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Der kalte Schlaf

Der kalte Schlaf

Titel: Der kalte Schlaf Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sophie Hannah
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ihre Pints warteten.
    »Doch, schon möglich«, entgegnete Sam. »Nicht, dass ich etwas von ihm gehört hätte, aber ich kann’s erraten.«
    »Amber Hewerdine?«
    »Nein, glaube ich nicht. Ich habe sie heute Morgen im Büro angerufen.«
    »Verborgene Talente, was?« Gibbs schien erstaunt.
    »Ich bin Detective Sergeant. Es wird von mir erwartet, Entscheidungen zu fällen und entsprechend zu handeln.«
    Gibbs schien vorübergehend verwirrt. »Und was hat sie gesagt?«
    »Simon hat sie gleich heute früh angerufen und um ein Treffen gebeten. Sie hat ihm eine Abfuhr erteilt. So hat sie es nicht ausgedrückt, aber das war mein Eindruck – bevor sie mir ebenfalls eine Abfuhr erteilte.«
    »Gestern Abend war sie noch gern bereit, mit Waterhouse zu reden«, bemerkte Gibbs. »Es war richtig harte Arbeit, sie dazu zu bewegen, nach Hause zu gehen.«
    »Zu viel zu tun heute, zu viele Sitzungen, ich müsse bis morgen warten, hat sie gesagt.«
    »Also, wenn Waterhouse nicht bei ihr ist, wo steckt er?«
    Sie griffen sich ihre Biere und bahnten sich einen Weg zum nächsten freien Tisch. Gibbs zog einen dritten Stuhl heran, woraus Sam schloss, dass er erwartete, dass Sellers noch zu ihnen stoßen würde. Gibbs war entspannter, wenn Sellers da war. Sam war mit keinem von beiden befreundet – er stand niemandem von den Kollegen nahe -, aber er wusste, sein Team würde ihm fehlen, obwohl er die Zusammenarbeit mit ihm nie sonderlich genossen hatte.
    Der Pub war vor kurzem wieder mal renoviert worden. Die Wände waren mit Holz getäfelt und in einer Farbe gestrichen worden, die Sams Frau Kate »petrol« nannte, der alte Holzfußboden war durch einen rot-blau-weißen Teppich im Karomuster ersetzt worden. Der Wirt veränderte das Ambiente seines Lokals gern alle paar Jahre. Hiermit schien er »vornehmes schottisches Jagdhaus« ins Auge gefasst zu haben. Die einzige Konstante war das große Ölgemälde mit der braunen Kuh, das schon seit Ewigkeiten dort hing. Es würde einen Aufschrei geben, wenn jemand versuchen sollte, es abzunehmen – einen vornehmen Aufschrei nach Spilling-Art -, und das mit Recht. Die Kuh war Sam ans Herz gewachsen. Sie schaute einen mit ihren intelligenten Augen an, wo immer man saß, und hatte sich mit den Jahren als gute Zuhörerin erwiesen. Besser als Simon, Sellers oder Gibbs. Manchmal, wenn Sam Probleme hatte, zu seinen Leuten durchzudringen, stellte er sich vor, er würde mit der Kuh sprechen, und schon war er in der Lage, sich deutlicher auszudrücken.
    »Simon wird genau das denken, was Sie auch gedacht haben«, erklärte er Gibbs. »Wie kommt es, dass Amber mir plötzlich aus dem Weg geht, obwohl sie gestern Abend so hilfsbereit war? War es ein Fehler, ihr zu vertrauen und ihr so viel zu verraten, wie ich es getan habe?«
    »Die Antwort auf die Frage kenne ich«, murmelte Gibbs.
    »Er wird ihr Alibi für den zweiten November überprüfen wollen. Da steckt er: Er befragt die Teilnehmer dieses Verkehrserziehungskurses, so viele, wie er auftreiben kann. Das Kreuz in dem Kästchen hinter ihrem Namen wird ihm nicht reichen. Er wird jemanden finden wollen, der sich an ihr Gesicht erinnert und ihm sagen kann, ob sie den ganzen Tag dort war oder irgendwann zwischen elf und eins mal kurz für eine halbe Stunde verschwunden ist. Die Fahrzeit zwischen dem Konferenzzentrum an der Rawndesley Road und Kat Allens Wohnung kann nicht mehr als fünf Minuten betragen.«
    Sam hob sein Glas. » Να σκάσουν οι εχθροί μας «, sagte er, bevor er einen Schluck nahm. Gibbs würde die Ironie des griechischen Trinkspruchs nicht würdigen können, der bedeutete: »Mögen deine Feinde vor Neid platzen.« Sam hatte keine Feinde, und soweit er wusste, hatte ihn noch nie jemand beneidet.
    »Das Konferenzzentrum?«, fragte Gibbs. »Da hat der Kurs stattgefunden?«
    Sam nickte. »Amber sagte, es wären zwanzig gewesen, oder? Zwanzig Raser?«
    »Wenn Sie eine leichte Geschwindigkeitsübertretung Rasen nennen wollen.«
    »Das wird ihn den ganzen Tag in Anspruch nehmen.« Sam seufzte. »Er kann es nicht riskieren, ins Präsidium zu kommen. Jemand – beispielsweise ich – könnte ihn ja fragen, wie er sich fühlt, und dann kann er nicht mehr so tun, als wäre nichts, er müsste sich dem Problem stellen. Es würde mich nicht wundern, wenn er morgen um neun nicht zur offiziellen Rausschmiss-Zeremonie erscheint.«
    »Er wird kommen«, sagte Gibbs.
    »Wird er das? Ich war sicher, er würde gleich zurückrufen, nachdem er meine

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