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Der kalte Schlaf

Der kalte Schlaf

Titel: Der kalte Schlaf Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sophie Hannah
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Prinzipien gehandelt und es Luke erzählt. Moralische Integrität! Als wäre sie, wenn mein finsteres Geheimnis nicht auf ihrer Seele lastete, frei von Sünde! Komisch, dass sie es für ihren moralischen Status völlig unproblematisch hält, dass sie mich runtermacht, wann immer es ihr passt.«
    »Könnte man es nicht auch umgekehrt sehen – haben Sie Ihre Schwägerin nicht in eine schwierige Lage gebracht, indem Sie sich ihr anvertrauten? Schließlich wussten Sie, dass sie sich nicht wohl dabei fühlen würde, bei diesem Versteckspiel mitzumachen …«
    »Ich brauchte jemanden, mit dem ich reden konnte. Ich dachte, sie wäre meine Freundin.« Ich reibe mir die Höhlen unter meinen Augen. Sie fühlen sich zu tief an, zu empfindlich. »Liegt nicht etwas Bewundernswertes darin, zu akzeptieren, dass der Schlamassel, in den andere Leute sich bringen, einen selbst einen Scheißdreck angeht, wenn man dem Drang widersteht, sich die Hauptrolle anzumaßen und als Richter aufzuspielen? Wenn man akzeptiert, dass man nicht selbst vor diesem Dilemma steht und deshalb irrelevant ist, was man denkt und tut, wenn man dem moralischen Empfinden eines anderen Raum zum Atmen gibt, selbst wenn es … fragwürdig ist?«
    Aber wie sich herausgestellt hat, hatte sie Recht, oder? Du hast ihr versichert, es würde keine Rolle spielen, aber das hat es sehr wohl.
    Ich frage mich, ob Jo in Little Orchard ihren hohen moralischen Standard in Gefahr sah, als sie Neil zwang, mitten in der Nacht aufzustehen, und sich weigerte zu erklären, warum sie ihre Söhne nehmen und verschwinden müssten. Ich würde meinen ganzen Besitz darauf verwetten, dass sie das als völlig unproblematisch betrachtete. Schließlich war sie es, die etwas geheim halten wollte, und nicht ich, also konnte es sich nicht um ein Fehlverhalten handeln.
    »Wahrscheinlich wollen Sie mir nicht verraten, was das für ein Geheimnis war, oder?«, fragt Simon.
    »Ich würde es Ihnen sagen, wenn es irgendwie relevant wäre. Ist es nicht, glauben Sie mir.«
    »Sie sagten, Jo würde den Grund dafür missbilligen, aus dem Sie nicht selbst an dem Verkehrserziehungskurs teilgenommen haben?«
    »Ich hatte es vor, bis Terry Bond anrief.« Von einer aufwühlenden Geschichte zur nächsten, ohne Pause. Es wäre unhöflich, ein Stöhnen von mir zu geben. Nichts von alldem ist Simons Schuld.
    »Terry Bond, der frühere Wirt des Four Fountains?«
    Ich nicke. »Er wohnt jetzt in Truro, aber wir telefonieren gelegentlich. Er rief an, um mir zu sagen, dass sein Restaurant endlich eröffnet wurde. Er hatte schon vor Monaten eröffnen wollen, aber es gab verschiedene Rückschläge. Zur Feier des Tages hatte er ein Mittagsbüffet organisiert, eine Art Eröffnungsparty. Ich müsse kommen, sagte er, sonst hätte sich all das nicht gelohnt. Die Eröffnung war am selben Tag wie der Verkehrserziehungskurs, und es kam sehr kurzfristig, aber … ich konnte nicht nein sagen. Ich wollte es nicht.«
    Simon wartet darauf, dass ich fortfahre.
    »Er brauchte mich bei der Feier.« Wahrscheinlich würde ich weinen, wenn in meinen Augen noch etwas Feuchtigkeit wäre, wenn der Schlafmangel sie nicht ausgetrocknet hätte. »Wegen allem, was mit Sharon passiert war und weil … ich bin ihm wichtig. Und nur wegen so eines beschissenen Verkehrserziehungskurses …«
    »Sie sind wichtig für Terry Bond? Warum?«
    »Ich wusste, dass er kein Mörder war. Ich habe die Polizei davon überzeugt, letztendlich. Oder, wenn Sie Jos Version vorziehen, ich weiß gar nichts und mache mir selbst etwas vor. Schließlich sei es gut möglich, dass Terry Sharon umgebracht hat, und ich könne nicht behaupten, mit Sicherheit zu wissen, dass er es nicht war. Somit habe ich die Erinnerung an meine beste Freundin verraten, indem ich zur Eröffnung seines Restaurants gefahren sei.«
    »Wenn ich mit Bond spreche, würde er Ihnen also ein Alibi geben können?«, sagt Simon.
    »Ja. Wenn Sie gewillt sind, dem Wort eines früheren Mordverdächtigen zu glauben.«
    »Haben Sie versucht, den Kurs abzusagen und sich einen neuen Termin geben zu lassen?«
    »Das hatte ich bereits so oft getan, wie es möglich ist.«
    »Also … das, was Sie uns über diesen Teilnehmer erzählt haben, Ed, dessen Tochter bei einem Autounfall starb – das wissen Sie von Jo?«
    Ich nicke.
    »Hat sie erwähnt, dass sie groß über die Rechte von Autofahrern getönt hat, freie Fahrt für freie Bürger?«
    »Jo?« Ich lache. »Das kann unmöglich Jo gewesen sein. Sie ist ein großer

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