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Der Jüngling

Der Jüngling

Titel: Der Jüngling Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Fëdor Michajlovi Dostoevskij
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trink! Nun sage, was du da noch für Dummheiten angerichtet hast!«
    Ich murmelte, man habe mich hinausgeworfen, und Bjoring habe mir auf der Straße einen Stoß versetzt.
    »Bist du jetzt imstande, etwas zu verstehen, oder noch nicht? Da! Lies einmal; da kannst du deine Freude dran haben.« Sie nahm einen Brief vom Tisch, reichte ihn mir und stellte sich selbst erwartungsvoll vor mich hin. Ich erkannte sofort Wersilows Handschrift; es waren nur ein paar Zeilen; ein Brief an Katerina Nikolajewna. Ich zückte zusammen, und die Denkkraft kehrte mir augenblicklich in voller Stärke zurück. Hier ist der Inhalt dieses schrecklichen, ungeheuerlichen, absurden, schändlichen Briefes Wort für Wort:
    »Gnädige Frau Katerina Nikolajewna!
    Wie lasterhaft Sie auch durch Ihren Charakter und durch Ihr geflissentliches Zutun sind, so hätte ich doch gedacht, Sie würden Ihre Leidenschaften zügeln und wenigstens nicht Kinder zu verführen suchen. Aber, nicht einmal das zu tun schämen Sie sich. Ich teile Ihnen mit, daß das Ihnen bekannte Schriftstück bestimmt nicht an einer Kerze verbrannt ist und sich niemals in Kraffts Händen befunden hat, so daß Sie also in dieser Beziehung nichts gewonnen haben, Verderben Sie daher nicht zwecklos einen jungen Menschen. Schonen Sie ihn, er ist noch nicht volljährig, beinahe noch ein Knabe, geistig und körperlich noch unentwickelt; was können Sie an ihm haben? Ich nehme an ihm Anteil, und daher habe icheinen Versuch gemacht und an Sie geschrieben, obgleich ich nicht auf einen Erfolg hoffe. Ich habe die Ehre, Sie zu benachrichtigen, daß ich eine Abschrift dieses Schreibens gleichzeitig an Baron Bjoring sende.
    A. Wersilow «
    Ich wurde blaß, als ich das las, aber dann bekam ich auf einmal einen dunkelroten Kopf, und die Lippen zitterten mir vor Empörung.
    »So spricht er von mir! So verwendet er das, was ich ihm vorgestern entdeckt habe!« rief ich in hellem Zorn.
    »Das ist es ja eben, daß du es ihm entdeckt hast!« rief Tatjana Pawlowna und riß mir den Brief aus der Hand.
    »Aber ... ich habe ihm ja etwas anderes, etwas ganz anderes gesagt! O Gott, was muß sie jetzt von mir denken! Aber das ist ja Irrsinn! Er muß ja irrsinnig sein ... Ich bin gestern mit ihm zusammen gewesen. Wann ist denn der Brief abgeschickt?«
    »Gestern am Tage ist er abgeschickt, am Abend ist er angekommen, und heute hat sie ihn mir persönlich übergeben.«
    »Aber ich habe ihn gestern selbst gesehen, er ist irrsinnig! So kann Wersilow nicht schreiben; das hat ein Irrsinniger geschrieben! Wer kann an eine Frau so schreiben?«
    »Solche Irrsinnigen schreiben in der Wut so, wenn Eifersucht und Ingrimm sie blind und taub machen und ihr Blut sich in scharfes Gift verwandelt ... Aber du kennst ihn noch nicht richtig, was er für ein Mensch ist! Dafür wird er jetzt auch wie eine Fliege niedergeklatscht werden, so daß nur ein nasser Fleck von ihm übrigbleibt. Er legt seinen Kopf selbst unter das Beil! Da sollte er schon lieber in der Nacht nach der Nikolai-Bahn gehen und den Kopf auf die Schienen legen; dann würde er ihm abgefahren werden, wenn er schon so schwer daran zu tragen hat! Wie bist du denn auf den verrückten Gedanken gekommen, ihm das zu sagen? Wie bist du denn auf den verrückten Gedanken gekommen ihn aufzureizen? Du wolltest wohl großtun?«
    »Aber was für ein Haß! Was für ein Haß!« rief ich und schlug mir mit der Hand vor den Kopf. »Und warum? warum? Gegen eine Frau! Was hat sie ihm denn Bösesgetan? Was mögen zwischen ihnen für Beziehungen bestanden haben, daß er einen solchen Brief hat schreiben können?«
    »Haß, jawohl Haß!« wiederholte Tatjana Pawlowna meinen Ausdruck mit grimmigem Spott.
    Das Blut schoß mir wieder ins Gesicht: ich glaubte auf einmal etwas ganz Neues zu verstehen; in größter Spannung sah ich sie fragend an.
    »Scher dich von hier weg!« kreischte sie mit einer energischen Armbewegung und wandte sich schnell von mir ab. »Ich hab mich mit euch allen lange genug abgeplackt! Jetzt hab ich es satt! Soll euch alle die Erde verschlingen! ... Deine Mutter wäre noch die einzige, um die es mir leid täte ...«
    Ich lief natürlich zu Wersilow. Nein, so eine Tücke! So eine Tücke!

IV
     
    Wersilow war nicht allein. Ich schicke eine Bemerkung voraus: da er am vorhergehenden Tag einen solchen Brief an Katerina Nikolajewna abgeschickt und tatsächlich (Gott allein weiß, warum) dem Baron Bjoring eine Abschrift davon zugesandt hatte, mußte er natürlich heute im

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