würde auch nie mit einer neuen Flamme einfach abhauen oder so was. Da bin ich ganz sicher, aber kein Mensch wollte mir bisher zuhören.”
    Ben sah Rick anerkennend an.
    “Okay, Partner, ich verstehe jetzt, worauf du hinauswillst, und der Gedanke ist naheliegend.” Er sah wieder zu Mitzi.
    “Bitte zeigen Sie uns doch noch einmal das Foto”, bat Rick.
    Mitzi nickte.
    “Hier. Es ist letztes Jahr zu Silvester gemacht worden. Da ganz rechts, das ist Jude.”
    Ben betrachtete verblüfft das Foto. Ihm war klar, dass er ungläubig darauf glotzte, aber er konnte nicht anders.
    “Das ist eine Frau?”
    Mitzi nickte.
    “Weißt du jetzt, was ich meine?”, fragte Rick.
    “Bring Sie zum Captain. Ich rufe January an. Sie wollte mit der Nonne reden, die im Obdachlosenheim

Weitere Kostenlose Bücher