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Der Junge aus dem Meer

Der Junge aus dem Meer

Titel: Der Junge aus dem Meer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alfred Weidenmann
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Er ist ein sehr bekannter Spezialist für alles, was sich da in unseren Köpfen und in ihren grauen Gehirnzellen abspielt.“ Professor Stoll lächelte ein wenig. „Er kommt so bald als möglich, und ich bin ganz sicher, daß er dir helfen kann.“
    „Ich danke Ihnen, Professor“, sagte der schwarzhaarige Alexander. Aber er wirkte dabei, als stünde er neben sich selbst oder unter einer Glasglocke.
    „Warten wir also auf den Gehirnzellenfachmann“, meinte Großmutter Kubatz hinterher. „Und weil wir in der Zwischenzeit nicht verhungern wollen, mache ich mich jetzt ans Mittagessen.“ Sie stand auf und öffnete die Fenster. „Zudem muß frische Luft in die Bude, und der Staubsauger langweilt sich auch schon viel zu lange.“
    „Wenn wir dabei behilflich sein dürften, Frau Kubatz?“ fragte Paul Nachtigall.
    „Erstens hast du wohl vergessen, daß ich für dich immer noch Gustchen heiße“, erwiderte die Großmutter, „und zum zweiten seid ihr nach wie vor unsere Urlaubsgäste. Daran hat sich nichts geändert.“
    „Entschuldigung, Gustchen“, sagte der Boß der Glorreichen Sieben. „Dann verfügen wir uns jetzt an den Strand, falls kein Einspruch erhoben wird.“
    „Das ist eine blendende Idee“, stellte Fräulein Zobelmann fest. Sie war bereits dabei, den Staubsauger aus dem Schrank zu holen. „Und laßt gefälligst den Sand vor der Tür, wenn ihr zurückkommt.“
    „Was ist mit Alexander?“ fragte Paul Nachtigall.
    „Ich wäre sehr dafür, daß er euch begleitet“, meinte Professor Stoll. „Nur sollte er seine Sachen nicht ausziehen und vorerst noch im Schatten bleiben.“
    „Hast du Lust mitzukommen?“ fragte Paul Nachtigall.
    „Wenn ich euch nicht störe“, erwiderte der schwarzhaarige Junge unsicher.
    „Du Blödmann“, grollte Fritz Treutlein. „Hast du noch nicht begriffen, daß du bereits die Ehre hast, bei den Glorreichen Sieben der achte zu sein?“
    „Ich verstehe kein Wort“, gab Alexander zu.
    „Das gibt sich“, tröstete Emil Langhans. „Am Strand erklären wir dir das Wichtigste.“
    Kurz darauf trotteten sie zu den Dünen. Die Glorreichen Sieben in Badehosen und ihre Handtücher über der Schulter, Alexander in den geliehenen Jeans und in dem geliehenen rot-blau karierten Hemd.
    „Ich hab’ mein Sonnenöl vergessen“, entschuldigte sich Paul Nachtigall plötzlich und trabte zurück. Aber das war nur eine Ausrede. Deshalb hörte er auch gar nicht auf Hans Pigge, der ihm nachrief: „Kannst du doch von mir haben, du Heini.“
    In Wirklichkeit wollte der Boß der Glorreichen Sieben nämlich mit Professor Stoll noch ganz schnell ein Wort unter vier Augen sprechen. Er traf ihn im Hof, zusammen mit Herrn Kubatz.
    „Entschuldigen Sie, Herr Professor?“
    „Wo brennt’s, mein Sohn?“
    „Wenn ich störe, kann ich verduften“, schlug Herr Kubatz vor.
    „Es geht nur darum“, meinte Paul Nachtigall. Er blickte sich um und flüsterte, ohne es eigentlich zu wollen. „Ich meine, müssen wir auf irgend etwas aufpassen, wenn wir mit Alexander zusammen sind? Vielleicht sagen wir etwas Falsches, und es schadet ihm dann?“
    „Nein, ihr macht das ganz prima“, antwortete Professor Stoll. „Ihr sollt zwischen ihm und euch überhaupt keinen Unterschied machen. Behandelt ihn wie jeden anderen gesunden Jungen. Es sei denn“, der Arzt überlegte eine Sekunde, „falls er doch einmal etwas sagt, was er nicht wissen dürfte, wenn er wirklich sein Gedächtnis verloren hat...“
    Herr Kubatz nahm verwundert seine Pfeife aus dem Mund, und Paul Nachtigall riß die Augen auf.
    „Aber Sie glauben doch nicht...?“ fragte Herr Kubatz.
    „Ich glaube gar nichts“, meinte Professor Stoll. „Aber es könnte immerhin auch möglich sein, daß er uns Theater vorspielt.“
    „Was für einen Grund sollte er dafür haben?“ fragte Paul Nachtigall.
    „Wie lange kennst du ihn?“ fragte der weißhaarige Professor zurück. „Weißt du, wo er herkommt? Ich erlaube meinen Gedanken ja nur ein paar Spaziergänge. Nichts ist unmöglich, mein Junge. Man soll sogar einmal Giraffen beim Kopfstand beobachtet haben.“
    „Das kann doch nicht wahr sein“, protestierte der Boß der Glorreichen Sieben. „Ich meine, daß Alexander...“
    „Es wäre ja auch nur eine von zweihundertzweiundzwanzig Möglichkeiten“, unterbrach Professor Stoll nachdenklich. „Aber ich würde an deiner Stelle trotzdem die Augen offenhalten und nicht auf den Ohren sitzen.“
    „Einverstanden“, sagte Paul Nachtigall

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