Der Kinderdieb
einschließlich Haut, Maske, Fell und Hörner, war von einer bröckligen Schicht roter Farbe bedeckt. Das Ungeheuer trug einen kurzen Knüppel mit einem langen, gezackten Haken an einem Ende.
Es richtete den Blick fest auf Nick, hob den Knüppel und stieß ein lautes Schnauben aus.
»Oh nein!«, schrie Nick.
»Nein! Nein! Nein!«
Er riss wie wild an seinen Fesseln, zog und zerrte, bis es ihm schließlich gelang, seine Arme zu befreien. Dann strampelte er sich von den Ranken um seine Hüften und Beine los. Als er seine Füße befreite, stolperte er und fiel hin. Er rollte sich herum, kam wieder auf die Beine und blickte sich um. Als er die Teufelsbestie auf sich zukommen sah, rannte er los. Er versuchte, aus dem Kreis der Kinderwesen auszubrechen und sie bei seitezustoßen, doch sie packten ihn und schubsten ihn zurück.
Die Teufelsbestie fasste Nick mit der offenen Hand ins Gesicht. Der Schmerz explodierte in seinem Kopf, und er stürzte, alle viere von sich gestreckt, auf den Steinboden, wo er sich zu einer Kugel zusammenrollte und sich den Schädel hielt.
Es ist vorbei
, dachte Nick,
ich bin tot
.
Der Teufel stürzte sich auf ihn und trat ihn fest gegen den Oberschenkel. Nick schrie, sah einen Fuß auf sein Gesicht zukommen und schaffte es, sich zu bewegen. Der Tritt traf ihn an der Schulter und warf ihn herum.
»AUFHÖREN!«
, schrie Nick.
Der Teufel setzte ihm mit stampfenden Schritten nach und hob den Knüppel mit der bösartigen Eisenspitze über den Kopf. Nick sprang beiseite. Der Knüppel traf auf Stein, wurde der Teufelsbestie aus der Hand gerissen und kullerte in die Mitte des Rings. Nick sprang auf und humpelte davon in dem Versuch, Abstand zwischen sich und seinen Verfolger zu bringen. Doch der Teufel sprang vor, erwischte Nick am Arm, drehteihn herum und versetzte ihm mit dem Handrücken einen Schlag ins Gesicht.
Sengender Schmerz und ein blendender Blitz ließen den Jungen taumeln, doch er hielt sich auf den Beinen. Erneut griff der Teufel an.
Nick schmeckte Blut. Er hob eine Hand an die Lippen und war entsetzt, als er sah, wie viel Blut daran klebte.
»WAS WOLLT IHR?«
, schrie Nick, als ob er es nicht wüsste, als ob er mit irgendetwas anderem rechnete als damit, grausam zu Tode geprügelt zu werden.
Der Teufel folgte ihm einfach nur, immer im Kreis, ohne zu antworten, ein Raubtier, das es auf seine Beute abgesehen hat.
»WAS?«
, brüllte Nick.
»WAS?«
Sein Blick fiel auf den stachelbewehrten Knüppel, der in der Mitte der Arena lag. Er schaute hastig zwischen der Waffe und dem Teufel hin und her.
Der Teufel blieb stehen und starrte ihn an.
Nick stürzte sich auf den Knüppel und packte ihn. Vor Überraschung darüber, wie schwer die Waffe war, hätte er sie beinahe wieder fallen lassen. Er hielt sie mit beiden Händen und richtete den gekrümmten Dorn auf den Teufel.
»KOMM HER!«
, schrie er und versprühte dabei Blut und Speichel.
»KOMM HER, DU SCHEISSKERL!«
Der Teufel stand einfach nur da.
»KOMM HER!«
, schrie Nick erneut. Der Knüppel vibrierte in seinen zitternden Händen.
Die Wesen um ihn herum begannen, im Chor »Blut, Blut, Blut« zu rufen, immer wieder, bis Nick glaubte, den Verstand zu verlieren.
»
Das reicht!
« Er stieß ein Heulen aus und rannte auf den Teufel zu, wobei er weit mit dem Knüppel ausholte, in der Absicht, seinem Angreifer den Dorn tief in den Schädel zu bohren.
Im letzten Moment packte der Teufel Nick am Handgelenk und entrang ihm den Knüppel. Die Waffe prallte mit einemlauten Knall auf den Steinboden, und Stille senkte sich über den Raum.
»Gut«, sagte der Teufel und schob seine Maske hoch.
Nick stellte fest, dass er nicht etwa einem Ungeheuer gegenüberstand, sondern einem Jungen.
Der Junge lächelte ihn an. »Das hast du gut gemacht.« Er ergriff Nicks Hand und hob sie in die Höhe.
»NEUES BLUT FÜR DEN TEUFELSBAUM!«
, rief er, dann warf er den Kopf in den Nacken und stieß ein Heulen aus.
Die Wesen um sie herum stimmten in das Heulen ein und trommelten auf den Boden. Der ganze Raum hallte von ihrem Krakeelen wider. Sie nahmen ihre Masken ab, und Nick sah, dass sich unter dem wilden Haar und der Farbe nichts weiter verbarg als ein paar dumme kleine Kinder.
Sein Blick fiel auf die blauen Pixies, die es den Jungen nachtaten und im Gebälk umhersprangen wie kleine blaue Äffchen, wobei sie das Getöse mit ihren hohen Raubtierschreien verstärkten. Das Johlen, Kreischen und Keckern erfüllte den ganzen Raum. Die Welt schien sich in ein
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