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Der Kater der Braut: Roman (German Edition)

Der Kater der Braut: Roman (German Edition)

Titel: Der Kater der Braut: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michaela Thewes
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ihre Pobacken bedeckte, bei unserer Begrüßung noch nicht getragen hatte.
    Auch meiner Schwester stand die Verwunderung über den merkwürdigen Gast deutlich im Gesicht geschrieben. Sie sprang von ihrem Stuhl auf. »Ja, aber …«
    »Lasst euch nicht stören. Ich finde mich schon zurecht.« Der Rotschopf in Schwesterntracht steuerte zielstrebig auf die Stereoanlage zu und brachte Ronan Keating mit einem energischen Tastendruck zum Schweigen.
    In die plötzliche Stille hinein meldete Mareike sich zu Wort: »Sorry, Alex, aber ich glaube, du bist hier auf der falschen Baustelle gelandet.«
    »Keine Sorge, das hat alles seine Richtigkeit.« Unbeirrt legte Alex Wie-auch-immer eine neue CD auf. »Die Agentur schickt mich. Man hat mir gesagt, hier würde ein Junggesellenabschied stattfinden.«
    »So weit ist das auch richtig, aber …«
    »O Gott!« Alex schlug sich vor die Stirn. »Ihr habt die Sadomaso-Nummer gebucht, oder?«
    »Nein, um Gottes willen, keine Sadomaso-Nummer!« Mareike hob erschrocken die Hände.
    »Aber wo ist denn dann das Problem?«
    »Schau dich doch mal um.« Lili machte eine weit ausholende Handbewegung. »Fällt dir nichts auf? Hier sind ausschließlich Frauen anwesend.«
    »Na und? Ich bin Profi. Ich hab nichts gegen Lesben.«
    »Wir auch nicht.« Mareike holte tief Luft. »Der Haken an der Sache ist nur: Wir sind keine.«
    »Oh.«
    In diesem Moment ging erneut die Klingel. Froh, diesem Affentheater entfliehen zu können, eilte ich zur Tür. Und bereute es, als ich Frau Kötter gegenüberstand, bitter. Die alte Schabracke war schlimmer als Herpes: Sie tauchte immer im ungünstigsten Moment auf. Ich raffte die kläglichen Überbleibsel meiner Selbstbeherrschung zusammen und lächelte die grau gelockte Dame freundlich an. »Guten Abend, Frau Kötter, was kann ich für Sie tun?«
    »Das fragen Sie noch?! Na, Sie sind gut. Ich hab ja wirklich für viel Verständnis, schließlich war ich auch mal jung. Aber jeden Abend diese grässliche, laute Musik … Erst vor zwei Tagen habe ich zu Ihrer Schwester gesagt, Frau Fischer, hab ich gesagt, so geht das nicht weiter.«
    »Wir machen die Musik leiser, Frau Kötter. Versprochen.«
    »Wenn Sie schon keine Rücksicht auf alte Leute nehmen, dann denken Sie doch wenigstens an die Tiere. Hunde haben so ein empfindliches Gehör. Nicht wahr, Rudi?«
    In dem ganzen Tohuwabohu war mir völlig entgangen, dass Frau Kötter Begleitschutz mitgebracht hatte. Zu ihren Füßen kauerte Bodyguard Rudi, der mich aus kleinen, stechenden Augen finster musterte. Mist, mir blieb aber auch nichts erspart! Dummerweise hatte ich gerade kein Leckerli in der Hosentasche, was Rudi mir sichtlich übel nahm. Unser freundlich distanziertes Verhältnis, das auf vielen diplomatischen Bemühungen – oder sollte ich besser sagen: Bestechung? – beruhte, begann zu bröckeln. Aus seiner kleinen Hundekehle drang ein gedämpftes Knurren. Zugegeben, es war nicht Rudis Schuld, dass er aufgrund seiner kurzen Beine kaum über die Teppichkante gucken konnte. Trotzdem gefiel es mir gar nicht, wie der kleine Kläffer meine Waden anstarrte. Und sowohl mein Instinkt als auch der Sabber, der aus der Dackelschnauze triefte, sagten mir, dass Rudi die Qualität meiner Beine für gut befunden hatte.
    Aber ich würde mich doch von so einem kleinen Pimpf nicht einschüchtern lassen, oder? – Und ob! Die Rolle der mutigen Heldin lag mir einfach nicht, und so trat ich im Zeitlupentempo den Rückzug an. Doch Rudi, der zu ahnen schien, dass ich mich aus dem Staub machen wollte, blieb mir auf den Fersen.
    Zum Glück wurde die Aufmerksamkeit des kleinen Wadenbeißers in diesem Moment von mir abgelenkt. Durch das Treppenhaus hallten schwere Schritte, die sich rasch näherten. Kurz darauf bog ein großer, breitschultriger Hüne um die Ecke und gesellte sich zu uns. »’n Abend zusammen.«
    »Guten Abend«, flötete ich gemeinsam mit Frau Kötter im Chor.
    Ich war gerettet! Denn wenn es überhaupt etwas gab, das Rudi noch weniger leiden konnte als mich, dann waren es Männer in Uniform. Unser netter Briefträger konnte davon ein Lied singen. Und so wie’s aussah, hatte Rudi für Polizisten genauso wenig übrig wie für die Mitarbeiter der deutschen Post.
    Im Gegensatz zu mir zeigte sich der uniformierte Polizist von Rudis Drohgebärden gänzlich unbeeindruckt. Wow, das musste ja wirklich ein knallharter Bursche sein! Aber er war garantiert nicht angerückt, um mir Beistand zu leisten oder um die kleine Töle zu

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