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Der Junge aus dem Meer

Der Junge aus dem Meer

Titel: Der Junge aus dem Meer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alfred Weidenmann
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ihr doch die Burschen, die den Jungen am Strand gefunden haben?“
    „Na und?“ fragte Fritz Treutlein, „wollen Sie uns Vorwürfe machen?“
    „Hätten wir ihn etwa liegen lassen sollen?“ mischte sich der dickliche Sputnik ein.
    Inzwischen waren die Glorreichen Sieben von den Presseleuten regelrecht umzingelt.
    Professor Stoll beobachtete alles, was draußen passierte, durch den Schlitz eines Fensterladens. „Das Ablenkungsmanöver scheint zu klappen.“ Jetzt drehte er sich um und sagte in Richtung Küche: „Ich glaube, kein Mensch würde euch jetzt beobachten.“
    „Dann los!“ flüsterte Karlchen Kubatz. Er öffnete vorsichtig die Hintertür und lief mit Alexander und dem kleinen Professor Schreiber auf die Dünen zu. Der erste Teil ihres Weges war vom Haus abgedeckt. Aber dann kam ein Stück, wo das Gelände eingesehen werden konnte. Karlchen Kubatz schlich sich vorsichtig aus dem Schatten, und was er sah, beruhigte ihn: Sämtliche Journalisten standen immer noch rund um die Glorreichen Sieben herum, und einige hatten bereits angefangen, die Jungens zu fotografieren.
    „Riskieren wir’s?“ fragte Karlchen.
    „Fein“, kicherte das Schildkrötengesicht des Professors aus Hamburg. „Ich habe schon lange nicht mehr Indianer gespielt.“
    „Es macht richtig Spaß“, grinste der Knabe Alexander vergnügt.
    „Dann also mir nach!“ flüsterte Karlchen Kubatz und kletterte voraus durch das Gras und dann durch den Sand.
    Etwa im selben Augenblick hatten sich die Glorreichen Sieben gnädig bereit erklärt, den Journalisten einige Fragen zu beantworten.
    „Langsam werdet ihr vernünftig“, meinte ein Typ mit Glatze. Seine Hose spannte sich über seinem dicken Spitzbauch, und er kam wie ein kurzbeiniger Dackel herangestapft. „Bad Rittershude, wo liegt denn dieses Kaff überhaupt?“
    Paul Nachtigall hatte es gerade gewagt, mit einem halben Auge die Lage zu peilen. Dabei hatte er festgestellt, daß Karlchen Kubatz mit dem Professor und Alexander jetzt kurz vor dem Dünenkamm angelangt waren. Gleich mußten sie allen sichtbar für einen Augenblick da droben gegen den hellblauen Himmel auftauchen, bevor sie auf der anderen Seite wieder verschwinden konnten. Das waren die gefährlichsten Sekunden, und jetzt kam es darauf an, daß kein einziger Journalist in die Richtung zum Haus Seestern hinüberblickte.
    „Sagten Sie Kaff?“ empörte sich Paul Nachtigall deshalb, als sei er zutiefst beleidigt worden. Er brüllte geradezu: „Den Namen Bad Rittershude kennen Sie nicht? Und keine blasse Ahnung, wo es liegt? Da müssen Sie in der Schule bei Geographie aber die Schlafkrankheit gehabt haben, sehr verehrter Herr! Kennt Bad Rittershude nicht! Es ist nicht zu fassen!“ Er drehte sich wie verzweifelt über so viel Unwissenheit um die eigene Achse. Aber in Wirklichkeit wollte er natürlich feststellen, was sich inzwischen hinter seinem Rücken abspielte. Und dieser Bruchteil einer Sekunde genügte ihm auch, um sich davon zu überzeugen, daß Karlchen Kubatz mit dem kleinen Professor und Alexander in Sicherheit waren. Der Dünenkamm war wie leergefegt.
    Tatsächlich kletterten die drei bereits auf der Seeseite zu jener Sandkuhle hinüber, in die sich die Glorreichen Sieben immer zurückgezogen hatten, wenn sie in aller Ruhe unter sich sein wollten.
    Mitten in dieser Kuhle saß jetzt ganz allein ein untersetzter Mann in einem schwarzen Anzug. Seine Schuhe standen neben ihm im Sand, als ob er sie im Hotel zum Putzen vor die Tür gestellt hätte. Er erhob sich jetzt und verbeugte sich ein wenig. Neben ihm stand Florian.
    „Ein Wiedersehen unter höchst ungewöhnlichen Umständen“, bemerkte Professor Schreiber. Auch er hatte seine Schuhe ausgezogen und gab Herrn Landauer die Hand. „Aber so bleibt das Leben interessant.“
    „Sehr verehrter Herr Professor“, erwiderte der Mann mit den grüngrauen Eulenaugen. „Es ist mir eine wirklich große Freude, und ich bin ehrlich gerührt, wenn ich an unsere ersten Begegnungen zurückdenke.“
    „Ja, damals wollte ich noch die ganze Welt auf den Kopf stellen“, meinte der kleine Professor und blickte nachdenklich durch seine dicken Brillengläser. Aber dann riß er sich von der Erinnerung los und sagte: „Wir haben der Presse ein Schnippchen geschlagen, aber sehr viel Zeit bleibt uns trotzdem nicht. Das ist Karlchen Kubatz, und das ist unser Sorgenkind, von dem ich Ihnen am Telefon das Wichtigste ja schon erzählt habe. Heute abend noch will ich mit ihm in meine

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