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Der Jüngling

Der Jüngling

Titel: Der Jüngling Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Fëdor Michajlovi Dostoevskij
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Einzelheiten nicht recht Bescheid, und da Wersilow zugegen war, so schämte ich mich ein bißchen und wurde infolgedessen noch hitziger. Die Sache endete damit, daß Makar Iwanowitsch, der sehr gerührt war, schließlich nur bei jedem meiner Worte sagte: »Richtig, richtig!«, aber offenbar nichts mehr verstand und den Faden verloren hatte. Darüber ärgerte ich mich, aber Wersilow brach auf einmal das Gespräch ab, stand auf und erklärte, es sei Zeit zum Schlafengehen. Wir waren damals alle beisammen, und es war schon spät. Als er ein paar Minuten darauf in mein Zimmer hereinblickte, fragte ich ihn sogleich, für was für einen Menschen er Makar Iwanowitsch halte und wie er über ihn denke. Wersilow lächelte heiter (aber durchaus nicht über meine Irrtümer hinsichtlich desKommunismus – die erwähnte er gar nicht). Ich wiederhole es noch einmal: er hatte Makar Iwanowitsch entschieden liebgewonnen, und ich erhaschte auf seinem Gesicht oft ein sehr angenehmes Lächeln, wenn er dem alten Mann zuhörte. Übrigens hinderte ihn dieses Lächeln durchaus nicht, Kritik zu üben.
    »Makar Iwanowitsch ist vor allen Dingen nicht ein Bauer, sondern ein Gutsknecht«, antwortete er mit großer Bereitwilligkeit, »ein ehemaliger Gutsknecht und ehemaliger Diener, von einem Diener abstammend und als Diener geboren. Die Gutsleute und Diener haben in früherer Zeit an den Interessen des privaten, religiösen und geistigen Lebens ihrer Herrschaft in außerordentlichem Maße teilgenommen. Beachte nur, daß Makar Iwanowitsch sich bis auf den heutigen Tag am allermeisten für Ereignisse aus dem Leben der Gutsherrschaften und der höheren Kreise interessiert. Du weißt noch nicht, welche Teilnahme er manchen Dingen entgegenbringt, die sich in der letzten Zeit in Rußland zugetragen haben. Weißt du, daß er ein großer Politiker ist? Wenn du ihm erzählst, wo jemand Krieg führt und ob wir Krieg führen werden, so macht ihm das mehr Freude, als wenn du ihm Honig zu essen gibst. In früheren Zeiten habe ich ihn mit solchen Gesprächen glücklich gemacht. Vor der Wissenschaft hat er eine große Hochachtung, und von allen Wissenschaften liebt er am meisten die Astronomie. Bei alledem hat er sich zu einer selbständigen Anschauung durchgearbeitet, die du durch nichts erschüttern kannst. Er hat seine Überzeugungen, die sowohl fest als auch hinreichend klar und ... aufrichtig sind. Bei vollständigem Mangel an Bildung bringt er es doch fertig, einen plötzlich durch eine unerwartete Bekanntschaft mit allerlei Begriffen in Erstaunen zu versetzen, deren Kenntnis man bei ihm nicht vermutet hätte. Er preist mit Begeisterung das Einsiedlerleben, würde aber um keinen Preis Einsiedler oder Mönch werden, weil er im höchsten Grade ein »Vagabund« ist, wie ihn Alexander Semjonowitsch so hübsch genannt hat, auf den du, beiläufig gesagt, ganz ohne Grund böse bist. Na, was soll ich denn zu guter Letzt noch von ihm sagen: es steckt in ihm ein Stück von einem Künstler; er hat viele eigene Ausdrücke, aber auch entlehnte. Seinelogischen Darlegungen haben leicht etwas Hinkendes, manchmal spricht er gar zu abstrakt; er hat Anfälle von Sentimentalität, aber diese Sentimentalität ist durchaus die beim Volk übliche, oder, richtiger gesagt, es sind Anfälle eben jener beim Volk allgemein vorhandenen Rührseligkeit, mit der das religiöse Gefühl des Volkes bei uns in Rußland so stark durchtränkt ist. Von seinem reinen Herzen und von dem Fehlen aller Bosheit will ich weiter nicht reden: über dies Thema brauchen wir beide nicht erst zu sprechen ...«

III
     
    Um Makar Iwanowitschs Charakteristik zum Abschluß zu bringen, will ich eine seiner Erzählungen hier wiedergeben, und zwar gerade eine aus dem Privatleben. Der Charakter diese Erzählungen war sonderbar: richtiger würde man sagen, daß sie überhaupt keinen gemeinsamen Charakter hatten; eine moralische Lehre oder eine allgemeine Tendenz war nicht herauszuholen, abgesehen davon, daß sie alle mehr oder weniger rührselig waren. Aber es gab darunter auch solche, die nicht rührselig waren, sogar ganz heitere, sogar Spöttereien über liederliche Mönche, so daß er durch solche Erzählungen seiner Idee geradezu schadete; ich machte darüber auch eine Bemerkung, aber er verstand nicht, was ich sagen wollte. Manchmal war es schwer zu begreifen, was ihn eigentlich so zum Erzählen trieb, so daß ich mich mitunter sogar über seine Redseligkeit wunderte und sie zum Teil auf Rechnung seines

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