Der Katzenelf (German Edition)
niemand und keiner kam. Betrunken wie er war, konnte er nicht mehr aufrecht stehen, er spürte, wie brennende Säure aus seinem Magen hochschoss und er erbrach sich direkt vor Yaruba, die sofort auswich und geschmeidig hinter ihn trat.
Doch schnell fasste er sich wieder und griff erneut zu seinem Schwert, als zwei starke Arme ihn von hinten umfingen und festhielten. Dann ließ ihn Yaruba plötzlich kurz los und sprang zur Seite. Blitzschnell drehte er sich um. Hinter ihm stand Nitara, ebenfalls ein riesiges Schwert in ihrer Faust, dessen Spitze sie nun auf seine Brust richtete.
„Jetzt wird abgerechnet Geliebter“, sagte sie scharf. Er sah in ihre schwarzen Augen, die nun rötlich glühten. „Du bist nicht Nitara!“, schrie er „aber ich kenne dich! Du bist...“ Hilflos suchte er in seinem Gedächtnis nach dem vertrauten Namen, doch er brachte ihn nicht über seine Zunge. Nitara lachte schrill und hob ihr Schwert.
Als die Palastwache endlich merkte, dass in Yuls Gemächern etwas nicht stimmte, quoll bereits dicker schwarzer Rauch aus den Zimmern. Sie zogen Yul aus den Flammen, Sein Gesicht war voller Ruß und kohlrabenschwarz. Der Drachenkönig kreischte vor Schmerzen schrill und mit eigenartiger, heller Stimme. Er schrie, dass sein Gesicht vollkommen verbrannt wäre und sie sofort Dana holen sollten, damit sie ihm ihre Heilkräuter auflegte. Diese eilte, gekleidet in wehende Schlafgewänder herbei, und brachte mit Hilfe einer Amazone, die sich bereits am Unfallort eingefunden hatte, Yul in sein Zimmer, wo sie ihn versorgten.
Nitaras Körper jedoch war bis zur Unkenntlichkeit verbrannt, nur mehr schwarze verkohlte Knochen an denen Reste von versengtem Fleisch hingen, kokelten noch auf dem Boden. Ein Stück weiter fand man einige blonde Strähnen ihres langen Haares, die die Flammen seltsamerweise verschont hatten. Auch Selek lag da, auch er war tot, sein Gesicht fast unversehrt, sein übriger Körper jedoch vollkommen verkohlt.
Außer Dana und einer Amazone durfte wochenlang kein Angestellter des Palastes die Gemächer des Drachenkönigs betreten. Man munkelte, dass sein Antlitz vollkommen entstellt sei und er halb wahnsinnig vor Trauer um Nitara und Selek war.
Er ordnete ein Staatsbegräbnis für beide an und ließ auf Nitaras Bahre, auf der sich ihre Knochen unter einem goldenen Tuch befanden, ein Duplikat der Drachenkrone legen, als späten Beweis dafür, dass sie die wahre Königin des Landes gewesen war. Doch zur Bestattung der beiden erschien er nicht und die Menschen im Land sorgten sich um ihren König, der niemanden außer Dana zu sich ließ
Als er endlich nach Wochen wieder seine Räume verließ und sich der Regierung seines Landes wieder zuwandte, trug er eine Maske aus dünnem, gehämmertem Gold vor seinem Gesicht, die er nie in der Öffentlichkeit ablegte. Alle munkelten, dass sein schönes Antlitz so entstellt sei, dass er es niemandem zeigen konnte. Er trauerte so schmerzlich um seine Geliebte und seinen Freund, dass er nie mehr die Schenken im Land der Blauen Drachen aufsuchte. Der Hof, der erwartete, dass er sich nach einiger Zeit wieder eine neue Geliebte nahm, wurde enttäuscht. Auch seine Stimmbänder hatten bei dem Feuer Schaden genommen und er sprach nur mehr wenig und das in heiseren leisen, aber irgendwie hell klingenden Tönen.
Eines Tages sagte er zu seinen Beratern, dass er mit den Dämonischen Drachen Frieden schließen wollte und ritt mit einer Abordnung Soldaten in die Roten Berge. Er ließ seine Begleiter vor der Höhle Saturs absitzen und trat alleine durch das Tor mit dem Rubinwappen.
Als er wiederkam, befand sich der Anführer der Dämonischen Drachen in seiner Begleitung und Yul ritt mit ihm zum Schloss, wo er Satur in einer kurzen feierlichen Zeremonie zu seinem Stellvertreter ernannte und ihn bat, Seleks Stelle anzutreten. Von nun an verlief das Zusammenleben mit den Dämonischen Drachen wider Erwarten friedlich. Es wurde kein Vieh mehr gestohlen und keine Häuser und Scheunen angezündet.
Ein Teil der Drachen übernahm auf Saturs Befehl hin die Arbeit in den Bergwerken und schürfte mit großem Erfolg Rubine aus dem Boden. Der Wohlstand im ganzen Land wurde größer und alle fanden, dass das Feuer, so schrecklich es auch war, für das Reich nur Gutes gebracht hatte. Fast jeder seiner Bewohner besaß inzwischen eine stattliche Anzahl an strahlenden Karfunkelsteinen, die wegen ihrer Schönheit (bei manchen leuchteten sechsstrahlige Sterne in ihrem Inneren) zu einer
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