Der Kimber 2. Buch: Rache (German Edition)
heraus.
„Sozusagen, denn sonst wird deine grandiose Geste le i der verpuffen. Ich dachte an fünfzehntausend Seste r zen.“
Lucius tat, als habe er nicht richtig versta n den, und ein scharfer Handel begann. Schließlich einigte man sich auf zehntausend, immerhin der Jahreseinnahme eines mittl e ren Weingutes. Audatus ging beschwingt davon. In seiner Buchhaltung für die Stadtve r waltung wurde der Barbar bereits als Todesfall g e führt.
Lucius brauchte einen Moment, um zu seiner guten Stimmung zurückzufinden. Als kleinen Trost sagte er sich, dass es nun auf den Betrag für die entzüc k ende Neuentdeckung auch nicht mehr ankäme, weshalb er sich vornahm, am nächsten Morgen nach ihrem Besitzer sch i cken zu lassen.
Trebatius war fast ebenso lange auf dem Forum gebli e ben wie L u cius. Als er am Ausgang auf seine Leibwächter traf, schickte er sie mit einem Sonderauftrag los.
„Geht auf der Stelle zum Ludus magnus. Wenn der Ba r bar herauskommt, fangt ihr ihn ab und bringt ihn auf dem kürzesten Weg in mein Haus. Oder noch besser, ihr bestecht die Wachen und nehmt ihn gleich innerhalb der Schule entgegen. Er darf euch auf keinen Fall entw i schen! Hier habt ihr einen Beutel mit Sesterzen, um die Wachen zu schmieren. Geht jetzt und wagt es nicht, o h ne den Ba r baren zurückzukommen.“
Trebatius war es etwas unangenehm, von den Ma s sen, die sich aus den Tribünen rund um das Forum ergossen ohne schützende Leibwache mitgesc h wemmt zu werden, aber dieser Exot war ihm die Unannehmlichkeit wert. Erst vor kurzem hatte er einen ebenholzschwarzen, ries i gen Nubier erstanden, um seine Leibwache zu komple t tieren, aber erst zusammen mit dem bleichen Barbaren würde sich ein spektakuläres Bild ergeben. Er sah sich schon mit seinen beiden neuen Lei b wächtern im Gefolge über das Forum schreiten und freute sich auf die neid i schen G e sichter seiner Freunde. Er war sich ein wenig unsicher darüber, ob von Vorteil oder eher schlecht war, dass dieses seltene Exe m plar heute freigelassen worden war. Einerseits hätte es ihn wieder mal viel Geld geko s tet, den Barbaren als Sklaven in seinen Besitz zu bringen, andererseits konnte der Freigelassenen nun selbst über sich ve r fügen und vielleicht hatte er andere Pläne. Nun, er musste ihm eben ein Angebot machen, das er nicht würde ablehnen kö n nen.
Ein bewährtes Hausmittel der Schule brachte ihn wieder zur Besinnung. Er richtete sich auf, um den Aufseher abzuwehren, der gerade einen zweiten Eimer Wasser über seinem Kopf ausleeren wollte. Er rieb sich das Wa s ser aus dem Gesicht und sah sich um. Sie hatten ihn in die Krankenstation gebracht und ihm den blutve r schmierten Lende n schurz ausgezogen. Bolanus machte sich gerade an einem anderen Verwundeten zu schaffen, aber als er bemerkte, dass der Idiot wach war, drehte er sich halb zu ihm um. Der Arzt war ein wenig ärgerlich, dass ihm diese höchst interessante Leber entga n gen war. Laut sagte er:
„Ah, ausgeschlafen? Bleib noch ruhig liegen, es wäre besser, wenn die Verletzung nicht wieder au f bricht.“
Kaum war der Satz zu Ende gesprochen, als er auch schon den stechenden Schmerz in seiner Flanke spürte. Da er ohnehin wenig Lust hatte sich zu bewegen, ließ er sich auf die Pritsche zurückfallen. Nach einer Weile wandte Bolanus sich ihm zu. Während er die Wundrä n der mit einigen geharzten Stof f streifen verklebte, redete er vor sich hin, wobei er den Barbaren wie einen G e sprächspartner behandelte, aber keine Antwort zu erwa r ten schien.
„Na, hast du ja noch mal Glück gehabt. Um ehrlich zu sein, habe ich kein Ass mehr für dich gegeben, und wenn ich noch ehrlicher sein soll, habe ich gegen Missio g e stimmt. Rein aus Eigennutz, ve r steht sich.“
Hier brach der Arzt in dröhnendes Gelächter aus. Er verstummte so unvermittelt, wie er losgelegt hatte, und klopfte seinem Patienten auf den Bauch.
„Reine Fleischwunde, in vier Wochen könntest du wieder kämpfen.“
Er sprach die Sprache inzwischen gut genug, um wegen des Konjunktivs stutzig zu werden, aber er fand nachfr a gen zu mühsam. Die Sklaven hatten einen Stapel grober Tuniken bereitgelegt, von dem er sich eine nahm und über den Kopf zog, dann machte er sich langsam auf den Weg zur Küche.
Ein Wachmann hielt ihn zurück.
„Du hast hier nichts mehr verloren, Urbicus will dich in der Wachstube sehen.“
Gleichgültig wandte er sich um und machte sich auf den Weg zur Wachstube. Urbicus stand in der Mitte des
Weitere Kostenlose Bücher