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Der Kalte Kuss Des Todes

Der Kalte Kuss Des Todes

Titel: Der Kalte Kuss Des Todes Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Suzanne McLeod
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    Aber jetzt wurde es Zeit, Tavish & Co. ein wenig in die Schranken zu weisen.
    »Ich denke, wir sollten an dieser Stelle mal die Grundregeln festlegen«, erklärte ich fest. »Ich weiß über die Folgen des Fluchs Bescheid; Finn hat’s mir erzählt, obwohl ich das eigentlich von dir erwartet hätte, Tavish.« Ich schaute ihn anklagend an.
    »Ach, Püppchen«, seufzte er, »das ist nicht etwas, womit man gleich am Anfang einer Liebeswerbung rausrückt. Besser erst mal sehen, wie sich’s entwickelt.«
    Nun gut, ich konnte verstehen, dass es abschreckend auf ein Mädchen wirken musste, wenn der mögliche Partner schon beim ersten Date seinem Wunsch nach Kindern Ausdruck gab. Aber was eine Schwangerschaft betraf, war »abwarten, wie sich’s entwickelt« eine Taktik, die in die Hose gehen konnte (oder in diesem Fall, nicht in die Hose).
    »Ich habe inzwischen kapiert, dass ihr zwei mich mit diesem ›Verbot‹ beschützen wolltet«, fuhr ich sachlich fort, »und glaubt nicht, dass ich euch nicht dankbar bin oder das nicht zu schätzen weiß« – auch wenn ihr möglicherweise eure eigenen Gründe dafür gehabt habt, wie mir durchaus bewusst ist -, »aber je länger ihr mich im Unklaren lasst, desto kniffliger scheint meine Lage zu werden. Ich werde mich jetzt also mit
der Phouka treffen und hören, was sie über diese andere, gefährliche Sidhe rausgefunden hat« – und ihr ein paar unangenehme Fragen zu diesem »Verbot« stellen -, »dann können wir uns wieder zusammensetzen und überlegen, wie’s weitergeht, okay?«
    Ich warf einen Blick zum heller werdenden Himmel. Malik würde dieses Treffen wohl auslassen müssen.
    Tavish schaute Malik an, wie um zu sagen: »Es liegt bei dir.«
    Maliks Blick ruhte auf mir, aber er wirkte weder belustigt noch leidenschaftlich. »Genevieve -«
    »Ich weiß, die Phouka ist gefährlich, Malik«, unterbrach ich ihn, »das musst du mir nicht erst sagen.« Und sie ist nicht die Einzige, dachte ich mit einem Blick auf die beiden. Hoffentlich machten sie mir keine Schwierigkeiten, denn ich bezweifelte, dass ich gegen sie ankäme …
    »Pass gut auf dich auf.«
    Malik nickte, ein Nicken, das ich als Zustimmung aufzufassen beschloss und nicht als etwas so Nerviges wie eine Erlaubnis.
    »Toll, dann wäre das schon mal geklärt.«
    Ich wickelte mich ins Bettlaken und stand auf. »Jetzt fehlt mir nur noch was zum Anziehen.« Ich lächelte die beiden an. »Schließlich will ich ja nicht unangenehm auffallen. Und angenehm auch nicht.«
    Bald ging die Sonne auf, und die Phouka würde mich erwarten.

24. K apitel
    T avishs magische Tür entließ mich diesmal unter der London Bridge. Ich trat unter einem Torbogen hervor, der ganz in der Nähe des Eingangs zur London Bridge Experience lag, jenem Ort, an dem ich erst vor ein paar Tagen mit Finn gesessen und Geister gezählt hatte.
    Es kam mir vor, als hätte sich das in einem anderen Leben abgespielt.
    Die kleinen grünen und blauen Lichter säumten das Pflaster, und zwei Schauspieler in knöchellangen, ungebleichten Wollkitteln, die sich wie mittelalterliche Pestopfer geschminkt hatten, brachten Ordnung in die aufgeregt schwatzende Besucherreihe. Es war zwar Sonntagmorgen, aber heute war Halloween, da unternahm man gern was Gruseliges – selbst wenn die Nacht noch gar nicht hereingebrochen war.
    Ich eilte an den Wartenden vorbei; viele von ihnen stampften mit den Füßen und bliesen in die Hände, denn es pfiff ein scharfer, eisiger Wind von der Themse her. Als ich Nancy’s Steps erreicht hatte, blieb ich stehen und schaute hinauf. Ich musste daran denken, wie ich gestern Nacht auf dieser Treppe nur knapp den turbantragenden Dryaden entkommen war.
    Die Phouka stand bereits oben und schaute in ihrer Hundegestalt wie eine Sphinx auf mich herab. Dann neigte sie den Kopf zur Seite, richtete die Ohren auf und kam mit einem hechelnden Grinsen zu mir herabgesprungen. Ihr Fell schimmerte silbern im Morgenlicht.

    »Hallo, Grianne«, sagte ich trocken.
    Sie schüttelte sich und besprühte mich dabei mit einem Tropfenschauer. Aber es waren nicht nur Tropfen, denn sie hatte geschickt einen Unsichtbarkeitszauber gewirkt, der sich nun wie ein warmer Kokon um uns legte. Der Verkehrslärm oben auf der Brücke verklang, ebenso das laute Schwatzen der Museumsbesucher.
    »Wie geht’s meiner unguten Fee heute Morgen?«, fragte ich freundlich. »Hast du dich gestern beim Stöckchenjagen verausgabt?«
    »Bitte unterlass es, mich mit diesem albernen Namen

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