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Der Junker von Ballantrae

Titel: Der Junker von Ballantrae Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert Louis Stevenson
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Das war um so erregender, als es schien, der Junker schwebe in Lebensgefahr, denn er schrie auf: »Oh! Jamie ertrinkt – oh, rettet Jamie!«, was er mit großer Leidenschaft mehrmals wiederholte.
    Das war, wie ich sagte, sowohl für Mrs. Henry als für mich erregend, aber im großen ganzen waren die Phantasien meines Herrn seinem Charakter nicht entsprechend. Es schien, als habe er die Absicht, die Verleumdungen seines Bruders zu rechtfertigen und zu beweisen, daß er ein Mann von trockener Natur sei, derdarauf ausgehe, Geld zu machen. Wäre ich allein gewesen, hätte mich das nicht gerührt, aber immer, wenn ich lauschte, berechnete ich die Wirkung auf die Gattin des Mannes und sagte mir, daß er täglich in ihrer Achtung sinken müsse. Ich war der einzige Mensch auf Erden, der ihn verstand, und ich wollte es erzwingen, daß noch ein zweiter vorhanden war. Ob er nun sterben mußte und seine guten Eigenschaften mit ihm untergingen, oder ob er gerettet wurde und sein Gedächtnis, das Erbe seiner Qualen, wiedererlangte: ich wollte, daß er im ersten Fall von Herzen betrauert und im zweiten unumwunden willkommen geheißen wurde von dem Menschen, den er am meisten liebte, nämlich von seinem Weibe.
    Da ich keine Gelegenheit zur freien Aussprache fand, entschloß ich mich endlich zu einer Art dokumentarischer Beweisführung. Ich benutzte einige Nächte, als ich keine Wache hatte und schlafen sollte, zur Vorbereitung dessen, was ich meine Abrechnung nennen möchte. Aber das war, wie ich herausfand, der leichteste Teil meiner Arbeit, und der Rest, nämlich die Überreichung an die Herrin des Hauses, ging beinahe über meine Kraft. Mehrere Tage ging ich umher, meine Papiere unter dem Arm, und suchte nach einer Wendung des Gesprächs, die mir als Überleitung dienen konnte. Ich will nicht leugnen, daß sich manchmal eine günstige Gelegenheit bot, aber dann klebte meine Zunge am Gaumen, und ich glaube, daß ich mein Paket bis auf den heutigen Tag tragen würde, wenn nicht ein glücklicher Umstand mich von meinem Zögern befreit hätte.
    Es war eines Nachts, als ich wieder unverrichteter Sache und verzweifelt über meine eigene Feigheit das Zimmer verlassen wollte.
    »Was tragen Sie dort mit sich herum, Mr. Mackellar?« fragte sie. »Ich sehe Sie in den letzten Tagen immer mit dem gleichen Armvoll Papiere aus und ein gehen.«
    Ich wandte mich ohne ein Wort um, legte die Papiere auf den Tisch vor ihr nieder und ließ sie allein, damit sie alles läse. Was es war, davon will ich nun eine knappe Vorstellung geben, und das beste wird sein, ich schreibe den Brief ab, den ich meiner Abrechnung vorausschickte, und von dem ich nach meiner ausgezeichneten Gewohnheit den Entwurf aufbewahrt habe. Er wird auch meine Mäßigung in dieser Angelegenheit beweisen, die von manchen unverantwortlicherweise in Frage gezogen wurde.
    *
    Durrisdeer 1757
    »Sehr geehrte gnädige Frau!
    Ich bin gewiß, daß ich nicht ohne besondere Veranlassung die Grenzen, die meine Stellung mir vorschreibt, überschreiten würde, aber ich sehe, daß durch den unglücklichen und nie genannten Fehler der Verschwiegenheit in der vergangenen Zeit sehr viel Unglück über alle Mitglieder Ihres edlen Hauses gekommen ist. Die Schriftstücke, die ich mir erlaube, Ihrer Beachtung zu empfehlen, sind Familiendokumente und alle im höchsten Ausmaß Ihrer Aufmerksamkeit wert.
    Ich füge eine Tabelle mit einigen notwendigen Anmerkungen bei und verbleibe, sehr geehrte gnädige Frau, Ihr ergebenster und gehorsamster Diener
    Ephraim Mackellar.«
    *
    Verzeichnis der Schriftstücke:
    A . Entwurf von zehn Briefen, gerichtet von Ephraim Mackellar an den hochwohlgeborenen Herrn James Durie, höflicherweise Junker von Ballantrae geheißen, während seines Aufenthaltes in Paris, nach Daten geordnet. (Es folgen die Daten.) Anmerkung: In Verbindung mit B und C zu lesen.
    B . Sieben Originalbriefe des genannten Junkers von Ballantrae an den genannten E. Mackellar, nach Daten geordnet. (Es folgen die Daten.)
    C . Drei Originalbriefe des genannten Junkers von Ballantrae an den hochwohlgeborenen Herrn Henry Durie, nach Daten geordnet. (Es folgen die Daten.) Anmerkung: Mir zur Beantwortung übergeben von Mr. Henry, Abschriften meiner Antworten unter A 4, A 5 und A 9 dieser Mappe. Der Inhalt der Briefe Mr. Henrys, von denen ich keine Entwürfe finden kann, mag aus den Antworten seines unnatürlichen Bruders entnommen werden.
    D . Eine Korrespondenz, im Original und in Abschriften, die sich über

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