Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Der Kampf der Halblinge: Roman (German Edition)

Der Kampf der Halblinge: Roman (German Edition)

Titel: Der Kampf der Halblinge: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: C.S. West
Vom Netzwerk:
der Mitte eines Sees ein kegelförmiger Berg auf. Still und dunkel wie schwarzer Obsidian lag das Gewässer vor ihnen.
    »Der Drachenkrater«, erklärte Yrm und deutete auf den Vulkankegel.
    »Leben dort etwa die Drachen?«
    »Nur der größte von allen, ihr Oberhaupt.«
    Enna schluckte. Das war er also: der Ort, an dem die Drachen lebten – und die Gulvaren! Plötzlich musste sie an Bronn denken. Auch er hatte es bis hierher geschafft, war dann jedoch an einem Gulvar gescheitert. Allerdings war es weniger die Angst vor diesen Himmelskreaturen, die Enna plagte, sondern die vor dem Versagen. Sollten die Drachen sich weigern, ihr zu helfen, schwand auch die Hoffnung, das drohende Schicksal von Westendtal abwenden zu können. Und genau das war es, was Enna am meisten fürchtete. Sie wandte den Blick von dem Krater ab, und Yrm führte sie weiter.
    Der Gedanke daran, dass Enna möglicherweise Opfer dieser Vanuren geworden sein könnte, trieb Jorim zu Höchstleistungen an, besonders seitdem er und Bronn eine erkaltete Feuerstelle gefunden hatten. Obwohl sich jemand die Mühe gemacht hatte, die Reste zu verdecken, hatten die feinen Halblingsnasen den Geruch erkalteter Asche bemerkt.
    »Enna war nicht alleine«, stellte Bronn fest und deutete auf weitere Spuren, die sich im weichen Waldboden abzeichneten. »Der andere trug Stiefel. Die Füße sind zwar schmaler, aber die Abdrücke viel tiefer.«
    »Sieht nach menschlichen Spuren aus«, meinte Jorim und blickte Bronn an. Dieser presste die Lippen aufeinander und nickte.
    »Nur, dass es möglicherweise gar kein Mensch gewesen ist.«
    Jorim strich sich mit beiden Händen seine verschwitzten Locken zurück. »Können wir weiter, oder brauchst du eine Pause?«, fragte er.
    »Weiter!«, entgegnete Bronn schwer atmend.
    Also folgten sie den Spuren, aber leider verloren sich diese, als sie eine Felsplatte erreichten. So sehr sie auch suchten, es waren keine Fußabdrücke mehr auszumachen.
    »Es gibt nicht viele Möglichkeiten, auf den Pass zu gelangen«, versuchte Bronn Jorim zu trösten, wobei er nach oben blickte, als suchte er einen Pfad in dieser Wildnis.
    »Und was ist, wenn ein Vanure Enna gefangen hat?« Die plötzliche Angst um seine Schwester schnürte Jorim die Kehle zu.
    »Die Sümpfe beginnen erst hinter dem Abstieg, der dem Pass folgt.«
    »Und das soll mich jetzt beruhigen?«, fuhr Jorim seinen Begleiter an.
    Bronn schüttelte den Kopf, ließ sich ächzend auf einem Stein nieder und streckte seine Füße aus.
    »Wir wissen doch gar nicht, ob sie wirklich auf einen Vanuren getroffen ist.«
    »Und was ist mit dem Lagerplatz?« Jorim deutete hangabwärts. »Enna ist jemandem begegnet!«
    »Es gibt durchaus auch Menschen in den Bergen«, erklärte Bronn beschwichtigend. »Flüchtlinge, die nicht in die Nordlande fliehen konnten oder wollten.«
    »Weshalb nicht?«
    Bronn räusperte sich, kratzte sich den Kopf und schien nicht antworten zu wollen.
    »Jetzt sag schon«, forderte Jorim ihn auf. »Oder bist du am Ende selbst ein Vanure?«
    »Was?«
    »Na, weil du dich am Kopf kratzt.«
    Verdutzt hielt Bronn inne, betrachtete seine Hand und musterte Jorim tadelnd. »Jetzt erzähl doch keinen Borkenmist, Junge. Wir sollten weitermarschieren.«
    »Einverstanden, aber ich möchte wissen, was das für Menschen in den Bergen sind.«
    Eilig machten sie sich daran, den steiler werdenden Berg zu erklimmen.
    »Man erzählt sich, dass nicht alle Menschen einen Platz auf den Schiffen über die Meeresenge von Dovan bekommen haben«, begann Bronn zu erzählen. »Manche ließ man zurück, manche flüchteten in all dem Chaos gleich in die Berge. Der Schrecken dieser Gegend war ihnen lieber als die Fackeln der Erinyen.« Bronn hob eine Hand zum Kopf, ließ sie aber – ohne sich zu kratzen – wieder sinken. »Nun ja, ich hörte Gerüchte, dass man besonders Diebe, Halunken und Mörder zurückließ.«
    Abrupt hielt Jorim an. »Dann willst du mir also sagen, Enna sei entweder mit einem Gestaltwandler unterwegs oder mit einem Mörder?«
    »Nicht alle waren Mörder«, stellte Bronn klar und hob beschwichtigend die Hände.
    »Ich fasse es nicht!« Jorim beschleunigte seine Schritte wieder, diesmal so sehr, dass Bronn nach kurzer Zeit japsend zurückfiel.
    »Jorim, du bringst uns noch um.«
    »Oder dieser Gestaltwandler tötet Enna!«
    Der Abstieg war nicht weniger anstrengend als der Aufstieg. Jedes Mal, wenn Enna den Fuß aufsetzte, drohten ihre Beine nachzugeben. Zudem erschwerten ihnen

Weitere Kostenlose Bücher