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Der kalte Schlaf

Der kalte Schlaf

Titel: Der kalte Schlaf Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sophie Hannah
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Fan von harten Strafen für kleinere Vergehen.« Klar ist sie das. Mit Strafen können selbsternannte gute Menschen anderen wehtun und trotzdem gut dastehen.
    Simon studiert seine Notizen. »Es war die Frau, die sich Amber nannte. Es gab nur eine Amber im Kurs.« Er sieht mich an, um zu überprüfen, ob ich verstanden habe. »Autos seien tödliche Maschinen, sagte sie – wenn wir Autos haben wollten, müssten wir eben ein paar Tote im Straßenverkehr in Kauf nehmen. Aber es sei auf keinen Fall hinnehmbar, dass alle gezwungen werden, unnatürlich langsam zu fahren, die ganze Zeit an den Tod zu denken, uns wegen Blitzern und Bußgeldern Sorgen zu machen und zwangsweise zur Teilnahme an sinnlosen Kursen verpflichtet werden. Davon hat sie Ihnen nichts erzählt?«
    »Nein. Das sind nicht Jos Ansichten. Ganz im Gegenteil.«
    »Vielleicht hat sie sich nicht nur dem Namen nach für Sie ausgegeben. Ist es möglich, dass sie annimmt, das könnten Ihre Ansichten sein?«
    Ich bekomme eine Gänsehaut. Dann denke ich noch einmal nach. Dass es mir Angst macht, heißt noch lange nicht, dass es nicht wahr ist. »Ja, aber … sie würde diese Ansichten nicht verbreiten. Jo will, dass ihre eigene Meinung Gehör findet, nicht die anderer Leute.«
    »In den Akten steht, Sie hätten ausgesagt, jemand aus der Anwohnerinitiative müsse Sharon ermordet haben.« Simon wechselt das Thema. »Glauben Sie das wirklich?«
    »So habe ich das nie gesagt. Es wäre möglich, mehr habe ich nie behauptet, und ich habe darauf hingewiesen, dass sie ein Motiv hatten und Terry nicht, nachdem Sharon auf seine Seite gewechselt war. Es war absolut empörend, wie diese Leute Schlange standen, um ihn zu beschuldigen.«
    Aber du hast nie wirklich geglaubt, dass einer von ihnen ein Mörder ist, oder?
    »Amber? Alles in Ordnung mit Ihnen?«
    »Bestens«, lüge ich. »Ich bin nur müde, das ist alles.«
    »Wer hat Sharon ermordet, was glauben Sie?«
    Niemand. Niemand.
    Ich werde nicht zulassen, dass mir ein Name in den Sinn kommt. Ich bringe ein Achselzucken zustande.
    »Glauben Sie, es war dieselbe Person, die gestern Ihr Haus angezündet hat?«
    Ist das sein Ernst? Woher soll ich das denn wissen?
    Du weißt es.
    »Versuchen Sie, sich keine Sorgen zu machen«, sagt Simon, nachdem er sein Bestes getan hat, mich zu beunruhigen. »Sie stehen erst einmal unter Polizeischutz, hier und auch in Dinahs und Nonies Schule. Alle Lehrer wissen über die Situation Bescheid.«
    Es gelingt mir, die Erwiderung zu unterdrücken, dass ich den Polizeischutz vor Hilarys Haus gesehen habe und nicht gerade beeindruckt bin. Es handelt sich um einen jungen uniformierten Polizisten mit vom Rasieren geröteter Haut, der sein Autoradio zu laut gestellt hat.
    »Dann hätte ich nur noch ein paar Fragen zu Dinah und Nonie Lendrim«, sagt Simon, als hätten die beiden gar nichts mit mir zu tun, als seien es bloß zwei Mädchen, die nicht einmal denselben Nachnamen haben wie ich. Auch wenn wir sie adoptieren dürfen, werden Dinah und Nonie weiter Lendrim heißen. Luke macht Witze darüber, dass wir unsere beiden Nachnamen dranhängen sollten. »Dreifachname«, nennt er das. Dinah und Nonie Hewerdine-Utting-Lendrim.
    »Wissen Sie, wer der Vater ist oder die Väter?«, fragt Simon.
    »Nein. Sharon auch nicht. Beide sind durch eine Insemination gezeugt worden.«
    Er sieht aus, als wüsste er nicht genau, was das bedeutet.
    »Es war eine Samenspende. Sharon war in irgendeiner Privatklinik. Mehr weiß ich nicht. Sie hat mich schwören lassen, es nie jemandem zu verraten.« Ich kann unmöglich wissen, ob sie gewollt hätte, dass ich für Sie eine Ausnahme mache, aber ich rede mir ein, dass sie das gewollt hätte.
    »Und Marianne, Sharons Mutter – sie ist gegen eine Adoption, obwohl sie die beiden Mädchen nicht bei sich aufnehmen will und nichts dagegen hat, dass Sie und Luke die Vormundschaft haben?«
    Ich nicke. »Es ist nur die Adoption, die sie verhindern will.«
    »Warum?«
    Weil sie eine böse Hexe ist . Ich versuche, eine vorurteilslosere, informativere Antwort zu formulieren. »Sie sieht die Notwendigkeit nicht ein. Die Kinder leben bereits bei uns, wir haben die Vormundschaft … Marianne findet, wenn wir die Eltern von Dinah und Nonie werden, würden wir damit Sharons Existenz verleugnen und so tun, als wäre sie nie ihre Mutter gewesen. Reiner Unfug«, errege ich mich. »Sharon wird immer ihre Mutter bleiben. Luke und ich wären ihre Adoptiveltern. Das ist etwas anderes. Es gibt kein

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