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Der kalte Himmel - Roman

Der kalte Himmel - Roman

Titel: Der kalte Himmel - Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: PeP eBooks
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vorbei. Es gab nichts mehr zu beschönigen.
    » Na? « , kam es gedehnt von Otto, dem nicht entgangen war, wie fertig Paul aussah. Ganz grau war er im Gesicht, ein Bild des Jammers, als ob ihn alle Kraft mit einem Schlag verlassen hätte. » Hast dich mit dem Schenkhofer einigen können? «
    » Ein Arschloch ist das, ein blödes « , schimpfte Paul. » Der Hopfenpreis wird jede Woche neu bestimmt, hat er gesagt, und dann hat er mir noch weniger gegeben. «
    Bei Pauls Auslassungen hatte sich Otto tief über seine Schreibtischpapiere gebeugt, damit sein Gesicht nicht verriet, dass er längst Bescheid wusste. Hinter Pauls Rücken hatte der Schenkhofer schon dafür gesorgt, dass alle im Dorf über Pauls fehlgeschlagene Revolte unterrichtet waren. Pauls Abfuhr diente dem machtbewussten Brauereibesitzer als willkommene Abschreckung, um sich die anderen Bauern gefügig zu halten.
    » Der Schenkhofer sitzt einfach am längeren Hebel, da kannst machen, was du willst « , brummelte Otto vor sich hin.
    Paul sammelte sich. » Otto, pass auf « , kam es erschöpft. » Ich bräuchte ein bisschen mehr Geld. «
    Mit gespielter Überraschung blickte Otto von seinen Unterlagen hoch.
    » Kannst du mir den Kredit ein wenig aufstocken, als Überbrückung sozusagen? «
    Otto sah seinen alten Freund mit hochgezogenen Augenbrauen an.
    » Ich muss die Behandlung vom Felix in Berlin jetzt auch noch zahlen « , gab Paul unumwunden zu.
    » Was macht denn dein Bub in Berlin? « , fragte Otto verblüfft.
    Paul runzelte die Stirn. Er nestelte nach einer Zigarette in seiner zerknüllten Packung.
    Otto hielt ihm ein Feuerzeug hin. » Hat dir die Marie Hörner aufgesetzt? « , fragte er prompt.
    » Schmarrn « , knurrte Paul und stieß wütend den Rauch in die Luft. » das ist eine medizinische Behandlung. Was Genaueres weiß ich nicht. «
    Auch Otto hatte sich nun eine Zigarette angezündet und sah seinen alten Freund nachdenklich an.
    » Also, was ist jetzt mit dem Kredit? « , stieß Paul hervor.
    Otto wiegte seinen Kopf hin und her. » Also, so einfach ist das nicht. Da brauchen wir Sicherheiten. «
    » Was denn für Sicherheiten? « , fragte Paul verblüfft. » Ich hab jedes Jahr meinen Hopfen, das weißt du doch. «
    Otto lächelte jovial. » Ein Mann mit Grund kommt über die Rund, sag ich immer. «
    In Paul dämmerte es plötzlich. » Wie meinst du das? « , fragte er misstrauisch.
    » Eine Hypothek auf den Weiherner Acker tät schon passen. « In größter Gelassenheit rückte Otto nun also mit seinen Absichten heraus. Er war kein Unmensch, aber auch kein Trottel. Der gute Paul hatte ihm eine Steilvorlage geliefert, und er nutzte sie.
    Als Paul endlich begriff, was hier gespielt wurde, hätte er seinem alten Schulfreund am liebsten eine gescheuert. Aber sie standen nicht mehr auf dem Schulhof, sondern mitten im Leben – und dabei hatte Paul eindeutig die schlechteren Karten.
    » Sag mal, bist du jetzt total übergeschnappt? « , war das Einzige, das er noch hervorbringen konnte. » Du weißt doch ganz genau, dass das unser bester Grund ist. Außerdem gehört der gar nicht mir, der gehört meinen Eltern. « Die letzten Worte hatte Paul gebrüllt.
    Otto stand hastig auf und schloss die Tür seines Büros. Im Schalterraum brauchte nicht das halbe Dorf mithören, was hier verhandelt wurde. » Höchste Zeit, ihn zur Familiensache zu machen « , erklärte er gedämpft.
    Doch Paul hatte längst genug gehört, er hatte die Nase gestrichen voll. Lieber ließ er alles vor die Hunde gehen, als es denjenigen zum Fraß vorzuwerfen, die schon auf seinen Bankrott spekulierten. » Ein Aasgeier bist du « , sagte er, schon die Klinke in der Hand.
    » Geh, Paul « , rief Otto empört, doch da war Paul schon längst zur Tür hinaus und rannte durch den Schalterraum auf die Straße. » Dabei bin ich doch auf deiner Seite « , seufzte Otto ungehört und drückte den Zigarettenstummel heftig im übervollen Aschenbecher aus.
    *

» Was soll das denn werden, wenn es fertig ist? « , fragte Alex erstaunt, als sie sich an Marie vorbei in das kleine Badezimmer der WG drängte. » Du hast dich doch noch nie geschminkt. «
    Verblüfft sah Marie im Spiegel, dass Alex keine Scheu hatte, vor ihr aufs Klo zu gehen, und so malte sie einfach weiter einen etwas unbeholfenen Lidstrich um ihre Augen und zog ihre Lippen mit einem zartrosa Lippenstift nach, den sie in der Drogerie an der Ecke gekauft hatte.
    » Ich habe meine Arbeit in der Kneipe verloren « , sagte sie, während

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