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Der Kampf der Halblinge: Roman (German Edition)

Der Kampf der Halblinge: Roman (German Edition)

Titel: Der Kampf der Halblinge: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: C.S. West
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zufrieden kauten.
    »Warum wolltest du unbedingt mitkommen?«, wollte Enna plötzlich von Jul wissen.
    Jul hielt inne und musterte Enna überrascht. Dann zuckte er die Schultern. »Ich wollte schon immer ein wenig mehr von der Welt sehen als nur Westendtal.«
    »Was ist an Westendtal so schlecht?«, fragte Nespur.
    »Nichts, gar nichts.« Jul runzelte die Stirn und strich sich einige seiner blonden Haare, die vom Nebel feucht geworden waren, aus der Stirn. »Westendtal ist meine Heimat, es ist die Heimat von uns allen. Aber ich wollte einfach einmal etwas Besonderes tun, etwas, das von Bedeutung ist.«
    »Dazu bekommst du nun sicher die Gelegenheit«, meinte Jorim und biss genüsslich in ein dickes Stück Brot. Dann deutete er hinaus in den Nebel. »Da draußen wartet eine ganze Welt auf uns, Jul. Zumindest sofern der Nebel sie nicht verschluckt hat.«
    Jul blickte in die undurchdringliche Suppe, die ihnen das Wetter zubereitet hatte, und nickte andächtig. Dann wandte er sich wieder Jorim und Enna zu. »Warum seid ihr beide mitgegangen?«
    Jorim musste beinahe lachen, als er Jul betrachtete. Dessen Wangen hatten sich leicht gerötet, die spitze Nase zuckte nervös, und überhaupt erweckte er den Anschein eines begossenen Eichhörnchens mit zu dick geratenem Bauch.
    »Bronn Sternenfaust zu suchen, war immerhin mein Einfall«, erklärte Jorim. »Da ist es doch selbstverständlich, dass ich freiwillig an der Reise teilnehme. Ich kann doch nicht etwas vorschlagen und dann andere in die Gefahr ziehen lassen.«
    »Und ich wollte Jorim natürlich begleiten«, sagte Enna und strich sich eine ihrer dicken Locken zurück. »Ohne mich stellt er doch nur Unsinn an und bringt sich um Kopf und Kragen.«
    »Na hör mal!«, empörte sich Jorim.
    »Mein lieber Bruder, denk doch nur an damals, als wir Großvater Borkenfeuers Ziege suchen sollten.«
    Urplötzlich fühlte Jorim, wie seine Wangen zu glühen begannen, und winkte ab. »Alte Geschichten«, brummte er.
    »Was war denn mit der Ziege?«, drängte Elvor, und auch die anderen blickten gespannt Enna an. Eine gute Geschichte ließ sich kein Halbling entgehen.
    Also lehnte sich Enna zurück und begann mit einem Grinsen im Gesicht zu erzählen. »Unsere Eltern baten uns, die Ziege unseres Großvaters zu suchen. Durch ganz Hügelwald haben wir sie verfolgt, denn das gierige Tier hatte sich durch sämtliche Gemüsegärten gefressen und eine Spur der Verwüstung hinterlassen. In der Hügelwald-Taverne haben wir sie schließlich gefunden, wo sie sich an Äpfeln, Rüben und sogar an einem Fass Pfeifenkraut gütlich tat.«
    »Nicht ungewöhnlich für eine Ziege«, warf Nespur ein.
    »Nein, das nicht«, stimmte Enna zu. »Doch was glaubt ihr, was mein lieber Bruder tun wollte?«
    »Enna!«, stöhnte Jorim.
    »Er meinte, wenn wir die restlichen Äpfel und Rüben essen würden, fiele das sicher nicht auf, und wir könnten die Ziege dafür verantwortlich machen.«
    »Nicht ungewöhnlich für einen Halbling«, unterbrach Nespur noch einmal, doch Enna hob die Hand.
    »Wartet, das ist noch nicht alles! Jorim war damals erst zwölf Sommer alt und ausgesprochen empört darüber, noch keine eigene Pfeife zu besitzen. Also kam er auf die Idee, doch einfach das gesamte Fass mit dem Pfeifenkraut als Pfeife zu benutzen, bohrte ein Loch hinein, nahm einen Röhrenknochen als Stiel und steckte kurzerhand das Kraut in Brand.«
    Alle brachen bereits in Gelächter aus, aber zu Jorims Leidwesen war Enna noch immer nicht fertig.
    »Nach wenigen Augenblicken quoll Rauch aus dem Strohdach. Kurz darauf öffnete sich die Tür, und der Tavernenwirt kam wutentbrannt hereingestürmt. Die panische Ziege ergriff die Flucht und geriet ihm zwischen die Beine, woraufhin er in einem Korb mit Birnen landete. Natürlich nutzten Jorim und ich die Gelegenheit und wollten verschwinden, aber der Wirt erwischte Jorim am Bein und verpasste ihm eine gehörige Abreibung. Jorims Beteuerungen, die Ziege sei an allem schuld, sie hätte gärendes Obst gegessen und ein brennender Furz aus ihrem Hintern hätte das Pfeifenkraut entzündet, schenkte er keine Beachtung.«
    Die Halblinge grölten und schlugen sich auf die Schenkel, lediglich Jorim verzog das Gesicht.
    »Ich war damals zwölf, wie du bereits erwähnt hast.«
    »Ja, schon, aber wenn ich an die Sache mit Ewor Bierbrauers Dunkelbier denke …«
    »Jetzt ist’s aber genug«, unterbrach Jorim sie trotz der begeisterten Rufe der anderen. »Auch wenn ich mir den ein oder anderen

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