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Der Keller

Der Keller

Titel: Der Keller Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Richard Laymon
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eines Handgemenges. Ich wollte losrennen, doch ich war vor Schreck wie erstarrt und spähte in die Finsternis.«
    Sie blickte die Stufen hinab, als hätte sie die Erinnerung wieder eingeholt.
    »Das Monstrum kam die Treppe herauf«, sagte sie mit leiser Stimme. »Ich konnte ihn nur undeutlich sehen, aber seine Haut war so weiß wie der Bauch eines Fisches und schien in der Dunkelheit zu leuchten. Er ging gebückt, aber auf zwei Beinen wie ein Mensch. Ich wusste, dass ich meinen Kindern zu Hilfe eilen musste, doch ich konnte kein Glied rühren. Er lachte heiser und warf mich zu Boden.
    Dann bearbeitete er mich mit Zähnen und Klauen. Ich wollte mich wehren, doch er war stärker als zehn Männer. Als der kleine Theodore plötzlich zu schreien anfing, hatte ich mein letztes Gebet schon gesprochen. Die Bestie ließ von mir ab und stürmte auf das Kinderzimmer zu.
    Obwohl ich verletzt war, rannte ich hinterher. Ich musste doch mein Baby retten.«
    Sie humpelte wieder die Galerie hinunter. Ein weiteres Mal hielt sich Tyler dicht an der Wand, um die Vorhänge nicht zu berühren. Sie wollte auf keinen Fall die verstümmelten Wachsleichen dahinter sehen.
    Maggie blieb gegenüber dem Schlafzimmer der Jungen stehen und klopfte mit dem Stock gegen die verschlossene Tür zu ihrer Rechten. »Diese Tür stand offen«, sagte sie, »und ich warf einen Blick hinein. Dort, in der Finsternis …«
    »Gehen wir nicht rein?«, fragte die Rothaarige.
    Maggie warf ihr einen finsteren Blick zu. »Diesen Raum zeige ich niemals.«
    Sie starrte auf die Tür, als könnte sie direkt hindurchsehen. »Dort, in der Finsternis, sah ich die bleiche Bestie, wie sie mein Baby aus der Wiege nahm und entzweiriss. Während ich dies alles mit Entsetzen beobachtete, griff jemand nach meinem Nachthemd. Meine Töchter Cynthia und Diana standen tränenüberströmt hinter mir. Leise nahm ich sie an der Hand und wir eilten in dieser Richtung davon.«
    Die Gruppe folgte Maggie zu einer verschlossenen Tür und stellte sich im Halbkreis um sie herum auf.
    »Wir waren genau an dieser Stelle, als die Bestie in die Galerie sprang und uns nachstürzte.« Sie öffnete die Tür. Tyler spähte in die Dunkelheit und sah eine steile Treppe. »Wir versteckten uns hier. Ich schloss die Tür, und so schnell wir konnten, rannten wir die Treppe hinauf, stolperten kreischend durch die Finsternis. Oben angekommen schlug ich auch diese Tür hinter uns zu und legte den Riegel vor.
    Dann saßen wir wartend in der muffigen, dunklen Dachkammer. Wir hörten, wie die Bestie die Treppe hinaufkam. Er gab zischende Geräusche von sich, die an ein Lachen erinnerten. Er schnupperte an der Tür. Die Mädchen in meinem Armen schluchzten und zitterten. Dann wurde die Tür mit einer derartigen Schnelligkeit aufgestoßen, dass wir gar nicht erst reagieren konnten. Die Bestie fiel über uns her.«
    Maggie schloss die Tür, lehnte sich dagegen und seufzte tief.
    »Die Schreie«, sagte sie. »Ich werde niemals diese Schreie vergessen, das Knurren der Bestie, die klatschenden, grauenerregenden Geräusche, als er meine beiden kleinen Mädchen in Fetzen riss. Ich kämpfte gegen ihn, bis die Schreie verstummten und er mich überwältigt hatte. Ich weiß nicht, warum er mich nicht getötet hat, und ich habe mir bei Gott oft gewünscht, dass er damals meinem Leben ein Ende gesetzt hätte. Nach einer Minute ließ er mich los, hetzte die Stufen hinab und ließ mich mit den Leichen meiner Töchter allein. Seitdem habe ich ihn nie wieder gesehen. Andere schon.«

Kapitel sechzehn
    Janice lag reglos da und starrte auf die Spiegel an der Decke. Im blauen Licht wirkte ihr Körper, der auf den Kissen lag, wie ein Leichnam, den jemand achtlos auf einem Müllhaufen zurückgelassen hatte. Sie überlegte, wie sie sich am besten umbringen konnte.
    Ihr waren einige Möglichkeiten eingefallen. Die Glühbirne an der Decke befand sich etwa einen Meter außerhalb der Reichweite ihres ausgestreckten Arms. Wenn sie die Kissen übereinander-stapelte, konnte sie die Birne erreichen, herausschrauben, einen Finger in die Fassung stecken und sich einen tödlichen Stromschlag verpassen. Das könnte klappen.
    Eine einfachere Methode, die ihr eher zusagte, war, die Verbände abzunehmen und am Blutverlust zu sterben. Doch als sie sich ihre Wunden genauer ansah, entdeckte sie, dass die meisten nur oberflächliche Kratzer und Bisse waren, die nicht besonders stark bluteten. Sie würde sie weiter öffnen müssen, oder vielleicht könnte

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