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Der Junge im gestreiften Pyjama (German Edition)

Der Junge im gestreiften Pyjama (German Edition)

Titel: Der Junge im gestreiften Pyjama (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: John Boyne
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weil es vielleicht unhöflich war. Er wusste, dass Leute manchmal nicht gern darüber redeten, weshalb sie traurig waren; manchmal erzählten sie von allein den Grund und hörten dann monatelang nicht mehr auf, darüber zu reden, aber in diesem Fall fand Bruno es ratsam, abzuwarten und nichts zu sagen. Er hatte etwas auf seiner Forschungsreise gefunden, und da er jetzt endlich jemanden von der anderen Seite des Zauns vor sich sah, hielt er es für das Beste, die Gelegenheit voll auszunutzen.
    Er setzte sich auf seiner Seite des Zauns auf den Boden, kreuzte die Beine übereinander wie der kleine Junge und wünschte sich sehnlichst, er hätte Schokolade dabei oder ein Stück Gebäck, das sie teilen könnten.
    »Ich wohne in dem Haus auf dieser Zaunseite«, sagte Bruno.
    »Wirklich? Ich habe das Haus einmal von weitem gesehen, aber dich habe ich nicht entdeckt.«
    »Mein Zimmer ist im ersten Stock«, sagte Bruno. »Ich kann von dort über den Zaun sehen. Übrigens, ich bin Bruno.«
    »Ich bin Schmuel«, sagte der kleine Junge.
    Bruno verzog das Gesicht, denn er war nicht sicher, ob er den kleinen Jungen richtig verstanden hatte. »Wie heißt du nochmal?«, fragte er.
    »Schmuel«, sagte der kleine Junge, als wäre es die natürlichste Sache der Welt. »Und wie heißt du nochmal?«
    »Bruno«, entgegnete Bruno.
    »Den Namen habe ich noch nie gehört«, sagte Schmuel.
    »Und ich habe deinen Namen noch nie gehört«, sagte Bruno. »Schmuel.« Er überlegte. »Schmuel«, wiederholte er. »Klingt schön, wenn man es ausspricht. Wie wenn der Wind weht.«
    »Bruno«, sagte Schmuel und nickte zufrieden. »Ja, ich glaube, dein Name gefällt mir auch. Er klingt, als würde sich jemand die Arme reiben, um sich zu wärmen.«
    »Mir ist noch nie jemand begegnet, der Schmuel heißt«, sagte Bruno.
    »Auf dieser Zaunseite gibt es viele Schmuels«, sagte der kleine Junge. »Aberhunderte vermutlich. Ich hätte gern einen Namen, der nur mir gehört.«
    »Mir ist noch niemand begegnet, der Bruno heißt«, sagte Bruno. »Außer mir natürlich. Könnte sein, dass ich der Einzige bin.«
    »Dann hast du Glück«, sagte Schmuel.
    »Schon möglich. Wie alt bist du?«, fragte Bruno.
    Schmuel überlegte und senkte den Blick zu seinen Fingern, die in der Luft wackelten, als würde er rechnen. »Ich bin neun«, sagte er. »Mein Geburtstag ist der fünfzehnte April neunzehnhundertvierunddreißig.«
    Bruno starrte ihn verblüfft an. »Was hast du gesagt?«, fragte er.
    »Dass ich am fünfzehnten April neunzehnhundertvierunddreißig geboren bin.«
    Bruno machte große Augen und sein Mund formte ein erstauntes O. »Das glaube ich nicht.«
    »Warum nicht?«, fragte Schmuel.
    »Nein«, sagte Bruno und schüttelte schnell den Kopf. »Ich meine nicht, dass ich dir nicht glaube. Ich meine, dass ich überrascht bin, mehr nicht. Mein Geburtstag ist nämlich auch am fünfzehnten April. Und ich bin neunzehnhundertvierunddreißig geboren. Wir sind am gleichen Tag geboren.«
    Schmuel ließ sich das durch den Kopf gehen. »Dann bist du also auch neun«, sagte er.
    »Ja. Ist das nicht komisch?«
    »Sehr komisch«, sagte Schmuel. »Kann sein, dass es auf dieser Zaunseite vielleicht viele Schmuels gibt, aber ich glaube, mir ist noch nie jemand begegnet, der am gleichen Tag geboren ist wie ich.«
    »Wir sind wie Zwillinge«, sagte Bruno.
    »Ein bisschen«, stimmte Schmuel zu.
    Plötzlich überkam Bruno ein großes Glücksgefühl. Er sah Karl und Daniel und Martin vor sich, seine drei besten Freunde, und er erinnerte sich, wie viel Spaß sie immer in Berlin gehabt hatten, und gleichzeitig wurde ihm bewusst, wie einsam er in Aus-Wisch war.
    »Hast du viele Freunde?«, fragte Bruno und neigte den Kopf leicht zur Seite, während er auf die Antwort wartete.
    »O ja«, sagte Schmuel. »Na ja, gewissermaßen.«
    Bruno runzelte die Stirn. Er hatte gehofft, Schmuel würde vielleicht nein sagen, weil sie dann noch eine Gemeinsamkeit gehabt hätten. » Enge Freunde?«, fragte er.
    »Nein, nicht sehr eng«, sagte Schmuel. »Aber auf dieser Zaunseite sind wir viele – Jungen in unserem Alter, meine ich. Allerdings streiten wir uns sehr oft. Deswegen komme ich hierher. Damit ich allein bin.«
    »Wie ungerecht«, sagte Bruno. »Ich verstehe nicht, warum ich auf dieser Zaunseite bleiben muss, wo ich niemanden zum Reden und niemanden zum Spielen habe, und du hast viele Freunde und spielst wahrscheinlich jeden Tag stundenlang. Darüber muss ich mit Vater reden.«
    »Woher kommst du

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