Der Kater der Braut: Roman (German Edition)
kriegen eine Heiratsurkunde zugeschickt, und damit müssen wir …«
»Nein, das meine ich nicht. Wie geht’s mit uns weiter?«
»Ach, so.« Ludger lächelte mich liebevoll an. »Du könntest zu mir ziehen. Das wäre doch schon mal ein erster Schritt.«
Nur doof, dass wir den zehnten Schritt bereits vor dem ersten gemacht hatten … Aber natürlich hatte Ludger Recht: Zusammenzuziehen erschien in Anbetracht der Situation die einzig logische Konsequenz zu sein. Und da ich wohl kaum von ihm verlangen konnte, in der Besenkammer unserer WG Quartier zu beziehen, blieb mir nichts anderes übrig, als in sein Loft umzusiedeln.
Als das Taxi vor dem Haus hielt, war Ludger sogleich zur Stelle, um sich um mein Gepäck zu kümmern. Am liebsten hätte er mir den Koffer auch noch in die Wohnung hochgetragen, doch das konnte ich Gott sei Dank verhindern. Mit einem schnellen Kuss und dem Hinweis auf den laufenden Taxameter bugsierte ich ihn ins Auto zurück. Ich brauchte Abstand, um in Ruhe über alles nachzudenken.
Während ich meinen bleischweren Koffer die Treppen hochhievte, hörte ich oben im Hausflur Stimmen und Gelächter. Kurz darauf näherten sich Schritte, und plötzlich stand ich Philipp gegenüber. Vor Schreck wäre mir beinahe der Koffer aus der Hand gerutscht.
O nein, das hatte mir zu meinem Glück gerade noch gefehlt! Was für ein reizendes Empfangskomitee! Philipp war nicht allein. An seinem Arm hing die süßeste Versuchung, seit es Blondinen gibt. Eine Baywatch-Nixe par excellence: langbeinig, vollbusig und überaus sexy. Bei ihrem Anblick schossen mir tausend Fragen durch den Kopf. Wer war diese Frau? In welchem Verhältnis stand sie zu Philipp? Und: Wie war sie bloß in diese Hose reingekommen? Schuhanzieher? Gleitcreme? Zauberei? Na, wie auch immer, Cellulite kannte die Dame zweifellos nur vom Hörensagen, denn jede noch so kleine Vertiefung an ihren Oberschenkeln hätte sich unter den knallengen Jeans gnadenlos abgezeichnet.
Hatten die beiden gerade noch ausgelassen miteinander rumgealbert, so waren sie bei unserem überraschenden Zusammentreffen schlagartig verstummt.
»Wie man so hört, hast du geheiratet«, brach Philipp nach einer Weile das Schweigen.
Ich musste nicht lange darüber nachdenken, welches Vögelchen ihm das gezwitschert hatte. Typisch Lili. Eher schaffte sie es, quer durch den Pazifik zu schwimmen, als ein Geheimnis für sich zu behalten.
»So, hört man das?«, antwortete ich lapidar.
»Tja, dann kann man der glücklichen Braut ja wohl nur gratulieren.«
Und warum tat er das dann nicht?!
»Oh, du hast geheiratet, das ist ja wunderbar!«, gurrte der Blondschopf an Philipps Seite. »Meinen allerherzlichsten Glückwunsch!«
Ehe ich wusste, wie mir geschah, hatte sie mich an ihren üppigen Busen gedrückt und mir rechts und links ein Küsschen auf die Wange gehaucht. Philipp hingegen machte noch nicht einmal Anstalten, mir die Hand zu reichen. Seine Blicke ruhten auf mir wie kalte, nasse Umschläge. Mich fröstelte es. Unwillkürlich zog ich meine Jeansjacke enger um den Körper.
Der Pamela-Anderson-Verschnitt deutete auf mein Gepäck. »Dann kommst du wohl gerade aus den Flitterwochen zurück.« Entweder war sie so dickfellig, dass sie die unterkühlte Atmosphäre zwischen Philipp und mir nicht bemerkte, oder sie gab sich alle Mühe, die angespannte Stimmung durch ein wenig Smalltalk aufzulockern.
»Flitterwochen. Stimmt genau«, erwiderte ich gespielt munter. »Tja dann …« Ich wandte mich zum Gehen. »War nett, euch getroffen zu haben. Ich muss mal wieder weiter.«
So schnell meine müden Beine und der Koffer, der von Stufe zu Stufe schwerer zu werden schien, es zuließen, hastete ich die Treppen hinauf. Aber es war weniger das Gewicht des Koffers als die Last meines schlechten Gewissens, die mir zu schaffen machte. Meine arme Schwester! Die Geschichte mit mir war wohl kein einmaliger Ausrutscher gewesen. Als hätte ich es geahnt! Stille Wasser waren ja bekanntlich tief. Hinter der Fassade des netten, harmlosen Kerls von nebenan kam ein Weiberheld und notorischer Fremdgeher zum Vorschein. Auch wenn ich mich damit selbst in die Pfanne haute: Ich musste Lili auf jeden Fall vor diesem Hallodri warnen!
Kapitel 25
W ie eine Fremde schlich ich durch die leere Wohnung, die erstaunlich aufgeräumt wirkte.
Lili war ausgeflogen. Was für ein netter Empfang: keine Blumen zur Begrüßung, keine Nachricht, nichts!
Offenbar war Philipp der Einzige, bei dem meine Schwester nicht
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