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Der kalte Schlaf

Der kalte Schlaf

Titel: Der kalte Schlaf Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sophie Hannah
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Riesengefallen zu tun und es ihm zu verheimlichen …«
    »Und was ist mit gestern? Mit der Akte, die Sie mir gegeben haben – das verheimlichen Sie ihm doch auch, oder?« Stimmt es, was sie vorhin gesagt hat? Betrachte ich es als Druckmittel? Die Müdigkeit ist wie ein Nebel, der sich auf mein Gehirn gelegt hat und alles verhüllt, ich kann den Weg nicht mehr finden. Ich habe keine Ahnung, was ich tue, denke oder fühle.
    »Das hatte ich vor«, antwortet Charlie. »Jetzt überlege ich, ob es nicht besser wäre, auch da reinen Tisch zu machen.« Sie seufzt. »Hören Sie, Amber, gestern Nacht habe ich mich idiotisch aufgeführt, und heute tun Sie es. Ich weiß, dass Sie niemanden umgebracht haben. Ich bin davon ebenso überzeugt wie Simon, aber wenn Sie wissen wollen, was ich wirklich denke …«
    Will ich nicht. Ich habe nie gesagt, dass ich das will.
    Sie nimmt mein Schweigen als Zeichen dafür, dass sie weitersprechen soll. »Sie wollen dieses Ferienhaus, Little Orchard, noch einmal mieten, weil es da eine Verbindung gibt. Mit dem Tod Ihrer Freundin, mit Katharine Allen, mit dem Feuer gestern Nacht. Ich weiß nicht, worin die Verbindung besteht. Ich glaube, Sie wissen es auch nicht. Wenn Sie sich sicher wären, würden Sie zu Simon gehen, aber Sie wollen nicht wie der letzte Idiot dastehen. Ich bin nicht Simon, aber ich bin mit ihm verbunden. Vielleicht ist es Ihnen nicht bewusst, aber Sie haben mich deswegen gefragt. Deswegen und wegen meiner bekannten Neigung zu abwegigem Verhalten, wofür ich die volle Verantwortung übernehme.«
    Sie lächelt mich an. Ich bin nicht in der Stimmung, mich anlächeln zu lassen.
    »Gehen Sie direkt zu Simon«, sagt sie. »Ich weiß, es ist nicht das, was Sie hören wollen, aber das ist der beste Rat, den ich Ihnen geben kann.«
*
    Ich nehme ungern Ratschläge an. Es liegt mir nicht, meine Instinkte abzuschalten und mich auf die Intuition eines anderen zu verlassen. Ich weiß, wie sehr ich mich irren kann. Etwas sagt mir, dass Charlie Zailers Urteilsvermögen weniger verlässlich ist als meins. Ich kann mich in kaum einer der Behauptungen wiedererkennen, die sie über mich aufgestellt hat. Sie meint, ich hätte mich gleich an Simon gewandt und nicht an sie, wenn ich sicher wüsste, dass es eine Verbindung zwischen Little Orchard und der Ermordung von Katharine Allen gibt, und wenn ich unter Garantie nicht dumm dastehen würde.
    Das stimmt nicht. Es ist mir egal, was die Leute über mich denken, mal abgesehen von Luke, Dinah und Nonie. Ich weiß genau, wie Simons nächster Schritt aussehen wird, wenn er erfährt, dass es möglicherweise eine Verbindung zwischen Little Orchard und dem Tod von Katharine Allen gibt. Er hätte keine Probleme, in das verschlossene Arbeitszimmer zu gelangen. Wenn man bei der Polizei ist und in einem Mordfall ermittelt, darf man Türen aufbrechen.
    Und was auch immer in diesem Raum ist, ich will es sehen, bevor er es sieht.
    Warum? Weil du annimmst, du könntest etwas über Jo und Neil herausfinden? Neil ist Lukes Bruder, und wenn er jemanden ermordet hat …
    Wie kannst du so etwas auch nur denken?
    Neil hat nichts getan. Der Schlafmangel treibt mich langsam in den Wahnsinn.
    Ich habe es Simon nicht erzählt, weil es keinen vernünftigen Grund zu der Annahme gibt, es könne irgendeinen Zusammenhang zwischen Little Orchard und einem der Morde geben, weder dem an Katharine Allen noch dem an Sharon. Eine Verbindung, die in meinem Kopf besteht, ist nicht dasselbe wie eine Verbindung in der realen Welt.
    Er wird es sowieso erfahren, vermutlich sobald er heute Abend nach Hause kommt. Soll Charlie es ihm sagen. Mein Hals ist sowieso schon leicht entzündet, weil ich zu viel geredet habe. Ich frage mich, ob ich wohl krank werde. Da merke ich es immer zuerst, in der Gegend der Mandeln.
    Wenn Simon es heute Abend erfahren wird, habe ich nur noch heute Nachmittag Zeit, um … ja, um was? Ich habe keine Ahnung, wie ernst es mir ist. Jedenfalls nicht ernst genug, um in Worte zu fassen, was ich unternehmen könnte.
    Ich reibe mir den Nacken, während Simon seine Notizen durchliest, um zu überprüfen, ob er alles hat. »Müssen Sie das mit dem Verkehrserziehungskurs weitergeben?«, frage ich.
    »Müsste ich eigentlich. Aber … solange ich es im Hinterkopf behalte, sollte ich eigentlich damit durchkommen, es für mich zu behalten. Versprechen kann ich aber nichts, tut mir leid.« Er sieht mich erwartungsvoll an. »Können Sie noch? Ich hätte da noch ein paar

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