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Der Junker von Ballantrae

Titel: Der Junker von Ballantrae Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert Louis Stevenson
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blickte umher in dem leeren Raum und auf die drei Gedecke.
    »Wir sind eine kleine Gesellschaft«, sagte er, »wie kommt das?«
    »Das ist die Gesellschaft, an die wir uns gewöhnen müssen«, erwiderte ich.
    Er sah mich plötzlich scharf an. »Was bedeutet alles das?« fragte er.
    »Sie und ich und unser Freund Mr. Daß sind von jetzt an unter uns«, entgegnete ich. »Der Lord, die Lady und die Kinder sind auf Reisen gegangen.«
    »Auf mein Wort!« rief er, »ist das möglich? Ich habe also wirklich Ihre Volsker in Corioli aufgeschreckt! Aber das ist kein Grund, das Frühstück kalt werden zu lassen. Setzen Sie sich bitte, Mr. Mackellar« – indem er sprach, nahm er die Spitze der Tafel ein, die ich mir selbst zugedacht hatte–, »und während wir essen, können Sie mir die Einzelheiten dieser Flucht erzählen.«
    Ich konnte beobachten, daß er erregter war, als seine Reden verrieten, und ich beschloß, es ihm an Kälte gleichzutun. »Ich wollte Sie soeben bitten, den Vorsitz an der Tafel zu übernehmen«, sagte ich, »denn obgleich ich jetzt in die Lage versetzt bin, Ihr Gastgeber zu sein, könnte ich doch nie vergessen, daß Sie schließlich einmal ein Mitglied der Familie waren.«
    Eine Weile spielte er die Rolle des Hausherrn, gab Befehle an Macconochie, der sie mit böser Miene entgegennahm, und bemühte sich besonders um Secundra. »Und wohin hat sich meine liebe Familie zurückgezogen?« fragte er lässig.
    »Ja, Mr. Bally, das ist eine andere Sache«, sagte ich, »ich habe keine Anweisung, Ihnen das Ziel der Reise mitzuteilen.«
    »Auch mir nicht?« fragte er.
    »Niemand«, sagte ich.
    »Das ist weniger verletzend«, sagte der Junker, » c'est de bon ton : mein Bruder bessert seine Sitten, je länger er lebt, und was ist mit mir, teurer Mr. Mackellar?«
    »Sie werden Wohnung und Verpflegung erhalten, Mr. Bally«, antwortete ich. »Es ist mir gestattet, Ihnen den Weinkeller freizugeben, der sehr gut gefüllt ist. Sie haben sich nur gut mit mir zu stellen, was nicht sehr schwer ist, dann werden Sie weder Wein noch Reitpferd entbehren.«
    Er fand einen Vorwand, um Macconochie aus dem Zimmer zu entfernen.
    »Und wie steht es mit Geld?« erkundigte er sich. »Muß ich mich mit meinem lieben Freund Mackellarauch gut stellen, um Taschengeld zu erhalten? Das bedeutet eine angenehme »Rückkehr in die Knabenzeit.«
    »Bewilligt wurde nichts«, sagte ich, »aber ich werde es auf meine eigene Kappe nehmen, Sie in bescheidenen Grenzen zu versorgen.«
    »In bescheidenen Grenzen?« wiederholte er. »Und Sie wollen es auf Ihre eigene Kappe nehmen?« Er richtete sich auf und blickte über die lange Reihe der Porträts in der Halle. »Im Namen meiner Vorfahren, ich danke Ihnen«, sagte er, und dann wurde er wieder ironisch: »Aber Secundra Daß muß doch sicherlich auch ein Taschengeld erhalten?« fragte er. »Es ist unmöglich, daß man das vergessen habe.«
    »Ich werde es mir merken und um Anweisungen bitten, wenn ich schreibe«, entgegnete ich.
    In plötzlich veränderter Haltung lehnte er sich vor und stützte einen Ellbogen auf den Tisch: »Halten Sie das alles für sehr klug?«
    »Ich führe Befehle aus, Mr. Bally«, sagte ich.
    »Außerordentlich bescheiden«, sagte der Junker, »aber vielleicht nicht gleichermaßen klug. Sie sagten mir gestern, meine Macht sei mit dem Tode meines Vaters zusammengebrochen. Wie kommt es denn, daß ein hoher Adliger unter dem Schutz der Nacht aus einem Hause flieht, in dem seine Väter mehrere Belagerungen ausgehalten haben? Daß er seine Adresse verschweigt, was Seine Majestät den König und auch die ganze Öffentlichkeit angeht? Und daß er mich im Besitz der Ländereien zurückläßt, unter dem väterlichen Schutzseines unschätzbaren Mackellar? Das sieht mir aus nach sehr beträchtlicher und echter Furcht.«
    Ich wollte ihn mit irgendeiner nicht sehr glaubwürdigen Abwehrrede unterbrechen, aber er wies mich mit einer Handbewegung zur Ruhe und fuhr fort zu sprechen:
    »Ich sage, daß es nach Furcht schmeckt, aber ich will weitergehen, denn ich glaube, daß die Furcht begründet ist. Ich kam in dies Haus mit einigem Zögern; angesichts der Umstände meiner letzten Abreise konnte mich nur zwingende Notwendigkeit zur Rückkehr bewegen. Geld aber muß ich bekommen. Sie werden es mir nicht gutwillig geben, aber ich habe die Macht, es von Ihnen zu ertrotzen. Innerhalb einer Woche werde ich, ohne Durrisdeer zu verlassen, herausfinden, wohin diese Narren geflohen sind. Ich werde folgen,

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