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Der Kinderpapst

Der Kinderpapst

Titel: Der Kinderpapst Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Peter Prange
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würde.
    Nur im Zeltlager des Kommandanten brannte noch eine Fackel.
    Â»Hat Euch der Teufel geritten, Domenico abzustechen wie ein
Ferkel?«, fragte Petrus da Silva.
    Â»Was hätte ich denn tun sollen?«, erwiderte Gregorio. »Zusehen, wie
er den Papst umbringt?«
    Â»Einen Edelmann tötet man nicht, man nimmt ihn gefangen! Das weiß
jeder Knappe!«
    Â»Es ging alles so schnell, dass ich keine Wahl hatte.«
    Â»Man hat immer eine Wahl. Herrgott, Ihr wisst doch selbst, wir
können die Sabiner nicht besiegen. Wir müssen mit ihnen verhandeln.«
    Petrus griff in den Kübel, den ein Page ihm ins Zelt gebracht hatte,
und fischte einen Flusskiesel aus dem Wasser, um damit seine Wange zu kühlen.
Rührte der Schmerz von seinen Zähnen her? Oder pochten seine Zähne, weil der
Zorn ihm das Blut in die Adern trieb? Er hatte die Schlacht vom Glockenturm des
Petersdoms aus beobachtet. Selten hatte er ein so erbärmliches Schauspiel gesehen:
Kein Tuskulaner hatte auch nur einen Fuß auf römisches Stadtgebiet gesetzt. Der
Papst, den er beschworen hatte, sich aus dem Kampf herauszuhalten, war
verwundet worden; Benedikts Heer hatte bereits am ersten Tag über hundert Mann
verloren, und als sich wie durch ein Wunder die Gelegenheit geboten hatte, das
Blatt zu wenden, hatte der Kommandant der päpstlichen Truppen sie jämmerlich
vertan.
    Leise stöhnte Petrus da Silva auf. War es ein Fehler gewesen, den
Tuskulanern die Treue zu halten? Oder hätte er seiner Kirche besser gedient,
wenn er sich auf die Seite der Sabiner geschlagen hätte?
    Â»Es ging Euch in Wahrheit gar nicht um den Papst«, sagte er.
    Â»Was wollt Ihr damit sagen?«, fragte Gregorio.
    Â»Ihr habt Domenico getötet, um einen Zeugen zu beseitigen.«
    Â»Was für einen Zeugen?«
    Â»Stellt Euch nicht dümmer, als Ihr ohnehin seid! Oder habt Ihr
vergessen, was Domenico mir über Euch verraten hat?« Petrus machte eine Pause,
um seine Worte wirken zu lassen. »Aber glaubt ja nicht, dass Ihr Euch damit
einen Gefallen getan habt. Den Zeugen Eures Mordes habt Ihr vielleicht
beseitigt, doch Eure Schuld vor Gott habt Ihr nur weiter vermehrt. Denn niemand
geht ein in das himmlische Reich, der sich der irdischen Gerechtigkeit entzieht …«
    Während er sprach, öffnete sich die Zelttür.
    Â»Ewige Heiligkeit!« Petrus sank auf die Knie.
    Â»Wollt Ihr Euren Mantel ruinieren?« Benedikt forderte ihn mit einer
Handbewegung auf, sich wieder zu erheben. »Gebt mir lieber was zu trinken.
Verflucht, das brennt wie Feuer.« Sein linker Arm war bis zur Achsel verbunden,
Domenicos Schwert hatte ihn zwischen dem Kettenhemd und dem Oberarmschild
erwischt.
    Â»Das sind die reinigende Kräfte der Öle«, sagte Petrus. »Sie
verhindern, dass sich in Eurer Wunde üble Säfte bilden.«
    Â»Das hat der Quacksalber auch gesagt.« Benedikt nahm den Becher
Wein, den sein Bruder ihm reichte, und stürzte ihn in einem Zug hinunter. »Aber
was zieht Ihr für ein Gesicht, Eminenz? Wie Ihr seht, bin ich wohlauf.«
    Â»Ich mache mir Sorgen wegen des Crescentiers. Als Geisel wäre er
Gold wert gewesen. Als Toter aber wird er nur die Wut unserer Feinde schüren.«
    Benedikts Miene verdüsterte sich. »Glaubt Ihr wirklich, er ist tot?«
    Â»Da müsst Ihr Euren Bruder fragen.«
    Benedikt schaute Gregorio an. Der zog ein Gesicht, dass Petrus da
Silva fast übel wurde. Dieser Riese von einem Mann, der es auf dem Schlachtfeld
mit einem halben Dutzend Gegnern aufnehmen konnte, sah aus wie ein Messdiener,
den der Pfarrer gerade beim Messweintrinken erwischt hat.
    Â»Ich … ich weiß es nicht«, stammelte er. »Nachdem ich zugestochen
hatte, fielen drei Mann gleichzeitig über mich her. Ich habe nur noch gesehen,
wie ein Ritter den Crescentier davongeschleppt hat.«
    Â»Dann betet zu Gott, dass er lebt«, sagte Petrus da Silva. »Weil
sonst …«
    Statt den Satz zu Ende zu sprechen, blickte er Gregorio an. Dem war
das Blut aus dem Gesicht gewichen, und mit einer Stimme, die vor Angst
zitterte, fragte er:
    Â»Glaubt Ihr, Gott wird mich strafen, wenn er stirbt?«
    8
    Nur das Licht des Mondes erhellte die kleine Kammer, in der Chiara
ihren Mann gebettet hatte – der einzige leere Raum im Haus, in dem sie mit ihm
in dieser Nacht allein sein konnte. Zwei Ärzte hatte sie an sein Bett gerufen.
Doch beide hatten nur die Köpfe

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