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Der Kelch von Anavrin: Das magische Siegel (German Edition)

Der Kelch von Anavrin: Das magische Siegel (German Edition)

Titel: Der Kelch von Anavrin: Das magische Siegel (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lara Adrian schreibt als Tina St. John
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Denn unter ihren kundigen Händen gediehen all die Blumen, Obstbäume und wertvollen Kräuter.
    Haven stand nun in der Mitte des grünen Heiligtums, breitete die Arme aus, legte den Kopf in den Nacken und genoss die warme Sonne auf ihrem Gesicht. Offenbar hatte sie vergessen, dass er noch am Eingang des Gartens stand, und kostete die Augenblicke der friedlichen Ruhe aus. Doch rasch löste sie sich wieder aus ihrer besinnlichen Haltung und warf Kenrick einen scheuen Blick zu.
    Er hörte das Blut hinter seinen Schläfen rauschen, als er die junge Frau inmitten der üppigen Vegetation stehen sah. Den Blick unverwandt auf Haven gerichtet, betrat er den Garten. Die Erinnerung an ihre bloße Brust bestürmte ihn, auf die er unweigerlich einen Blick erhascht hatte, als er die Wunde an ihrer Schulter versorgte.
    Jetzt hingegen waren die Bilder aus Greycliff alles andere als unschuldige Eindrücke.
    Sowie er sich dieser ungebetenen Regungen bewusst wurde, versuchte er, sie zu unterdrücken. Stets auf Selbstbeherrschung bedacht, hielt er es nun für ratsam, ein gutes Dutzend Schritte Abstand von Haven zu halten, um weiteren verlockenden Gedanken schon im Vorfeld Einhalt zu gebieten.
    Doch offenbar war es zu spät, sein Interesse zu kaschieren.
    Haven stand nun ganz still in der Mitte des Gartens. Sie sah zu ihm herüber, doch ihr Blick wirkte eigentümlich abwartend, beinahe ängstlich, als empfände sie seine Anwesenheit in der friedvollen Umgebung als bedrohlich. Ihre Brüste hoben und senkten sich bei ihren schnellen Atemzügen. Kenrick glaubte sogar, den Pulsschlag an ihrem Hals erkennen zu können.
    Er hätte eine Ausrede vorbringen müssen, sich abwenden und sie dort stehen lassen sollen. Großer Gott, das war auch seine Absicht gewesen, aber im Augenblick war eine höhere Macht am Werk. Eine unsichtbare Macht, die ihn zu dieser Frau zog, obwohl sein Verstand und sein Ehrgefühl ihn warnten, nicht den Kopf zu verlieren.
    Kenrick machte einen Schritt nach vorn und trat tiefer in den Bereich des Gartens, der wie ein heiliger Ort wirkte.
    »Ich fürchte, ich hatte genug Sonne für den ersten Tag«, murmelte Haven. »Wenn Ihr mich entschuldigen würdet.«
    Sie versuchte, sich mit eiligen Schritten an ihm vorbeizustehlen.
    Doch da hatte Kenrick bereits die Hand nach ihr ausgestreckt und umschloss zaghaft ihr Handgelenk. Haven hielt inne. Wie erstarrt blieb sie stehen, nur einen halben Schritt von ihm entfernt; weniger als eine Handbreit trennte die beiden nun auf dem schmalen Gartenpfad. Noch immer hielt er sie am Handgelenk fest, und die Hitze ihrer Haut durchströmte ihn wie eine heiße Woge.
    »Bitte nicht … «, wisperte sie und schloss die Augen, als er die andere Hand hob.
    Doch Kenrick berührte bereits ihre Wange und strich ihr mit den Fingern über die samtweiche Haut.
    Er wollte sie küssen.
    Er kannte kaum mehr als ihren Namen, wusste nicht, ob sie vielleicht sogar einem anderen Mann gehörte oder versprochen war. Aber das Verlangen, sie in die Arme zu schließen, machte all diese Bedenken zunichte.
    Er begehrte sie.
    Bei allen Heiligen, wie sehr wünschte er sich …
    Plötzlich waren Schritte vom Eingang des Gartens her zu hören, die abrupt anhielten. Eine Frau sog erschrocken die Luft ein. Sofort entzog Haven Kenrick ihre Hand.
    »Habt Nachsicht mit mir! Bitte um Vergebung, Mylord … aber ich habe Euch nicht gesehen … «
    Als Kenrick sich umdrehte, erblickte er eine aufgelöste Dienstmagd, die erschrocken und mit offenem Mund zu ihnen herüberstarrte. Sie hatte eine weiße Haube auf dem Kopf, unter dem dünnen Arm einen Korb, mit dem sie gerade Gemüse holen wollte. Doch nun starrte sie ihren Herrn an, als stehe der Leibhaftige vor ihr, so sehr schien sie in diesem Augenblick um ihr Leben zu bangen. Kenrick merkte, dass er die junge Frau mit finsterer Miene musterte, doch sein Unmut galt gar nicht der Magd, die ja nicht ahnen konnte, wer sich im Burggarten aufhielt, sondern vielmehr seinem eigenen Mangel an Selbstbeherrschung.
    »Ich wollte nicht stören.« Die Magd wich zurück, stolperte beinahe. Schrecken lag in ihren weit aufgerissenen Augen. »Bitte um Vergebung, Herr. Ich bin schon fort.«
    Sie wartete gar nicht erst seine Erlaubnis ab, sich entfernen zu dürfen, sondern machte auf dem Absatz kehrt und eilte davon, verunsichert und am ganzen Leib zitternd.
    »Beim Allmächtigen«, grollte Kenrick, erneut verärgert über die Tatsache, die Kontrolle über sich verloren zu haben. »Ich ersuche Euch um

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