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Der Kelch von Anavrin: Das magische Siegel (German Edition)

Der Kelch von Anavrin: Das magische Siegel (German Edition)

Titel: Der Kelch von Anavrin: Das magische Siegel (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lara Adrian schreibt als Tina St. John
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schweigend zu ihm aufschaute, schien sie ein kalter Luftzug zu erfassen, der sie erschauern ließ, obgleich Kenrick keine Kälte verspürte. Sie schlang die Arme um den Leib und rieb sich über die Unterarme. Ihr Unbehagen spiegelte sich in den kleinen Falten auf ihrer Stirn wider.
    »Kenrick«, flüsterte sie plötzlich, »darf ich Euch etwas anvertrauen? Heute Nacht, als ich auf den Zinnen stand, da habe ich … ich weiß nicht, wie ich es Euch beschreiben soll. Es kam mir so vor, als bemächtige sich meiner eine unbekannte Macht. Ich glaube … Himmel, ich fürchte, dass ich allmählich den Verstand verliere.«
    Eine ganze Weile lang sagte Kenrick kein Wort. Bislang hatte sie ihn nie in dieser vertraulichen Weise mit dem Vornamen angesprochen. Dass sie dies nun tat, offen zu ihm über ihre Ängste sprach und sich nach seinen beruhigenden Worten sehnte, weckte in ihm das Bedürfnis, Haven zu beschützen.
    Ein besitzergreifender Zug regte sich in ihm.
    Trotz des Verlangens, seinen Gefühlen freien Lauf zu lassen – er wünschte, er könnte über ihre helle, seidige Wange streichen, um ihr Trost zu spenden – , gelang es ihm, die Kontrolle nicht zu verlieren.
    »Ihr habt einiges durchgemacht, Haven«, sprach er schließlich. »Dass Ihr da verwirrt seid, ist nur zu verständlich. Aber ich weiß auch, wie sich ein Mensch benimmt, der von Irrsinn befallen ist. Daher kann ich Euch beruhigen. Ihr seid keineswegs dem Wahnsinn nahe. Ich wünschte, Ihr bräuchtet Euch nicht an das zu erinnern, was auf Greycliff Castle geschah – niemand sollte derart bedrückenden Erinnerungen ausgesetzt sein. Aber Ihr habt überlebt. Eure Wunde verheilt gut, und schon bald werdet Ihr Euch wieder gesund fühlen.«
    Sie nickte stumm und fragte dann: »Schweben wir in großer Gefahr, wenn diese Männer, die Ihr sucht, ihre Blicke auf Clairmont Castle richten?«
    Es lag ihm fern, sie zu belügen, zumal sie bereits Zeuge von de Mortaines Missetaten geworden war und das Ausmaß seines Zorns kennengelernt hatte. »Ja, dann wird es schlecht um uns stehen. Aber wenn wir klug sind und keine Zeit vergeuden, könnten wir in der Lage sein, den Männern Einhalt zu gebieten.«
    »Aber wie denn? Was wollen diese Leute?«
    Für einen kurzen Moment überlegte er, ob er Haven alles erzählen sollte. Doch das Wissen würde sie womöglich in noch größere Gefahr bringen, und ein zynischer, berechnender Teil von ihm warnte ihn davor, die bedeutenden Geheimnisse, die sich ihm während seiner Arbeit für die Templer erschlossen hatten, allzu unbedacht preiszugeben. Nur wenige wussten von dem Drachenkelch und dessen Macht. Und diese Leute waren entweder längst tot oder trachteten danach, des Kelches habhaft zu werden – um jeden Preis.
    Es war schon schlimm genug, dass Ariana und Braedon eingeweiht waren und auch Rand vom Sinn und Zweck seiner Forschungen gewusst hatte. Kenrick wollte wegen dieses verfluchten Kelchs und dessen verlockender übernatürlicher Machtfülle nicht noch jemanden in Gefahr bringen.
    »Solange ich lebe und meinen Einfluss geltend machen kann, werden diese Leute das, was sie zu erlangen suchen, nicht bekommen«, unterstrich er mit fester Stimme und fing Havens bezaubernden smaragdgrünen Blick ein. »Solange Ihr unter meinem Schutz steht, braucht Ihr Euch vor diesen Männern nicht zu fürchten. Hier in Clairmont seid Ihr sicher, Haven. Das verspreche ich Euch.«
    Darauf erwiderte sie nichts und schaute lediglich zu ihm auf, als warte sie auf seine tröstende Hand. Zu seiner grenzenlosen Überraschung war jedoch sie diejenige, die sich als Erste aus der eigenartigen Erstarrung löste und ihn sacht mit der Hand an der Wange berührte.
    »Habt Dank«, erwiderte sie leise.
    Kenrick stand da und vermochte kein Wort hervorzubringen, als er ihre warme, zärtliche Hand spürte. Reglos blieb er stehen, beinahe verspannt, und wagte kaum zu atmen, als die Wärme ihrer lieblichen Finger seine Haut verwöhnte.
    »Ich gehe jetzt besser, damit Ihr Eure Arbeit fortsetzen könnt.«
    Erleichterung stritt gegen Bedauern, als sie ihre Hand langsam zurückzog.
    »Wünsche eine gute Nacht«, flüsterte sie, doch Kenrick schwieg.
    Er sah ihr nach, während sie sich von ihm entfernte und über die Schwelle hinaus auf den düsteren Korridor trat.
    In der Tat wartete noch eine Menge Arbeit auf ihn – Arbeit, die keinen Aufschub duldete – , und dennoch blieb er wie verzaubert in seinem Gemach stehen. Sein Blick folgte Havens geschmeidigem Körper, als sie

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