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Der kalte Schlaf

Der kalte Schlaf

Titel: Der kalte Schlaf Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sophie Hannah
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sich um die Erwachsenen kümmern kann. Erwachsene allgemein und Jo im Besonderen.«
    »Also …«
    »Wenn Sabina einen ganzen Tag lang allein für die Jungs verantwortlich war, würde sie das schwer erträglich oder unerträglich finden. Sie hätte den einfachsten Ausweg gewählt. Sie hätte die Kinder vor den Fernseher gesetzt und wäre ins Nebenzimmer verschwunden, um auf Facebook zu gehen. Sie hätte nicht versucht, einkaufen zu gehen, geschweige denn, einen Mord zu begehen. Und … sie ist ein ganz reizender Mensch.« Amber sagte das, als beschriebe sie eine unbekannte exotische Spezies. »Es ist verrückt, dass wir überhaupt darüber reden. Sabina könnte nie jemanden umbringen. Es ist nur, ich habe vorhin gesagt, Neil oder Ritchie müssten es getan haben, und dann fiel mir Sabina ein, und ich fühlte mich schuldig, weil ich sie aus der Sache rausgehalten hatte. Ich bin gar nicht auf den Gedanken gekommen, dass eine Frau …« Sie unterbrach sich. »Neil ist ebenfalls kein Mörder. Und Ritchie auch nicht. Unnütz, ja, aber kein Mörder.«
    Simon dachte an Hilary, Jos Mutter. Seiner Erfahrung nach waren Eltern diejenigen, die furchtbare Verbrechen begingen, um ihren Kindern zu helfen.
    Warum? Die Frage nagte an seinem Gehirn. Warum war Sharon tot? Warum Kat Allen? »Sie müssen etwas für mich tun«, sagte er zu Amber. »Lassen Sie Ihren Wagen hier stehen und kommen Sie mit mir nach Little Orchard. Charlie wird mittlerweile schon dort sein.«
    »Charlie? Aber was …«
    »Rufen Sie Luke an und sagen Sie ihm, er soll Dinah und Nonie von der Schule abholen und sie irgendwo hinbringen, weg von Hilarys Haus. Jo darf nicht erfahren, wo sie sind.«
    »Nein.« Amber runzelte die Stirn. »Nicht ›Nein, ich komme nicht mit Ihnen nach Surrey‹, sondern nein zu allem Übrigen. Warum kann ich Ihnen nicht hinterherfahren?«
    »Ich will, dass Ihr Auto hier stehen bleibt, wo Ginny es sehen kann. Und ich will, dass Ihre Familie außerhalb von Jos Reichweite ist. Das Haus wird zwar von der Polizei bewacht, aber Jo weiß, wo sie sind.«
    Amber winkte ab. »Entspannen Sie sich«, sagte sie. »Die Polizeipräsenz vor Hilarys Haus ist irrelevant. Nicht aus diesem Grund sind die Mädchen dort sicher. Und es liegt auch nicht daran, dass ich jetzt besser schlafen kann, obwohl Ginny uns das glauben machen wollte. Was ist das mit Ihnen und Ginny?«, fragte sie Simon. »Warum soll sie sehen, dass mein Auto vor ihrem Haus steht?«
    »Warum können Sie in Hilarys Haus schlafen?«, fragte Simon. So passierte es schließlich doch noch, ohne formale Übereinkunft, ein Austausch von Informationen und Geheimnissen.
    »Hilary ist Jos Mutter«, sagte Amber. »Sie ist heilig. Jo würde unter keinen Umständen das Haus ihrer Mutter anzünden, nicht einmal, wenn alle ihre Feinde dort versammelt wären.«
    Alle ihre Feinde. Simon fragte sich, wie zahlreich die wohl sein mochten. Jo Utting hatte auf ihn gewirkt wie eine Frau, die gegen viele Leute einen grundlosen Groll hegte. Seine größte Angst war, dass ihre Mordmotive derart irrational sein könnten, dass er nie im Leben darauf kommen würde, so lange er auch darüber nachgrübeln mochte. Es konnte damit enden, dass er alle Beweise hatte, die nötig waren, damit sie verurteilt wurde, aber sie sich weigerte zu sagen, warum sie es getan hatte. Ihre Gründe für sich zu behalten wäre an diesem Punkt ihre einzige Möglichkeit, noch Macht auszuüben.
    »Wenn Jo meiner Familie noch einmal etwas antun will, wird sie damit warten, bis wir wieder zu Hause sind.« Ambers Stimme unterbrach seine Gedanken. »Dann wird sie die Notwendigkeit dazu verspüren – wenn wir ihrem Klammergriff entronnen sind. Solange wir bei Hilary wohnen, hat sie alles unter Kontrolle oder glaubt das jedenfalls. Ich weiß, es klingt merkwürdig, aber … bitte.« Sie umklammerte Simons Ärmel. »Lassen Sie Luke und die Kinder bei Hilary. Da sind sie sicherer als irgendwo sonst.«
*
    Simon konnte es nicht sein, dachte Charlie. Vor einer halben Stunde hatte sie eine SMS von ihm erhalten, in der er ihr mitteilte, er und Amber seien gerade von Great Holling losgefahren. Also wer hatte an der Tür geklingelt? Würde sie die Bekanntschaft der attraktiven Jo Utting machen, Eigentümerin des riesigen Hauses, in dem Charlie sich seit vier Stunden aufhielt, obwohl niemand sich die Mühe gemacht hatte, ihr zu erklären, was sie hier sollte? Wenn es Jo war, würde Charlie ihr drei Fragen stellen. Warum ist das Arbeitszimmer abgeschlossen,

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