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Der Junge, der Ripley folgte (German Edition)

Der Junge, der Ripley folgte (German Edition)

Titel: Der Junge, der Ripley folgte (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Patricia Highsmith
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dem Mord an Dickie Greenleaf gefragt hatte, dem einzigen, dessentwegen er so etwas wie Schuld empfand. »Eine Frau? Niemals. Das brauchte ich nie«, fügte er hinzu und mußte dabei an den Witz von dem Engländer denken, der einem Freund erzählte, er habe seine Frau begraben müssen, weil sie eben tot war. »In die Lage bin ich nie gekommen. Eine Frau… Daran denkst du doch sicherlich nicht, Frank, oder?… An wen?«
    Nun mußte Frank lächeln. »An niemand! Herrgott, nein!«
    »Gut. Ich komme nur deshalb darauf, weil…« Wieder fehlten ihm die Worte, doch er stolperte weiter. »Er – ich meine, der –« Er deutete auf die Zeitung. »Die Tat sollte nicht dein ganzes Leben zerstören. Kein Grund, zusammenzubrechen.« Wußte der Junge in seinem Alter, ja konnte er überhaupt wissen, was es bedeutete, zusammenzubrechen? Aus dem Gefühl heraus, rundum gescheitert zu sein? Andererseits brachen viele Jugendliche zusammen, begingen sogar Selbstmord, wenn sie mit einem Problem nicht fertig wurden.
    Manchmal nur wegen der Hausaufgaben.
    Frank zog die Knöchel seiner rechten Faust schnell über die scharfe Ecke von Minots Couchtisch. War die Oberfläche aus Glas? Schwarzweiß, doch Marmor war es nicht. Die Geste des Jungen machte Tom nervös.
    »Verstehst du, was ich sagen will? Entweder du läßt ein einziges Ereignis dein ganzes Leben ruinieren oder nicht. Die Entscheidung liegt bei dir – und du hast Glück, Frank, daß du das selbst entscheiden kannst, weil dich niemand verdächtigt.«
    »Ich weiß.«
    Und Tom wußte, daß der Junge mit seinen Gedanken zu einem (wie großen?) Teil bei Teresa war, bei der Liebe, die er verloren glaubte. Was diesen Wahn betraf, konnte Tom ihm nicht helfen; das war ganz etwas anderes als Mord. Nervös fuhr er fort: »Und hör auf, mit den Knöcheln gegen den Tisch zu schlagen, ja? Damit löst du nämlich nichts. Wirst nur in Paris mit blutigen Knöcheln ankommen. Sei doch nicht blöd! «
    Der Junge ließ wieder die Faust fallen, verfehlte den Tisch aber knapp. Tom versuchte, sich zu entspannen, und sah nicht mehr hin.
    »Keine Sorge, so blöd bin ich nicht.« Frank stand auf, ging zum Fenster, die Hände in den Taschen vergraben, und drehte sich um. »Die Flugtickets für morgen – soll ich das erledigen? Ich kann doch die Plätze auf englisch buchen, oder?«
    »Bestimmt. Tu das.«
    »Lufthansa.« Der Junge nahm das Telefonbuch zur Hand. »Wieviel Uhr? Morgens gegen zehn?«
    »Oder auch früher.« Tom war zutiefst erleichtert. Der Junge schien endlich wieder auf die Beine zu kommen oder es wenigstens zu versuchen.
    Reeves betrat die Wohnung, als Frank gerade die Abflugzeit wiederholte: 9:15. Er nannte die Namen, Ripley und Andrews.
    »Schönen Tag gehabt?« fragte Reeves.
    »Sehr schön, danke«, sagte Tom.
    »Hallo, Frank. Muß mir nur eben die Hände waschen«, begrüßte ihn Reeves mit seiner krächzenden Stimme und zeigte dabei seine grau verfärbten Handflächen. »Habe heute mit Bildern hantiert. Keine schmutzige –«
    »Ein richtiges Tageswerk, Reeves?« unterbrach ihn Tom. »Ich bewundere Ihre Hände!«
    Reeves räusperte sich (vergeblich) und setzte heiser noch einmal an: »Wollte sagen, keine schmutzige Arbeit, aber eine ehrliche, bei der man sich die Hände schmutzig macht. Hatten Sie schon einen Drink, Tom?« Er ging ins Bad.
    »Reeves, würden Sie mit uns essen gehen?« Tom folgte ihm. »Ist unser letzter Abend.«
    »Ehrlich gesagt, lieber nicht. Ich habe ja immer was hier, dafür sorgt Gaby. Ich glaube, sie hat einen Auflauf oder so vorbereitet.«
    Restaurants hatte Reeves noch nie gemocht, erinnerte sich Tom. Wahrscheinlich wollte er in der Hamburger Szene so wenig wie möglich auffallen.
    »Tom!« Der Junge winkte ihn ins Gästezimmer und zog eine Schachtel aus der rotweißen Plastiktasche. »Für Sie.«
    »Für mich? Vielen Dank, Frank.«
    »Sie haben sie ja noch gar nicht aufgemacht.«
    Tom löste die Schleifen des blauen und roten Geschenkbands und öffnete die weiße Schachtel. Zwischen Lagen und Lagen von Seidenpapier fand er etwas rot und golden Glänzendes, nahm es heraus und hielt einen seidenen Morgenmantel mit einem Gürtel aus demselben dunkelroten Material und schwarzen Tasseln in den Händen. Die rote Seide des Mantels war mit goldenen Pfeilspitzen gemustert. »Wirklich hübsch«, sagte Tom. »Sehr elegant.« Er zog das Jackett aus. »Soll ich ihn anprobieren?« fragte er und schlüpfte hinein. Der Morgenmantel paßte genau, oder würde es, wenn Tom

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