Der Kalte Kuss Des Todes
gemacht.«
7. K apitel
I ch starrte auf das Tablett. Darauf standen eine Flasche Cristall – mein Lieblingswodka -, zwei Gläser, eines leer, eines mit Orangensaft, eine kleine Schüssel mit Lakritzspiralen und ein Teller mit einem, wenn ich’s richtig sah, BLT-Sandwich, dazu eine rote Rose in einer kleinen Vase. Alles ausnahmslos das, was ich am liebsten mochte. Ich hätte mir Sorgen gemacht, es mit einem eulenäugigen Stalker zu tun zu haben, hätte ich nicht gesehen, dass er ein Vampirpinscher haben, hätte ich nicht gesehen, dass er ein Vampirpinscher war.
»Wer, zum Teufel, sind Sie?«, fuhr ich ihn an.
Er zuckte zusammen, als ob ich ihm eine Ohrfeige gegeben hätte.
»Doctor Joseph Wainwright. Joseph. Hat Malik Ihnen nicht gesagt -?«
Ein schriller Piepton ließ uns herumfahren. Der Herzmonitor spielte verrückt. Die kleinen roten Zahlen blinkten eine Pulsfrequenz von 302 pro Minute. Ich riss die Elektroden von meiner Brust ab, wobei sich die Haut mit ablöste. Puh! Womit waren die angeklebt? Mit Betonkleber? Die roten Nummern erloschen, und die Herzfrequenzkurve verflachte zu einer Linie. Dann ging der Alarm los. Ich schlug auf den Apparat, und er verstummte.
»Also, wessen Blutpinscher sind Sie?«
Seine Augen waren schreckgeweitet. »Mit so einer Herzfrequenz sollten Sie tot sein!«
Pfff. Im Westen nichts Neues. »Kommen Sie, Doktor
Joseph Wainwright – Joseph -, welcher Vampir ist Ihr Herr und Meister?«
»Malik al Khan natürlich«, antwortete er stirnrunzelnd.
»Nicht der Earl?«
»Der Earl ist tot -«
»Der Earl war gerade hier und hat mit mir geredet«, fauchte ich. »Er hat mich gebissen -« Ich streckte mein Handgelenk vor, warf einen Blick darauf. Und noch einen. Keine Bissspuren, keine Fangzahnlöcher.
»Morphium«, erklärte Joseph begütigend, »es kann -«
»Halluzinationen, Träume hervorrufen, ich weiß.« Ich runzelte verwirrt die Stirn. Es war mir nicht wie ein Traum vorgekommen. »Er hat den Fernseher angeschaltet, wollte, dass ich mir die Nachrichten ansehe.«
Joseph warf einen Blick auf den Fernseher, der immer noch ohne Ton lief. »Ich hatte den Nachrichtensender laufen, als ich an Ihrem Bett wachte. Wahrscheinlich haben Sie das unterbewusst mitgekriegt.«
War der Earl wirklich nur ein böser Traum gewesen? Hm. Eigentlich logisch, dass ausgerechnet der Earl durch meine Alpträume geistern sollte. Und DI Crane war auch so ein Schreckgespenst für mich. Wenn ich schon Alpträume hatte, dann war es wahrscheinlich, dass die beiden dort auftauchen sollten. Und sie war im Fernsehen zu sehen gewesen. Kein Wunder, dass mir mein Gehirn einen Streich spielte.
Aber wenn es nun kein Traum gewesen war? Wenn der Earl tatsächlich noch – oder wieder – am Leben war? Ich durfte nicht länger zögern. Wer weiß, wann er beschloss, das nächste Mal bei mir reinzuschauen. Ich musste weg von hier.
Mit wild klopfendem Herzen richtete ich mich auf, schwang die Beine aus dem Bett. Hu, mir wurde schwindelig. Ich musste mich an den glatten Laken festkrallen. Meine Füße versanken in dem dicken, blutroten Teppich. Was
wollte ich noch mal? Ach ja, davonlaufen. Ich musste was anziehen und verschwinden, bevor sie kamen, er und die Frau Inspector …
»Ms Taylor, bleiben Sie bitte liegen!«
Stirnrunzelnd blickte ich ihn an – oder besser gesagt, sie : Zwei bebrillte Eulen starrten mich erschrocken an.
»Ich habe mich um Sie gekümmert«, sagten sie, »aber die Heilung scheint nicht voranzuschreiten. Ich finde wirklich, Sie sollten -«
Ich hörte nicht weiter hin, spähte mit verengten Augen zu der riesigen Spiegelschrankwand auf der gegenüberliegenden Wand. Schränke hieß Kleidung. Leider lag dazwischen die Weite des Teppichs, der wogte wie das rote Meer. Warum, zum Teufel, musste dieses Zimmer so groß sein? Ich glotzte erneut zum Spiegel hin. Eine Gestalt glotzte zurück. Sie war krebsrot und schweißnass. Mir wurde ganz heiß und schwindelig bei all dem Rot um mich herum. Ich wischte mir die Stirn ab, und die Gestalt im Spiegel tat es ebenfalls. Ich schaute auf meine Hand; sie war schweißnass – rosaroter Schweiß. Ein klarer Gedanke bohrte sich wie ein Sonnenstrahl in mein benebeltes Hirn: Ich steuerte auf einen schweren Anfall von Blutfieber zu. Mir wurde ganz schlecht. Wenn ich nicht gleich etwas unternahm, würde ich Krämpfe bekommen, vielleicht einen Schlaganfall. Dann wäre ich bewusstlos, wehrlos …
Panik blubberte in mir hoch, schnürte mir die Kehle zu. Da war doch was
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