Der Katzenelf (German Edition)
Goldgrün funkelndem Blick verspürte sie plötzlich brennende Scham – aber nur einen kurzen Moment. Dann siegte wieder die dunkle Seite ihres Ichs über die so unbehagliche Empfindung, und sie blickte ihn herausfordernd an. Taras schaute jeden Gefangenen einzeln sekundenlang schweigend an. Dann sprach er mit lauter Stimme: „Wir sind heute hier in dieser Höhle, denn an diesem Ort fing alles an. Geblendet von unheilvollen Wünschen, falschem Begehren, von der Gier nach Macht, Reichtum und Alleinherrschaft, haben Wesen, die aus unserem Volk, unserem eigenen Blut stammen, Unglück, Tod, Trauer und Verzweiflung über das Verborgene Reich und seine Bewohner gebracht! Viele mussten ihr Leben lassen, zu ihrem Stern zurückkehren und noch immer warten wir hier in unserer Welt auf ihre Wiederkehr. Und jene, denen ihr, obwohl sie sterblich waren, leichtfertig den Tod gebracht habt, sind für immer von uns gegangen! Und deshalb werden wir heute ohne Milde oder Mitleid über euch Recht sprechen!“
Und er stellte sich direkt vor Rubinas Käfig und starrte sie an. „Zuerst zu dir, Dunkle Elfe! Du wurdest einst durch deine Geburt und deine Abstammung auserkoren, als Königin über das Verborgene Reich zu herrschen – und heute-!“ Nach diesen Worten drehte er sich zu dem Elfenrat um - „Ja, heute sind wir dankbar, dass du, bedingt durch deine rastlose Sucht nach Herrschaft und Kontrolle nie Elfenkönigin warst! Denn Du hättest das Verborgene Reich und alle dazugehörigen Regionen samt den Wesen, die da leben und Dir als Königin bedingungslos vertraut hätten, auf die dunkle Seite der Macht und damit in ihr ewiges Unglück gestürzt! Du hast nicht einmal vor den Sterblichen Halt gemacht, obwohl du dir immer und alle Zeit über die Konsequenzen bewusst warst, die daraus für die Bedauernswerten entstanden! Sie sind durch deine Schuld für immer im Nirgendwo verschwunden, und bis heute liegt es nicht in unserer Macht sie jemals von dort, wo sie jetzt sein mögen, wieder zu uns zurückzuholen! Glaubst du wirklich, dass du hier bei uns künftig in irgendeiner Form existieren kannst? Dachtest du, du könntest immer und immer so weitermachen? Nur deine eigenen Interessen in den Mittelpunkt deines Daseins stellen und diese auszuleben, koste es was und wen auch immer?
Nein, hier im Verborgenen Reich ist künftig kein Platz mehr für Dich, denn Du hast alle unsere heiligen Gesetze mit Füssen getreten, die Zauberkraft, die uns Elfen hier verliehen ist, missbraucht und nur zu deinem eigenen Vorteil verwendet! Du verdienst es nicht, hier bei uns weiter zu leben!“
„Dann gib mir doch endlich den Tod, Elfenprinz!“, rief Rubina und warf den Kopf zurück und zornig hob er sein Schwert so, dass dessen Spitze ihre elfenbeinfarbene Kehle leicht berührte. Er bemerkte, wie das Blut einer kleinen Ader unter ihrer zarten Haut pochte und einen winzigen Moment dachte Taras, wie schade es sei, eine so vollkommene Schönheit, einen vom Schöpfer so wunderbar geschaffenen Körper für immer zu zerstören. Er sah, wie ihre zarten Brüste unter den rubinfarbenen Elfenschleiern bebten und er fühlte wie ihn plötzliches Verlangen überkam. Sofort schämte er sich und er versuchte das unwillkommene Begehren zu unterdrücken. Es widerstrebte ihm, doch er konnte nichts dagegen tun! Und sie nahm sein plötzliches Verlangen wahr, ihre Augen leuchteten triumphierend auf und sie dachte, während ein kleines hämisches Lächeln sich auf ihre Lippen schlich: „Ja, Taras, der ach so gute und wohlerzogene, der pflichtbewusste Elfenprinz, war schließlich auch nur ein Mann! Nun konnte sie, die Gefangene, diesen Kampf vielleicht doch noch für sich gewinnen, denn letztendlich würde auch er sich von ihrer Schönheit, ihrem Zauber und ihrer dunklen Magie verführen lassen!“ Doch plötzlich war dieser köstliche Augenblick vorüber, für immer fort, verflogen wie Blütenstaub im Sommerwind. Angst stieg erneut in ihr hoch. Denn Taras senkte seine Lider und sah sie nicht mehr an, doch sein Schwert hielt er ihr noch immer an die Kehle. Dann nahm er es ab und steckte es in seinen Halfter zurück.
„Nein, Rubina, ich werde dir nicht die Gnade eines Todes mit Aussicht auf ein neues Leben gewähren!“ Antwortete er, seine Hand ruhig an den Knauf des Schwertes legend. Er blickte ihr wieder ins Gesicht und zufrieden merkte er, dass ihr Zauber jetzt keine Macht mehr über ihn besaß. Und er dankte insgeheim seinem Schöpfer, dass dieses sonderbare Begehren, das
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