Der Jüngstre Tag
Bruder eintraf.
Jennifer verstieß heute gegen die Anordnungen, weil sie Jasper alleine begleitete. Doch trotz Dianas Anweisungen sah keiner der Steed-Familie Jasper als eine Gefahr an. Im Gegensatz zu seinen beiden Brüdern, die gelegentlich wütend wurden und ihre Eskorte bedrohten, war Jasper ein vorbildlicher Gefangener. Die anderen Familienmitglieder waren beschäftigt, und Jennifer beschloss, Dianas Erlass zu ignorieren und Jasper alleine in seine Zelle zu bringen.
»Das geht dich nichts an«, erwiderte sie auf Jaspers Frage.
»Es hat mit eurer Anführerin zu tun, nicht wahr?«
»Wie kommst du darauf?«
»Soweit ich es beurteilen kann, ist sie genauso ein Tyrann, wie mein Vater es war.«
»So schlimm wie dein Vater kann niemand sein.«
»Ich finde, wir könnten beide ein bisschen Aufmunterung vertragen. Warum bleibst du nicht hier und plauderst ein bisschen mit mir, während ich esse?«
»Warum sollte ich mit dir plaudern?«
»Nun, sonst kannst du ja niemandem erzählen, was du von diesem Miststück Diana hältst, oder?«
»Sprich nicht so über unsere Anführerin.«
»Ich weiß, wie sie ist. Ich habe auch andere über sie klagen hören, als sie am Strafzimmer vorbeigekommen sind. Ich verstehe nicht, warum du nicht Leiterin der Landwirtschaft und Gärten geworden bist, sondern Virginia. Kommt mir so vor, als würdest du immer den Kürzeren ziehen.«
»Das geht dich nichts an.«
Jasper zuckte mit den Schultern. »Es wäre einfach nur schön, ein wenig Gesellschaft zu haben. Tag und Nacht bekomme ich nichts anderes zu hören als die Klagen von diesem wahnsinnigen Damian oder Gregs stinklangweiliges Geschwätz.« Jennifer zögerte. »Warum sollte ich irgendwas Dummes tun?«, fuhr Jasper fort. »Ich werde mich benehmen. Versprochen.« Er nahm die Eisenkugel und die Kette in die Hände und stand langsam auf. »Ich stell mich da hinten in die Ecke. Du kannst die Tür abschließen und gehen, oder du setzt dich aufs Bett und plauderst ein bisschen mit mir, während ich esse.« Mit der Eisenkugel in der Hand wartete er, bis sie vom Tisch wegging, und stellte sich dann in die Ecke des Raumes.
»Okay«, lenkte Jennifer ein. Sie ging zum Bett und setzte sich hin. »Besser als zu arbeiten. Das Miststück hat mich heute schon wieder für den Toilettendienst eingeteilt.«
Jasper ging zu dem Tisch, legte die Eisenkugel auf den Boden und setzte sich auf den Stuhl. »Es ist genau wie früher«, sagte er lachend, als er zu essen begann. »Erinnerst du dich, was wir hinter dem Rücken meines Vaters getrieben haben, als er angeordnet hat, dass wir nur mit den jüngeren Frauen schlafen dürfen?«
»Glaub ja nicht, dass du mit mir hinter Dianas Rücken irgendwas treiben kannst.«
»Ich wollte nur ein wenig mit dir plaudern«, stieß Jasper hastig hervor. »Ich mag dich. Ich plaudere gerne mit dir. Der Sex mit dir war großartig – der beste, den ich je hatte –, aber was mich betrifft, ging es mir nie nur um Sex.«
Jennifer beobachtete ihn beim Essen. Durch die Arbeit auf der Tretmühle hatte er einen muskulösen Körper bekommen. Er sah jetzt noch besser aus als zuvor. Trotz seiner Verfehlungen war er zweifellos der bestaussehende Mann in der Gemeinschaft. Und auch der potenteste. Jennifer hatte Paul mehrmals Avancen gemacht, doch er schien nicht interessiert zu sein. Sie bezweifelte sogar, dass er Interesse an den jüngeren Frauen hatte. Er sah krank aus und war immer furchtbar müde. Jasper hingegen sagte ihr nicht nur, der Sex mit ihr sei der beste gewesen, den er je mals hatte, sondern auch, der Sex sei nicht das Wichtigste zwischen ihnen. Obwohl ihr Herz laut klopfte, beschloss sie, cool zu bleiben. »Und wie ist das Leben auf der Tretmühle?«
»Hart.«
»Jetzt weißt du, wie wir uns gefühlt haben.«
»Wohl wahr«, gab er zu. »Ihr scheint verdammt viel Strom zu brauchen. Wozu braucht ihr den denn?«
Jennifer erzählte ihm von den elektrischen Geräten, wo sie standen und wie sie funktionierten. Sie erwähnte die Waschmaschinen, die Tiefkühltruhen, die Maschinen in der Werkstatt und das Alarmsystem. Jasper hörte aufmerksam zu und versuchte, sich alles einzuprägen.
»Und die Anführerin hat sogar einen automatischen Teezubereiter neben ihrem Himmelbett stehen!«, sagte sie schließlich.
»Den solltest du nicht kaputt machen«, erwiderte Jasper lachend. »Wenn der nicht mehr funktioniert, musst du ihr vermutlich morgens den Tee ans Bett bringen.«
»Wohl kaum.« Jennifer blickte nervös auf die
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