Der Kimber 2. Buch: Rache (German Edition)
Raumes, ein hölzernes Übungsschwerter in der Hand. Hinter ihm standen zwei Männer, die er noch nie in der Schule gesehen hatte. Verblüfft betrachtete er den B e cher Wein, den ihm der Ausbilder in die Hand drüc k te. Urbicus nahm selbst einen Becher und trank seinem Schüler zu.
„Nun, da du heute freigelassen worden bist ...“
Er glaubte sich verhört zu haben, sein G e sicht nahm den Ausdruck angestrengten Lauschens an.
„...kann ich dir nach Rücksprache mit dem Leiter der Schule eine Stelle als Ausbilder anbieten.“
Urbicus streckte ihm das Holzschwert en t gegen.
„Als Zeichen deiner neuen Stellung.“
Er griff nicht nach dem Schwert, sondern wich einen Schritt zurück. Urbicus Stimme nahm einen drängenden Ton an. „Überleg dir das gut. Was willst du sonst m a chen, du kennst hier in Rom keinen Menschen auße r halb der Schule, du weißt noch nicht einmal, wohin du zum Schlafen gehen sollst. Die e r ste beste Kneipenhure wird dich um deine paar gesparten Sesterzen bringen, und dann stehst du auf der Straße und kannst dich vielleicht noch als Lastträger durchschlagen. Nimm lieber das Schwert, dann weißt du wenigstens, wo du hing e hörst.“
Er wich noch einen Schritt zurück
„Ich bleibe nicht einen Tag länger, ich bleibe noch nicht einmal mehr heute Nacht, wenn es die Wah r heit ist, dass ich gehen kann.“
Einer der beiden fremden Männer hinter Urbicus trat vor.
„Du hast es gehört, der Barbar will nicht hier ble i ben, also können wir ihm ein Angebot machen.“
Urbicus zog ein resigniertes Gesicht und machte eine einladende Handbewegung. Der fremde Mann trat vor.
„Uns schickt Trebatius, der dich haben will. Komm mit uns, dann bekommst du ein Bett und Arbeit.“
Viele Alternativen boten sich ihm nicht. Vor allem war er froh, dass er seinen ersten Schritt nach draußen nicht allein machen musste. Er nahm den Beutel mit den paar Sesterzen, die im Lauf der Jahre in der Schule für ihn abgefallen waren, und drehte sich um, um den Männern zu folgen. Urbicus hielt ihn zurück und drückte ihm ein Bündel in die Hand. Es war ein Stück Stoff aus fei n stem lichtblauem Tuch mit kostbarer Stickerei rund um den Saum. Die goldenen Fäden und die bunten Steine des B e satzes leuchteten in der schäbigen Wachstube. Ein großer Blu t fleck war auf dem Stoff, der die Tunika als elegantes Kleidungsstück unbrauchbar machte. „Das gehört dir.“
Er nahm auch das Bündel und folgte den beiden Fre m den.
Inzwischen war es schon dunkel geworden. Die beiden Fremden gingen zügig und angeregt miteinander pla u dernd voraus. Die Luft stand schwül und dicht in den Gassen. Er atmete tief, um einen Eindruck aus den ihn umgebenden Gerüchen zu filtern, aber alles erschien ihm leicht und gehaltlos im Ve r gleich zu dem Dunst, den er die letzten Jahre geatmet hatte. Der Weg führte sie über das Forum, auf dem die Zimmerleute bereits begonnen hatten, die Tribünen abzubauen, während Sklaven den blutigen Sand zusa m men kehrten. Unwillkürlich blieb er stehen und blickte lange über den Platz, der ihm nun plötzlich riesig erschien. Ein Schauer ließ ihn zusamme n fahren und weckte ihn aus seiner Grübelei. Er war allein. Zu seinem Entsetzten waren die beiden Fremden nicht mehr zu s e hen, sie mussten ohne ihn weiter gegangen sein. Er fühlte sich vollkommen verloren. Erst nach la n gem Spähen sah er die beiden schließlich im Schatten eines Torbogens am anderen Ende des Platzes st e hen. Seine Erleichterung war grenzenlos. Er kle m mte sich die Toga unter den Arm und beeilte sich, humpelnd, durch die frische Verletzung b e hindert, zu ihnen zu gelangen. Als er sie e r reichte, schienen sie genauso froh wie er selbst, so dass sie ihn für den Rest des Weges zwischen sich nahmen. Bald kamen sie an den Eingang eines Ha u ses, an dessen schwere, mit Nägeln beschlagene Tür sie klopften. Als man sie eingelassen hatte, ve r drückten sich seine beiden Begleiter schnell auf die eine Seite des Vo r raumes an dem dem Geruch nach zu urteilen die Küche liegen musste. Ein anderer Sklave gebot ihm durch ein Zeichen ihm zu folgen. Als sie durch eine zweite Tür getreten waren, zog auch der sich zurück und ließ ihn allein.
Er sah sich um und glaubte zu träumen. Seine Blicke wanderten von den Säulen mit den aufstrebenden Siege s göttinnen zu dem Mosaikfußboden und von dort zu dem Marmorbild des Fauns in der Nische. Er trat an das B e cken, das den Mittelpunkt des offenen Raumes bildete und
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