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Der Kaffeehaendler - Roman

Der Kaffeehaendler - Roman

Titel: Der Kaffeehaendler - Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: David Liss Almuth Carstens
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anderen Gründen. Der Franzose musste wahnsinnig sein, ein Geschäft zu tätigen, bei dem er garantiert Geld verlor. Entweder das, oder er kannte ein großartiges Geheimnis, von dem Miguel letztendlich profitieren könnte. Trotzdem, er hatte etwas über fünfhundert Gulden investiert, deshalb durfte er das Angebot nicht leichtfertig ausschlagen; es würde einen kleinen Gewinn statt eines erheblichen Verlusts bedeuten.
    »Für weniger als sechshundertfünfzig trenne ich mich nicht von ihnen«, sagte er.

    »Dann trennen Sie sich eben nicht. Ich habe keine Zeit für Ihr holländisches Geschacher. Entweder wir schließen diesen Handel ab, oder ich suche mir einen anderen Mann, und wenn ich ihm dasselbe biete, wird er dankbarer sein als Sie.«
    Miguel lächelte entschuldigend und führte Parido ein paar Schritte beiseite.
    »Zweifellos werden Sie sein Angebot annehmen!«, verkündete Parido.
    Hier baumelte ein so köstlicher Wurm, und Miguel war der Fisch. Vielleicht erwischte er den Wurm, aber wollte er dafür einen Haken in der Wange riskieren?
    »Ich bin skeptisch«, sagte Miguel und rieb nachdenklich Daumen und Zeigefinger aneinander. »Warum ist er so erpicht auf diese Terminkontrakte? Womöglich ist es klüger, wenn ich sie behalte, damit ich von dem, was er weiß, profitieren kann.«
    »Börsengewinne sind die Schätze von Kobolden, heute Kohlen, morgen Diamanten und dann wieder Kohlen. Sie müssen sie einstreichen, wo Sie sie finden.«
    »Ich bevorzuge eine kühnere Vorgehensweise«, sagte Miguel trocken.
    »Manchmal ist Kühnheit geraten und manchmal Vorsicht. Denken Sie einen Augenblick nach. Was wissen wir denn über diesen Franzosen? Vielleicht braucht er die Kontrakte für einen Plan, der Ihnen gar nichts einbringen würde. Vielleicht will er nur einem Gegner schaden, indem er hortet, worauf der andere aus ist. Vielleicht ist er verrückt. Vielleicht weiß er, dass der Preis auf das Dreifache steigen wird. Sie wissen es nicht. Sie wissen nur, dass Sie sich Schulden ersparen und sogar einen kleinen Gewinn einheimsen, wenn Sie jetzt verkaufen. So macht man ein Vermögen – in kleinen Schritten und mit großer Besonnenheit.«
    Miguel wandte sich ab. Nur wenige Männer hatten so gute
Verbindungen an der Börse wie Parido, und wenn er beschlossen hatte, die Feindseligkeiten zu Miguel zu beenden, konnte diese Transaktion der erste Schritt zu einer Freundschaft sein, die helfen würde, ihn von seinen Schulden zu befreien. Würde Parido es wagen, Miguel vor aller Augen zu schaden? Immerhin hatte Parido ihm fast zwei Jahre lang gegrollt, und Miguel kam dieser Anflug von Selbstlosigkeit etwas unheimlich vor.
    Sein Instinkt riet ihm, das Angebot abzulehnen, an den Terminkontrakten festzuhalten und abzuwarten, wie sich der Markt entwickelte – aber sollte er seinem Instinkt folgen? Sich diese verfluchten Kontrakte vom Hals zu schaffen, war verlockend. Dann könnte er diesen Monat mit einem Profit abschließen. Nächsten Monat könnte er mit Walfischtran handeln – wieder ein sicherer Gewinn – und in das Kaffeegeschäft einsteigen. Womöglich war dieser Moment ein Wendepunkt in seinem Leben.
    Angesichts der schweren Entscheidung stellte er sich die einzige Frage, die ihm in den Sinn kam: Welchen Weg würde der verwegene Pieter einschlagen? Würde er Parido zum Trotz seinem Instinkt folgen, oder würde er klein beigeben und einem Mann, der sein Feind gewesen war, vertrauen? Pieter, das wusste Miguel, ließ nie eine Chance ungenutzt, und es war besser, einen Betrüger glauben zu lassen, er sei erfolgreich, als ihn offen bloßzustellen. Pieter würde Paridos Rat befolgen.
    »Ich mache das Geschäft«, sagte Miguel schließlich.
    »Das ist das einzig Richtige.«
    Vielleicht war es das. Miguel hätte hocherfreut sein sollen. Vielleicht würde er es in wenigen Stunden sein, wenn ihm die unsagbare Erleichterung, die ruinösen Terminkontrakte los zu sein, real erschien. Er sprach ein Dankgebet, doch er wurde das ungute Gefühl nicht ganz los. Er hatte die Hilfe eines Mannes angenommen, der ihn noch vor zwei Wochen in einen Sack gesteckt und in die Amstel geworfen hätte.

    Es konnte ja so sein, wie Parido sagte – dass er lediglich den Riss zwischen ihnen kitten wollte -, deshalb wandte Miguel sich dem Parnass zu und verneigte sich dankend, doch seine Miene war finster. Parido konnte sie nicht missverstehen. Falls das Geschäft ein Schwindel war, würde Miguel sich rächen.

    Aus
    Die auf Tatsachen beruhenden und

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