Der kalte Schlaf

Worte, die auf dem linierten Blatt Papier standen, gesehen haben. Entspannen Sie sich. Das könnte die nächste Erinnerung sein, die sich zeigt, nun, wo wir den Schließmechanismus Ihres Unbewussten geölt haben. Und auch wenn das nicht eintreten sollte, manchmal nimmt die richtige Antwort nicht die Form an, die man erwartet hat. Ich will mich mal weit aus dem Fenster lehnen und behaupten, dass Ihre Enttäuschung versteckte Verdrängung ist. Es ist ein Sicherheitsnetz. Sie versuchen immer noch, sich selbst zu täuschen, weil Sie Angst vor der Wahrheit haben. Wenn Sie enttäuscht sind, muss das bedeuten, dass wir heute nicht weitergekommen sind, dass die Sitzung Zeitverschwendung war. Aber das war sie nicht. Wir sind weitergekommen. Sie haben uns weitergebracht, mit einem fehlenden Detail, das Ihnen wieder eingefallen ist, und das macht Ihnen solche Angst, dass Sie versuchen, mit voller Kraft zurückzurudern.
    Nein, nicht … bedaure, Simon, Sie werden später mit Amber sprechen können, aber … es ist wichtig, dass weiterhin ich die Leitung dieser Sitzung habe.
    Amber, so sehr ich diese Versuchung verstehe, Sie dürfen ihr nicht nachgeben. Wenn Sie sich zwingen, Ihr Wissen zu verdrängen, machen Sie sich krank – körperlich oder seelisch oder beides.
    Also, was wissen Sie? Ich werde also erneut den therapeutischen Verhaltenskodex vergessen, denn wenn ich darauf warten würde, dass Sie Ihr neues Wissen in Worte fassen, würden wir noch in einem Jahr hier sitzen.
    Ich werde genau das wiedergeben, was Sie gerade erzählt haben. Hören Sie zu und achten Sie darauf, ob Sie hören können, wie sehr die Wahrheit auf der Hand liegt.
    Als Sie, Jo und die anderen 2003 von Little Orchard wegfuhren – nein, stimmt ja gar nicht, am Neujahrstag 2004 –, hing der Schlüssel zu dem verschlossenen Arbeitszimmer nicht an dem Nagel an der Rückwand der Küchenanrichte.
    Die anderen waren schon draußen, man stieg ins Auto ein, verabschiedete sich und versicherte sich, welch schöne Zeit man miteinander verlebt habe, wobei niemand das Verschwinden und Wiederauftauchen von Jo, Neil und ihren beiden Söhnen erwähnte. Sie und Jo waren die Letzten, die das Haus verließen. »Kannst du mal rausgehen?«, sagte Jo abrupt zu Ihnen, als hätten Sie irgendwas falsch gemacht. »Ich muss die Alarmanlage einschalten. Du stehst direkt vor dem Sensor.« Sie standen neben der Küchentür. Bevor Sie nach draußen traten, warfen Sie einen Blick zwischen Anrichte und Wand und entdeckten, dass der Schlüssel nicht dort hing, wo Sie und William ihn am zweiten Weihnachtstag entdeckt hatten.
    Jo gab den Code in die Alarmanlage ein, trat ebenfalls nach draußen und schloss die Küchentür ab. Dann hängte sie die Hausschlüssel wieder an ihr Versteck in der Garage, und nachdem Sie uns das erzählt hatten, Amber, waren Ihre Worte: »Ich habe sie das nicht tun sehen, aber ich nahm an, dass sie es getan hat.«
    Und jetzt? Was nehmen Sie jetzt an? Hat Jo die Schlüssel wieder in das Versteck in der Garage gehängt, damit sie später vom Eigentümer oder der Putzfrau abgeholt werden konnten? Oder glauben Sie, sie hat die Schlüssel in die Handtasche gesteckt und mit nach Hause genommen?
    Sie haben uns bereits berichtet, dass die Putzfrau gestern, als Sie zu dem Haus fuhren, den Namen Veronique Coudert nicht erkannte und abstritt, dass das Haus ihr gehörte. Ich würde gern noch auf etwas anderes zurückkommen, das Sie gesagt haben. Dinah und Nonie wollten gestern das Trampolin im Garten von Little Orchard ausprobieren, was Sie ihnen nicht erlauben konnten. Aber wenn sie bis zum Wochenende warteten, versprachen Sie den Kindern, könnten sie auf Williams und Barneys Trampolin springen, das genau dasselbe Modell ist und, wie ich mal annehme, von Jo ausgesucht und gekauft wurde, da sie diejenige ist, die in diesem Haus alle Entscheidungen trifft. Und wenn Jo weiß, was ihrer Ansicht nach das beste Trampolin ist …
    Amber?
    Schön, da Sie es nicht aussprechen wollen, werde ich es tun: Ich glaube, Little Orchard gehört Jo. Jo und Neil. Sie haben es 2003 nicht gemietet, damit die ganze Familie die Weihnachtsferien dort verbringen konnte – sie haben alle in ihren Zweitwohnsitz eingeladen. Jo musste den Schlüssel nicht wieder an die Rückwand der Küchenanrichte hängen. Gäste müssen ein Haus so zurücklassen, wie sie es vorgefunden haben, aber wenn einem ein Haus gehört, kann man so viel umräumen, wie es einem passt.
    Simon, Sie nicken. Sie wussten es? Nein,