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Der kalte Schlaf

Der kalte Schlaf

Titel: Der kalte Schlaf Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sophie Hannah
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anbieten?«
    Charlie hatte ihre Meinung geändert. Sie wollte ihre Schwester nicht hier haben. »Ich bin hier nicht die Gastgeberin, Liv. Meine Beziehung zu diesem Haus unterscheidet sich nicht von deiner. Ich bin früher angekommen, das ist alles. Die Putzfrau, von der ich die Schlüssel habe, meinte, es sei Milch im Kühlschrank, und es gibt Kaffee, Tee und Zucker. Da drüben steht der Wasserkocher. Mach dir selbst was zu trinken, wenn du etwas willst. Gleichzeitig kannst du mir ja die Frage beantworten, die ich dir jetzt schon zweimal gestellt habe.«
    Liv machte keine Bewegung auf den Wasserkocher zu. »Ich habe Simon angerufen«, erklärte sie.
    Charlie fluchte lauthals.
    »Es ist nicht seine Schuld. Ich habe ihn gezwungen, mir zu verraten, wo du bist. Ich glaube, er war mit den Gedanken woanders.«
    »Könnte ich wetten«, murmelte Charlie.
    »Ich will mich nicht mit dir streiten, Char.«
    »Was willst du dann?«
    »Ich habe etwas herausgefunden. Chris kann ich es unmöglich sagen. Er darf nie erfahren, dass es von mir stammt, und das bedeutet, Simon darf es auch nicht erfahren.« Liv richtete sich noch gerader auf, als stähle sie sich für eine Konfrontation. »Es sollte eigentlich kein großes Problem sein. Ich erzähle es dir, und du kannst dann so tun, als hättest du die Idee gehabt …«
    »Hat es etwas mit dem Mord an Katharine Allen zu tun?«, unterbrach Charlie ihre Schwester.
    Liv nickte. »Simon wird nie auf die Idee kommen, dass ich es war, die das herausgefunden hat. Wir können ihm doch erzählen, ich sei hergekommen, um … über unsere Probleme zu sprechen.«
    Charlie begriff es nicht. »Alles, was du über Katharine Allen weißt, hast du von Gibbs. Ich habe dir gar nichts erzählt.«
    »Habe ich auch nie behauptet.« Liv runzelte die Stirn.
    »Und warum darf Gibbs nicht erfahren, dass du was rausgefunden hast?«
    Liv nagte an ihrer Unterlippe und starrte auf den Fußboden. »Es ist zu wichtig«, sagte sie.
    Charlie lachte. »Du machst dir Sorgen, sein männlicher Stolz könne sich nie wieder erholen, wenn er feststellen muss, dass seine Bumse eine bessere Ermittlerin abgibt als er?« Sie trat zum Wasserkocher und hob ihn an. Voll. Da sie nicht wusste, wie alt das Wasser darin war, hätte sie ihn eigentlich leeren und neu füllen müssen, aber dazu hatte sie keine Lust. »Also schön, lass hören«, sagte sie. »Schau mal in dieses Handbuch auf dem Tisch. Vielleicht steht da irgendwo, wo die Becher sind.«
    »Ich brauche kein Handbuch, um Becher in einer Küche zu finden«, fuhr Liv sie an. »Sieh mal im Küchenschrank über dem Wasserkocher nach.«
    Charlie befolgte die Anweisungen. »Noch mehr brillante Detektivarbeit«, bemerkte sie und starrte auf die Becher. Es waren wahrscheinlich mehr als alle, aus denen sie in ihrem ganzen Leben getrunken hatte.
    Sie nahm aufs Geratewohl zwei heraus und tat Teebeutel hinein. Sie hörte gar nicht richtig zu, als Liv zu reden begann. Als sie das Wort »Kostümverleih« hörte, krampfte sich ihr Magen zusammen, und sie erkannte, dass es ein Fehler gewesen war, die Sache als Witz zu behandeln. So gern sie auch geglaubt hätte, dass ihre Schwester ihr nichts Wichtiges zu sagen hatte, etwas schrie ihr zu, dass das nicht stimmte. Sie bat Liv aufzuhören und noch einmal von vorne anzufangen.
    »Um Himmels willen, Char! Hast du denn überhaupt nicht zugehört? Hast du mitbekommen, dass ich in der Schule angerufen habe?«
    »In der Schule?«
    »Die Schule, in der Kat Allen unterrichtet hat.«
    Charlie unterdrückte einen tiefen Seufzer. Das würde schlimm werden. Und es war etwas, auf das sie selbst hätte kommen müssen. »Nein, habe ich nicht. Warum hast du dort angerufen?«
    »Weil Kat als Kind Schauspielerin war. Sie hat in Filmen mitgewirkt. Ich habe mich gefragt, ob sie auch als Erwachsene noch theaterbegeistert war, ob sie vielleicht mit ihren Schülern Theaterstücke aufgeführt hat.«
    »Und wenn?«, fragte Charlie.
    »Der Brandstifter, der Sharon Lendrims Haus angezündet hat, trug eine Feuerwehruniform. Vielleicht war es ja ein Kostüm, aus einem Kostümverleih. Ich dachte, vielleicht …« Liv wirkte verlegen. »Schön, es war ziemlich weit hergeholt, und ich hätte auch nie gedacht, dass wirklich was dabei rauskommen würde, aber ich habe mir überlegt, wenn Kat immer noch was mit dem Theater zu tun hatte, hatte sie vielleicht Zugang zu Kostümen.«
    Darüber konnte Charlie endlich lachen. Das konnte nicht Livs große Enthüllung sein. Es war absurd.

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