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Der kalte Schlaf

Der kalte Schlaf

Titel: Der kalte Schlaf Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sophie Hannah
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Titel, machst aber immer noch dasselbe? Ich kapier einfach nicht, was du den ganzen Tag treibst.« Als Amber wiederholt versuchte, ihr zu erklären, worin ihre Arbeit besteht, unterbrach Jo sie und wechselte das Thema.
    Einmal, vor Barneys Geburt, fuhren Amber und Luke zusammen mit Jo, Neil und William übers Wochenende weg. Am Freitagabend nahm Amber ein Bad, bevor sie zu Bett ging. Am nächsten Morgen, als Jo sie fragte, ob sie gut geschlafen habe, bejahte sie das und fügte scherzhaft hinzu: »Ich schlafe immer gut, wenn ich und mein Bettzeug mal gleichzeitig makellos sauber sind. Auch wenn das nicht allzu häufig vorkommt.« Luke und Neil lachten. Jo rümpfte die Nase und sagte: »Igitt! Das ist ja widerlich. Musst du uns das erzählen?«
    Jo scheint sich berechtigt zu fühlen, Ambers Moral und ihr Verhalten in Frage zu stellen, wann immer es ihr passt. Sie versuchte, sich in Ambers Hochzeitspläne einzumischen, und brachte sie dazu, Luke zu sagen, sie habe sich immer gewünscht, ins Ausland durchzubrennen, um zu heiraten, was gelogen war. Und nach Sharons Tod, als Amber ihrer Schwägerin erzählte, sie und Luke hätten vor, ein größeres Haus zu kaufen, war Jo strikt dagegen gewesen, ohne jedes Bewusstsein dafür, dass sie das überhaupt nichts anging. Sie warf Amber vor, egoistisch zu sein, da ihre eigenen Bedürfnisse ihr offensichtlich wichtiger seien als die von Dinah und Nonie.
    Amber war verwirrt. Der Hauptgrund für den Umzug war, dass sie mehr Platz für die Kinder brauchten – sie sollten sich nicht das einzige freie Zimmer teilen müssen, das es in ihrem alten Haus gab. Amber machte den Fehler, Jo gegenüber zuzugeben, dass auch die Überlegung eine Rolle gespielt habe, dass sie mehr Platz für sich brauche, räumlich und psychisch, nachdem Dinah und Nonie bei ihnen eingezogen seien. Jo machte Tss-tss und sagte: »Wie groß euer Haus ist, ist ganz egal. Was diese armen Kinder brauchen, ist Stabilität. Ihr wohnt in diesem Haus, seit sie euch kennen. Glaubst du nicht, dass sie schon genug Veränderungen und traumatische Erlebnisse verarbeiten müssen? Musst du noch was draufsetzen?« Als Amber darauf hinwies, dass Dinah und Nonie ganz aufgeregt bei der Aussicht seien, ein neues Haus mit aussuchen zu dürfen, schüttelte Jo geringschätzig den Kopf und entgegnete: »Es hat gar keinen Sinn, mit dir zu reden. Du wirst an deiner Meinung festhalten, egal was ich sage.«
    Ob das nun stimmen mochte oder nicht, Jo änderte ihr Verhalten nach diesem Gespräch in keiner Weise. Sie kritisierte Amber weiterhin, besonders, wenn es um die Kinder ging. Regelmäßig bemerkte sie, es sei »falsch«, dass Amber und Luke die Vormundschaft für die Mädchen hätten. »Sie sollten bei ihrer Großmutter sein«, wiederholte sie beharrlich, wann immer das Thema zur Sprache kam. »Kann ja sein, dass ihr die beiden gernhabt, aber ihr gehört nicht zur Familie. Das ist einfach nicht dasselbe.« Angesichts der Tatsache, dass Marianne Lendrim zwar gegen eine Adoption ist, aber überhaupt nichts dagegen hat, dass ihre Enkelinnen bei Amber und Luke leben – sie hat sogar erklärt, dass es ihr unmöglich sei, die beiden Mädchen bei sich aufzunehmen oder auch nur gelegentlich über Nacht zu behalten –, seufzte Jo nur tief und bemerkte: »Ist ja auch klar, dass sie das sagt, oder? An ihrer Stelle würde ich den Kontakt auch so gering wie möglich halten, aus reinem Selbstschutz. Sie weiß, dass ihre Enkelinnen eines Tages alt genug sein werden, um zu erfahren, dass ihre tote Mutter ein Testament hinterlassen hat, in dem stand, sie würde ihre Töchter lieber von irgendeinem Heroinsüchtigen oder Pädophilen großziehen lassen als von der eigenen Großmutter.«
    Fragt sich nur, ob etwas davon oder alles zusammen erklärt, warum Amber Jo so sehr grollt? Ich glaube, da gibt es noch etwas anderes, etwas, das sie uns nicht erzählt. Amber?

6
    2. 12. 2012
    »Waterhouse!« Proust schien erfreut, ihn zu sehen. »Ich war mir nicht sicher, ob Sie sich zur festgesetzten Stunde blicken lassen würden, aber da sind Sie ja: Schlag neun. Bitte schließen Sie die Tür hinter sich.«
    »Sechs Worte. Mehr braucht es nicht.«
    »Wie bitte?«
    »›Waterhouse, Sie sind gefeuert. Gibbs, Sie sind gefeuert.‹ Sagen Sie’s, und kümmern Sie sich um das, was wichtig ist. Gestern Nacht hat jemand versucht, Amber Hewerdine und ihre Familie umzubringen. Er wird es wieder versuchen. Beim nächsten Mal vielleicht mit Erfolg.«
    Proust schaute nach links und

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